Just ist Street-Art-Künstler und Fotojournalist. Im Dezember 2012 reiste er nach Syrien, um im Bürgerkrieg zu fotografieren. Jetzt sammelt er für sein nächstes Projekt: die Rückkehr nach Aleppo.
Just, alias Boris Niehaus, gehört zu den bedeutendsten Fotografen der Graffiti- und Street-Art-Bewegung. Ob spektakuläre Kunstwerke von Brad Downey und Mark Jenkins, exorbitante Wandarbeiten von Blu oder FAITH 47 oder radikale Performances von ZEVS, Doma und Dave the Chimp oder Galerie- und Museumsschauen von DAIM, D*Face und EVOL - Just hat sie alle fotografiert.
Seit rund zehn Jahren begleitet er Künstler, die heute schon zu Ikonen geworden sind, und dokumentiert in brillanten Bildern die Höhepunkte urbaner Kultur.
Dass er auch eine andere Seite hat, fernab von bunter Farbe und urbanem Lifestyle, ist seit seiner letzten Fotoreportage "Letters from Aleppo" klar. Fünf Tage lang reiste er 2012 mit dem befreundeten Fotografen Thomas Rasslow durch Syrien. Die Reportage wurde im Blog "Nerdcore" und im Schweizer Magazin "Reportagen" veröffentlicht. Die Recherche war ein gefährliches Unterfangen, das auch mit Journalisten-Status höchst bedenklich war. Jetzt will Just zurück nach Syrien, um wieder zu fotografieren - und ein Krankenhaus zu unterstützen. Auf der Crowdfunding-Plattform "We make it" sammelt er Geld für das Projekt.
Durch Publikationen in Magazinen und Interviews, die er nach seinem Aufenthalt in Syrien gab, ist die Idee entstanden, erneut eine Klinik in Aleppo zu besuchen, um den Menschen dort zu helfen. In seinem Crowd-Founding-Projekt, das noch zwölf Tage läuft, bittet er um Spenden für eine kugelsichere Weste, Helm und eine Kamera mit Videofunktion. Wird dieses Projekt getragen und es kommen im Rahmen seiner Kampagne weitere Gelder zusammen, werden diese zu 100 Prozent der Reise und der Klinik zu Gute kommen, mit Spenden für Nahrung, Medizin oder dem Versuch des Aufbaus von Strukturen zur längerfristigen Hilfe.
Die psychiatrische Klinik hatte er in den kurzen Tagen seines Aufenthaltes im Dezember 2012 besucht.. Die Menschen dort sind verlassen worden, ältere Männer und ein paar traumatisierte Kinder blieben zurück. Dieses Erlebnis prägt ihn bis heute, die Erinnerungen lassen ihn nicht los.
Schüsse und das Leid der Menschen waren für eine Woche seine Wegbegleiter. Was er auf seiner Kamera festhält, entschied er nicht alleine, sondern in Absprache mit seinen Begleitern, Widerstandskämpfern gegen die Regierungsarmee. Die Rebellen hatten schon mal Journalisten für die Zerstörung eines Krankenhauses verantwortlich gemacht. Dennoch ist Just dicht dran an den Menschen. Er fotografiert Rebellen beim Gefecht, sieht wie gegen Menschenrechte verstoßen wird, erlebt Leid, Trauer und Hungersnot, die Menschen dort sterben lässt, wenn es keine Granate oder eine Bombe tut.
Teil der SzeneEigentlich kommt Just, der auf einem schottischen College Fotografie studierte, aus dem Ruhrgebiet. Nach Berlin kam er über Umwege. Losgelassen hat ihn diese Stadt und ihre Kunst seitdem nicht mehr. Seine unkonventionellen Fotografien fallen auf: Authentisch und voller Energie zeigen sie seine Kunst vor und hinter der Kamera.
Da Boris Niehaus selbst Teil der Szene ist, sind seine Akteure seine Freunde, und die Schauplätze und Hausdächer in vielen Ländern dieser Welt kennt er gut. Er ist seit zehn Jahren aktiver Sprayer. Unzählige Fotos sind in Büchern, Ausstellungskatalogen oder Magazinen wie "Modart", "Spiegel", "FAZ" oder der "New York Times" erschienen. Was alle überzeugt, ist die Lebendigkeit, die man in seiner Kunst wiederfindet. Satte Farben, die Liebe zur Großstadt, die Symbolik der Freiheit, wenn er nachts mit Freunden auf Hausdächern seine Spuren hinterlässt, die Blick in die Tiefe genießt und die kühle Luft atmet und als stiller Beobachter das einfängt, was anderen nicht gelingt: urbane, echte Street-Art Kunst die ein Leben für ihn bedeutet.
Just begleitet seit Jahren eine Vielzahl von Akteuren bei ihrer Arbeit, was manchmal in schwindelerregender Höhe über den Dächern von New York, Warschau oder Bangkok auch gefährlich sein kann. Dabei gelingt es ihm aber vor allem, einen ganz persönlichen Einblick in Kreise zu bekommen, die anderen verschlossen bleiben. Er porträtiert mit seiner Fotografie auf unnachahmliche Weise das Wesen der Sprayer und den Prozess ihrer Arbeit. Wer diese Bilder sieht weiß: dabei gewesen zu sein ist das, was zählt.
Das Crowdfunding-Projekt
Just sammelt für seine Fotoreportage aus Aleppo über die Schweizer Plattform We Make It