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Wechsel der Perspektive

Das Urban Tree House in Wien von smartvoll Architekten ist eine Kombination aus Nachverdichtung und Green Building. © smartvoll Architekten

„Wann wir es endlich wieder billiger?“, fragte die Ziviltechnikerkammer Wien stellvertretend und präsentierte gemäß Untertitel „Wie wir leistbares Wohnen sichern“ Lösungsvorschläge.

Transparenz steht hier ganz oben in der Dringlichkeitsskala: Je mehr Entwicklungskosten und Preise im Bau auseinanderklaffen, desto wichtiger sei es, eindeutige Datengrundlagen zu schaffen. Gerade in der Bodenpolitik fehlen diese. So ist etwa „Versiegelung" im Burgenland anders ausgewiesen als in Salzburg.

Ein anderes Thema verlangt ebenfalls nach mehr Klarheit: die Leerstände. Diese verursachen einen Anstieg der Wohnungs- und Mietpreise und erhöhen Wohnungsknappheit. Meist gibt es darüber nur Vermutungen. Andere Länder haben richtungsweisende Beispiele: In Amsterdam besteht seit Jahren eine strenge Pflicht zur Meldung von Leerständen, ähnlich ist es in Barcelona. Das geht so weit, dass leer stehende Wohnungen beschlagnahmt werden können.


Potenzial des Bestands nutzen

Die zweite Forderung verlangt „Bestand nutzen" - wo früher Neubau das Allheilmittel war, wird nun auf Umbau und Sanierung gesetzt. „Wir müssen rasch und radikal umdenken", formuliert es Ulrike Schartner, Vorsitzende des Ausschusses Wohnbau und Leistbarkeit der zt: Kammer W/N/B. Die öffentliche Hand sollte hier Vorreiterin sein. Zusätzlich zu verbesserten gesetzlichen Grundlagen, kann eine CO2-Bepreisung Anreize schaffen. So würde ein Abbruch nicht mehr kostengünstiger als ein Neubau.

Zudem wird eine Abbruchgenehmigung verlangt - dann muss erst einmal angesucht werden, bevor demoliert wird. Auch Erleichterungen bei Wohnungswechsel sind wünschenswert - derzeit gestaltet sich ein Umzug in eine kleinere Wohnung meist als finanzielle Investition, obwohl das Gegenteil der Fall sein sollte. Überhaupt ist mehr Nutzungsflexibilität gefragt, die derzeit durch die Bauklassenverordnung verhindert wird. In Schweden etwa gibt es mehr und leichter adaptierbare Möglichkeiten, von denen man sich inspirieren lassen kann.

„Der Weg in den Bestand bedeutet gleichzeitig den Weg aus der Klimakrise", so fasst es Bernhard Sommer, Präsident der zt: Kammer W/N/B, zusammen. Zudem verlangt eine Verlagerung zu Umbau und Sanierung gut ausgebildete Arbeitskräfte aus dem Handwerksbereich. Somit erhält die Lehrlingsausbildung neue Perspektiven. Damit geht die Forderung einher, die Lohnabgaben zu verringern. Materialien sollen hingegen teurer werden, denn sie sind endliche Ressourcen.

In der dritten Forderung ging es um „Forcierung des kommunalen Wohnbaus". Wie Jutta Wörtl-Gößler vom Ausschuss Wohnbau und Leistbarkeit betonte, geht es dabei auch um die Genehmigung neuer Genossenschaftsmodelle. Habitatmodelle erleichtern partizipative Bauprojekte und fördern zugleich Gemeinschaft. Hier gilt es, gesetzliche Rahmenmodelle zu schaffen. Zur Thematik gehört auch, dass Umwidmungen klareren Regeln folgen müssen. Es ist inakzeptabel, dass weiterhin jeder Bürgermeister über Baulandwidmungen bestimmen kann. Ein städtebaulicher Wettbewerb soll richtungsweisend für Umwidmungen vorgeschaltet werden.

Lesen Sie den ungekürzten Artikel auf Seite 5 der aktuellen Ausgabe 370-5/2023 oder am Austria Kiosk!
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