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Der Traum von der katalanischen Unabhängigkeit lebt

Bild: bento/Steffen Lüdke

Für Marta und Gisela stand viel auf dem Spiel, wir haben sie in der Wahlnacht begleitet.

Marta Gonzalez ist am Limit. Seit Tagen hat die 20-Jährige kaum geschlafen, inzwischen kann sie kaum noch stehen. Dennoch harrt sie seit zwölf Stunden in der Uni in Barcelona aus. Heute ist die Fakultät ein Wahllokal. Gewählt wird das neue Parlament Kataloniens. Marta beobachtet die Abstimmung für ihre Partei, die linksrepublikanische ERC, für die sie in den vergangenen Wochen Wahlkampf gemacht hat. Sie kontrolliert, ob die Auszählung rechtens verläuft.

Was vor Martas Augen ausgezählt wird, ist die Zukunft Kataloniens. Bei der Regionalwahl geht es am Donnerstag um viel: Erringen die Befürworter der Unabhängigkeit die Mehrheit im Parlament, steht Spanien eine erneute Kraftprobe mit der abtrünnigen Region bevor. Verlieren sie die Mehrheit, würde es das vorläufige Ende des Traums von der Unabhängigkeit bedeuten. Kurz vor Mitternacht steht dann fest:

Die Separatisten haben es geschafft - und erneut die absolute Mehrheit der Sitze im katalanischen Parlament errungen.

Die Entwicklung ist das Ergebnis eines jahrelangen Prozesses, seinen bisherigen Höhepunkt hatte er Ende Oktober erreicht. Da erklärte das katalanische Parlament die Region für unabhängig. Zehntausende Katalanen standen damals auf der Straße und verfolgten das Spektakel auf großen Bildschirmen.

Darunter auch Gisela Abella. Am Ende lag die 18-Jährige in den Armen ihrer großen Schwester und weinte - vor Freude. Für Gisela ist die Unabhängigkeit ein großer Traum, an diesem Tag ging er in Erfüllung. Scheinbar.

So wie Gisela und Marta denken und fühlen rund zwei Millionen Katalanen. Dabei ist die Unabhängigkeit vor allem auch eine Utopie, in die jeder seine Ziele und Wünsche projizieren kann.

Das Versprechen: der komplette Neuanfang.

Konservative wollen endlich vom Reichtum der Region profitieren, weniger Geld an den spanischen Staat abgeben. Die Linken träumen von einer Republik mit deutlich mehr sozialen Rechten; Feministen vom Ende des Patriarchats. Gisela wünscht sich unter anderem mehr Geld für katalanische Unis und weniger Studiengebühren. Für Marta hingegen ist es eine Frage der Kultur.

Jetzt, knapp zwei Monate nach der Unabhängigkeitserklärung, ist allerdings vieles anders als erhofft. Katalonien wird seit Ende Oktober aus Madrid zwangsregiert, die Regierung in Madrid hat die katalanische Regierung abgesetzt und Neuwahlen erzwungen. Mehr als 3000 Firmen haben ihren Hauptsitz in andere spanische Regionen verlegt. Zu groß ist die politische Unsicherheit.

Von Unabhängigkeit keine Spur.

Der abgesetzte katalanische Präsident Carles Puigdemont ist nach Brüssel geflohen, andere führende Separatisten sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen drohen jahrelange Haftstrafen, unter anderem wegen angeblicher Rebellion gegen den spanischen Staat. An ihrem Strickpullover trägt Gisela deshalb am Tag der Wahl eine kleine gelbe Schleife. Das Symbol hängt derzeit überall in Katalonien, man sieht es an Eingängen, Laternen und Parkbänken.

(Bild: bento/Steffen Lüdke)

Die spanische Regierung habe nicht gewollt, dass die Separatistenführer in Katalonien Wahlkampf machen, sagt Gisela. Deswegen säßen diese nun im Gefängnis.

Trotzdem hat Gisela weitergemacht.

(Bild: bento/Steffen Lüdke)

Im Wahlkampf hat sie unermüdlich Plakate aufgehängt, auf Facebook Wahlaufrufe verfasst, sich von Bekannten für ihre Haltung beschimpfen lassen. Gewählt hat sie schon vor Tagen per Brief - natürlich die konservative Partei von Puigdemont, sie ist unter dem Slogan "Gemeinsam für Katalonien" angetreten. Gisela ist dort Mitglied.

Die vergangenen Monate haben Marta und Gisela viel Kraft gekostet.

Am 1. Oktober hatten die Katalanen schon einmal abstimmen dürfen. In einem von der Regionalregierung angesetzten Referendum stimmten sie über die Unabhängigkeit ab. Allerdings hatte die spanische Regierung das Referendum für illegal erklärt. Es verstieß gegen die Verfassung.

Marta harrte am Tag der Abstimmung in einer Schule aus - in ständiger Angst, dass die spanische Polizei kommen und das Wahllokal räumen würde. Letztendlich traf es Martas Freunde in einer anderen Schule, wenige Minuten entfernt. "Per WhatsApp habe ich mitbekommen, wie sie von der Polizei geschlagen worden sind", sagt Marta. Die Videos werde sie nicht vergessen.

An die Polizeigewalt muss Marta denken, als an diesem Donnerstag die Entscheidung fällt. Gebannt schaut sie auf ihr Handy, verfolgt dort die Auszählung der Stimmen. Spät in der Nacht steht fest: Gemeinsam mit radikalen Linken kommen die Parteien von Gisela und Marta auf 70 der 135 Sitze im Parlament - eine knappe Mehrheit. Theoretisch könnte Puigdemont sein Präsidentenamt verteidigen.

(Bild: bento/Steffen Lüdke)

Nach Stimmen gewonnen hat die Wahl die pro-spanische Partei Ciudadanos - und ein eindeutiges Mandat für die Unabhängigkeit ergibt sich aus dem Ergebnis nicht. Aber das ist den beiden jungen Frauen egal. Marta jubelt.

Auch Gisela ist erleichtert. Ihre harte Arbeit hat sich gelohnt. Vor der Wahl hatte sie einen Verlust der Mehrheit im Parlament befürchtet.

Jetzt macht sich Euphorie breit. Wieder mal.

Vergessen ist für einen Moment die harte Haltung der spanischen Regierung; vergessen, dass ihrem Präsidenten Puigdemont immer noch Untersuchungshaft droht, falls er nach Spanien zurückkehren sollte. "Ich vermisse ihn wie verrückt", sagt Gisela unter Tränen. Die Zweifel sind wie weggeblasen, heute Nacht ist sie sich wieder sicher:

Der Traum von einem eigenen Staat, er lebt.

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