Man könnte ja meinen, dass die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) schon genug Marketingunsinn getrieben hat. Ein Turnschuh mit eingebautem Fahrausweis, ein Video mit Frank Zander als Marketingchef und last but not least eine eigene BVG-Klamottenkollektion. Aber nein. Das reicht noch lange nicht, denn der Auftritt der irischen Stadionrocker U2 in der U2, Kazim Akbogas »Is mir egal« und der umgetextete O-Zone-Hit »Dragostea din tei«, der letztlich zur »Freie Jobs hier, freie Jobs«-Hymne mutierte, gaben der BVG recht: Da geht noch mehr.
Mehr, das bedeutet: mehr Musik, mehr (schlechte) Wortspiele und mehr Öffi-Design. Alles in allem nennt sich das dann Musical. »Tarifzone Liebe – Die Gefühle fahren Straßenbahn« von Regisseur Christoph Drewitz feierte am Montagabend im restlos ausverkauften Admiralspalast Premiere. Die Tickets waren mit 29 Euro günstiger als das Deutschland-Ticket, Öffis im AB-Bereich inklusive. Wer zum Nulltarif in die »Tarifzone Liebe« fahren wollte, verfolgte den Livestream am Montag.
Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.
2600 Fans trafen sich an zwei Tagen zum geselligen Öffis-Gucken und Öffis-Hören. Wer Glück hatte, der durfte sogar mit einem BVG-Jutebeutel nach Hause gehen. Das Gute: Dieses Design kommt nie aus der Mode, denn es war nie modisch. Letztes Jahr brachte die BVG dieses »Vielfalt«-Design heraus. Wer genauer hinsieht, sieht darauf viele bunte Menschen in Rot, Blau, Schwarz und Gelb. Keith Haring in trashig also. Das kann nur die BVG.
Ähnlich verhält es sich mit dem einstündigen Musical, das selbstpersiflierend-lässig sein möchte. Zugegeben, der eine oder andere Wortwitz tut schon sehr weh oder, um es im BVG-Slogan zu sagen, fährt auf einer ziemlichen lahmen Schiene. Allein der Name der Protagonistin Tramara (Jeannine Wacker), die sich in den Fahrgast Alexander (Jendrik Sigwart) verliebt, lässt Schlimmes vermuten. Muss das wirklich sein? Ja, es muss, denn die BVG hat ein Abo auf genau diese Art von Humor. Dass eine der besten Texterschmieden, Jung von Matt, am Musical mitgearbeitet hat, ist Teil des Marketingplans, den BVG-Vertriebs- und Marketingchefin Christine Wolburg mit ihrem Team ausheckte....