"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben muss man es aber vorwärts", sagte einst der Philosoph Søren Kierkegaard. Im Film gilt diese Regel nicht. Schon längst greifen viele Filmschaffende auf Zeitreisen zurück und brechen Zeitebenen auf. Auch Regisseur Andrew Legges Spielfilmdebüt "Lola" wagt das Gedankenexperiment. In dem Science-Fiction-Drama erfinden zwei Schwestern (Thom und Mars) einen Apparat (Lola), der Radio- und Fernsehsendungen aus der Zukunft empfängt, sie selbst verlassen ihre Zeitebene nicht. Doch ihr Wissen ist Macht. Und so bleibt es nicht aus, dass auch sie in den Verlauf der Geschichte eingreifen.
Legge würfelt in »Lola« Zeit- und Realitätsebenen wild durcheinander und kombiniert fiktives Filmmaterial aus der Vergangenheit mit echtem Archivmaterial. Im Film präsentiert das Material Visionen von Ereignissen, die noch nicht stattgefunden haben. Den retrofuturistischen, teils düsteren Soundtrack komponierte »The Divine Comedy«-Frontmann Neil Hannon. Manches Stück hat Hitpotenzial, und das ist auch gut so, denn Hannons Sound spinnt sich wie ein roter Faden durch das teils sehr flimmernde (Archiv-)Material. Dank dieses Kniffs und überzeugender Hauptdarstellerinnen ist Legge ein spannender Trip in eine Zeit gelungen, der unsere Historie neu (be)schreibt.
Legge spinnt hier eine Idee aus seinem Kurzfilm »The Chronoscope« weiter. Die Mockumentary erzählte von einer Maschine, die mittels Funkwellen Bilder aus der Vergangenheit produzierte, Lola zeigt nun Realitäten aus der Zukunft. Im Mittelpunkt der Story stehen Thomasina »Thom« Hanbury (Emma Appleton) und Martha »Mars« Hanbury (Stefanie Martini), die nach dem frühen Tod ihrer Eltern den Wunderapparat Lola – benannt nach ihrer Mutter – erfinden. Mittels elektromagnetischer Impulse empfangen sie Ende der 30er Jahre Radio- und Fernsehsendungen aus der Zukunft.Sie führen ein sorgloses, ein bisschen verrücktes Leben zwischen Gegenwart und Zukunft. Vor ihrer Zeit hören sie »Major Tom«, David Bowie (»Space Oddity«) und the Kinks (»You really got me«), sehen Filme und werden Zeugen von gesellschaftlichen Ereignissen, welche in Wahrheit noch gar nicht stattgefunden haben. Sie nutzen ihr Wissen, um bei Pferdewetten todsichere Wetten zu platzieren. Vom Gewinn kauft Mars ein Auto und Thom ein Pferd, auf dem sie gerne durchs Haus reitet....
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