1 subscription and 0 subscribers
Article

Sprungbretter für die Karriere

Linkedin und Xing werden oft in einen Topf geworfen, setzen aber auf unterschiedliche Geschäftsmodelle

Linkedin sitzt in Mountain View und ist seit zwei Jahren auch in München präsent

Beide richten sich an Berufstätige und helfen Personalern bei der Suche nach Fachkräften, beide starteten vor zehn Jahren im Internet und notieren inzwischen an der Börse: Linkedin und Xing werden ständig aneinander gemessen. Doch abgesehen vom Genannten gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Das Unternehmen Xing ist deutlich kleiner und die zwei Firmen setzen außerdem auf unterschiedliche Strategien.

„Xing bietet für die Suche nach Fach- und Führungskräften mehr geeignete Kandidaten im deutschsprachigen Raum", sagt Astrid Matzke, Beraterin beim Berliner Personalspezialisten I-Potentials. „Sind Fachkräfte aus dem Ausland gefragt, ist Linkedin die bessere Wahl." Mehr als sechs Millionen Menschen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich pflegen bei Xing ein Profil - doppelt so viele wie bei Linkedin. Dort netzwerken aber weltweit 225 Millionen Mitglieder, sie stammen vorwiegend aus den USA, Asien und Indien.

„Für europäische Nutzer wirkt Linkedin eher unübersichtlich", meint Sylvia Knecht, Geschäftsführerin der auf Personalmarketing spezialisierten Agentur Linch Pin aus Köln-Frechen: „Xing bietet Unternehmen mehr Möglichkeiten, Image aufzubauen." Nutzer lernen hier nicht nur Neues aus dem Unternehmen und seine Angebote kennen, sondern können mit Angestellten und Xing-Mitgliedern Kontakt aufnehmen. Sie erfahren zudem, wie das Unternehmen bei den Beschäftigten abschneidet. Zu diesem Zweck hat Xing Anfang 2013 Kununu gekauft, den Online-Dienst für Arbeitgeberbewertung. Zwei Jahre zuvor übernahmen die Hamburger die Event-Plattform Amiando. Firmen können hier ihre Veranstaltungen bewerben und Tickets verkaufen.

Während Xing also viel dafür tut, die Services für Firmenkunden zu verbessern, zielt Linkedin eher auf den einzelnen Netzwerker ab: In den letzten Jahren übernahm das US-Netzwerk Slideshare, eine Plattform, auf der jeder Präsentationen veröffentlichen kann. Außerdem kaufte Linkedin Pulse, einen Nachrichtenaggregator, mit dem sich Nutzer Informationen nach Interessenlage für Smartphones oder Tablet zusammenstellen. Dabei erwirtschaftete Linkedin 2012 nur 20 Prozent seines Umsatzes mit Premium Accounts, also mit Beiträgen, die Mitglieder für mehr Funktionen bezahlen. Stattdessen verdient die Plattform mit Lizenzgebühren für Online-Werkzeuge, die Personaler oder Vertriebsspezialisten einsetzen. 54 Prozent des Umsatzes entfallen auf die Sparte „Talent Solutions". Seit Kurzem gibt es zudem vergleichbare Tools für den Vertrieb: Damit lassen sich über Linkedin nicht mehr nur Angestellte, sondern auch die Ansprechpartner im Einkauf finden. „Uns ist mehr gedient, wenn wir von Firmenkunden Geld nehmen", lässt Linkedin wissen. „Daher werden wir mittelfristig auch die Gebühren für die Premium Accounts abschaffen."

Bei Xing wiederum machen diese das Hauptgeschäft aus: Mehr als 70 Prozent des Umsatzes entfielen 2012 auf die Einnahmen durch Mitgliedergebühren. Der Rest wurde mit Services für Personaler sowie mit der Werbevermarktung erwirtschaftet. Es ist absehbar, dass sich die Größenverhältnisse der Sparten verschieben. Xing hat die Services für Personaler jetzt ebenfalls als „Talentmanager" zusammengefasst und vermarktet diesen gegen Lizenzgebühren. Außerdem will Xing mit Partnern verdienen: Autovermieter, Versicherungen, neuerdings auch Hotels können Mitgliedern vergünstigte Angebote unterbreiten, wenn sie Xing an den Einnahmen beteiligen.

„Xing hat es leider versäumt, einen internationalen Fokus aufzubauen", moniert Marketingspezialistin Knecht Schwächen des deutschen Networks. „Immer mehr junge Leute haben ein Interesse, internationale Kontakte aufzubauen." Sie suchen für Auslandsaufenthalte verstärkt nach Informationen von internationalen Gesellschaften, aber auch nach Kollegenkontakten jenseits der Heimat. Umgekehrt suchen immer mehr Firmen Spezialisten im Ausland: „Gerade die ITler und Digital-Spezialisten ziehen zunehmend zu Linkedin um", beobachtet Personalfachfrau Matzke. „Ich bin gespannt, was Xing für mehr Internationalität tun wird." Die steht bei Xing jedoch nicht oben auf der Agenda. „Es gibt viele Berufsgruppen im deutschsprachigen Raum, die wir noch gar nicht erreichen", heißt es bei Xing.

Wie Linkedin forciert Xing aber die Anstrengungen im mobilen Netz. Etwa jedes vierte Mitglied greift per Smartphone oder Tablet auf die Netzwerke zu - daher gibt es Linkedin und Xing als App - und ermöglicht dabei sogar die gezielte Freigabe der Profildaten an ausgewählte Dritte: Auf diese Art müssen Bewerber keinen Lebenslauf auf ihren mobilen Geräten oder im Internet bereithalten, sondern können sich mit ihrem Profil für Aufgaben empfehlen.

„Der Arbeitsmarkt hat sich in vielen Branchen gedreht, Kandidaten suchen sich aus, wohin sie gehen und pflegen dazu auch Profile in Netzwerken", beobachtet Matzke. Wo es um Fachkräfte geht, habe die Stellenanzeige fast ausgedient. Netzwerken ist angesagt. Fachkräfte wollen so in den Berufscommunitys für neue Herausforderungen entdeckt und empfohlen werden, aber auch mit Kollegen und Spezialisten Erfahrungen austauschen. Daher haben Xing und Linkedin die Kontaktaufnahme für Personaler und Headhunter zuletzt stark eingeschränkt. Die Personalsuche über Netzwerke erfordert persönliche Ansprache und keinen Informationsfluss im Gießkannensystem. ❚

SUSANNE VIESER

Personalsuche in sozialen Netzwerken: Linkedin vs. Xing

Unternehmensvergleich in wichtigen Kennzahlen

Original