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Mit Beton und Stahl dem Verkehr trotzen

Der Erhalt und die Modernisierung von Brücken stehen ganz oben auf der Agenda von Bundesverkehrsminister Dobrindt. Ein milliardenschweres Unterfangen.

Scheßlitz (dpa) - Wer in diesen Tagen in Bayern auf der Autobahn A70 in Richtung Bayreuth unterwegs ist, kann nur ahnen, was dort hinter der Leitplanke an der Hangbrücke Würgauer Berg vor sich geht. Nur ein hoher Kran wacht für die Autofahrer sichtbar über die Warnbaken in der Baustelle. Das Thema Brückenmodernisierung steht derzeit ganz oben auf der Agenda von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Und die Baustelle an der A70 ist nur eine von vielen in Deutschland. Die Arbeiten am Neubau laufen auf Hochtouren. Im September soll die 403 Meter lange Schwesterbrücke fertig sein, der Verkehr wieder normal laufen. 

«Bisher laufen die Arbeiten an der Würgauer Hangbrücke ohne Probleme ab, sowohl technisch als auch finanziell», sagt Georg Müller. Er leitet das Bauprojekt zwischen Scheßlitz und Roßdorf für die Autobahndirektion Nordbayern. Im vergangenen Herbst hatten die Arbeiter begonnen, die 1968 erbaute Brücke abzureißen und durch eine neue zu ersetzen. Diese soll auf elf Stützpfeilern ruhen - wie die in den 1990er Jahren erbaute, parallel in nördliche Richtung verlaufende Brücke. Nötig geworden war der Abriss, weil Prüfer die Substanz der Brücke als anfällig für Materialermüdung erkannt hatten. 

Durch das gestiegene Verkehrsaufkommen seien die Tragereserven nahezu aufgebraucht, so die Begründung. Hinzu kamen erhebliche Schäden am Überbau, welche einen Ersatzneubau dringend erforderlich machten. Regelmäßig prüfen die Straßenbauverwaltungen der Länder ihre Brücken. Laut Bundesverkehrsministerium gibt es an den Autobahnen und Bundesstraßen mehr als 39 000 Brücken.

«Viele dieser Überwege sind in den 1960er-Jahren entstanden», erklärt Müller. Damals herrschte das Prinzip «leicht und preiswert». Der Zustand hat über die Jahrzehnte gelitten. Die Dauerbelastung mit tonnenschweren Sattelschleppern hinterlässt ihre Spuren und ist oft noch stärker als ursprünglich einkalkuliert.

Der Bund will mehr Geld in die Sanierung stecken und bündelt größere Vorhaben in einem Sonderprogramm. Daraus sind in diesem Jahr 450 Millionen Euro vorgesehen, im nächsten Jahr 520 Millionen Euro und 2018 weitere 640 Millionen Euro. Dem Bundesverkehrsministerium zufolge soll jede Ertüchtigungsmaßnahme für Brücken finanziert werden, wenn sie denn Baurecht erhält. Bis dato seien mit Hilfe des Sonderprogramms 113 Brückenbauwerke modernisiert oder ertüchtigt worden, im laufenden Jahr kommen noch einmal 97 dazu. 

Trotz schlechter Noten hatte sich die Widerstandsfähigkeit der Würgauer Brücke (Landkreis Bamberg) beim Abriss gezeigt: «Drei Monate lang haben die Arbeiten gedauert und unsere Leute haben sich echt schwer getan, die Brücke klein zu bekommen», sagt Müller. Die neue Brücke soll noch robuster werden. Verbesserte Spannstähle, mehr Beton und Stützpfeiler auf Bohrpfählen, die bis zu 38 Meter tief in die Erde ragen, sollen für eine möglichst lange Lebenszeit sorgen. 

Wenn es zu Verzögerungen oder Problemen kommt, dann meist vor den Bauvorhaben, auf politischer Ebene. Oft werden technische Einzelheiten in den Stadt- oder Gemeinderäten lange diskutiert, manchmal reichen Anwohner wegen des Lärmschutzes Petitionen ein oder es schlagen Verbände Alarm wegen des Naturschutzes. Außerdem trifft der Mangel an Fachkräften auch die Brückenbau-Branche. Aber Müller bringt genug Erfahrung mit, an mehr als 300 Brückenbauprojekten arbeitete er schon mit. Er sieht der planmäßigen Fertigstellung entspannt entgegen: «Diese Brücke hier ist ein Routinejob.»


Von Stephan Großmann, dpa

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