In nur 90 Tagen schrieb Ottessa Moshfegh ihren preisgekrönten Psychothriller "Eileen". Neben Lob seitens der Literaturkritik schlug ihr 2015 auch eine Welle der Empörung entgegen: Die Titelfigur sei ekelhaft, die bis ins Detail beschriebenen Körperfunktionen Eileens und deren Gerüche verstörend und abstoßend. Dass Protagonistin Eileen damit den Ekel vor sich selbst, ihrem weiblichen Körper, thematisierte, hätten viele Lesende nicht verstanden, erklärte die Autorin anschließend in mehreren Interviews. Regisseur William Oldroyd konzentriert sich in seiner Verfilmung weniger auf die abstoßenden Aspekte, sondern mehr auf den Gegensatz zwischen den beiden Protagonistinnen Eileen und Rebecca, zwei ganz unterschiedlichen Frauen, und erschafft damit einen Neo-Noir-Thriller im Retro-Look. Der düstere Soundtrack stammt von Richard Reed Parry, Mitglied der kanadischen Multiinstrumentalistenband Arcade Fire. In seinem titgelgebenden Track kündigt Parry mit zitternden Streichern spannungsreiche 97 Minuten an - und hält teilweise Wort.
Susanne Gietl
Berlin
Review