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Affe Mally: "Selbst im Supermarkt wurde ich bedrängt"

Ich musste mich von Facebook abmelden, denn ich wurde mit Nachrichten von Fans überflutet. Sie wollten den Affen von Justin Bieber streicheln und ein Selfie mit ihm machen. Selbst im Supermarkt wurde ich bedrängt und auf den Affen angesprochen. Er war berühmt.

Bevor ich mich um sein Affenbaby Mally kümmerte, hatte ich keine Ahnung, wer Justin Bieber ist. Das Kapuzineräffchen war 14 Wochen alt, als der Sänger 2013 mit ihm im Privatjet für ein Konzert nach Deutschland kam. Weil Bieber keine Papiere für das Tier hatte, wurde es vom Zoll beschlagnahmt und in ein Münchner Tierheim gebracht. Der Popstar ist ohne sein Haustier weitergereist. Und meines Wissens hat er sich auch nie mehr darum gekümmert. So kam Mally zu uns.


Ich arbeite als Tierpflegerin im Serengeti-Park in der Lüneburger Heide und leite das Revier mit Affen und Flamingos. Als Kind habe ich schon Igel und Eichhörnchen mit der Flasche aufgezogen, als Zooangestellte Antilopen, Schweine und frisch geschlüpfte Schlangen. Einen Affen bis dahin noch nicht. Es war sehr zeitintensiv. Mein damaliger Freund war deswegen tierisch genervt. Ich war fünf Monate lang fast nur zum Schlafen zu Hause.

Mally hatte nie Kontakt zu Artgenossen gehabt. Ich musste ihm zeigen, wie sich Affen verhalten. Er wollte nicht auf Bäume, deswegen habe ich es vorgemacht und bin selbst auf einige geklettert. Mally hatte auch Angst vor Gras, also legte ich mich mit ihm in die Wiese. Einmal wollte ich ihm zeigen, dass er Insekten essen kann. Also habe ich mir einen Mehlwurm in den Mund gesteckt. Zum Glück musste ich das nicht öfter machen, bis er es begriffen hat. Songs von Justin Bieber habe ich Mally nie vorgespielt, nur einmal Fotos von ihm ausgedruckt. Erkannt hat Mally ihn nicht, aber mit großer Freude das Papier zerrissen.


Mally bleibt mein Baby. Ich habe ihn gewickelt, mitgefühlt, als seine Backenzähne gewachsen sind. Wenn ich bei ihm im Stall war, hat er sofort mit mir gekuschelt. In der Natur sitzen die Kapuzineräffchen zwei Jahre auf ihrer Mutter. Mally klammerte sich stattdessen an mich. Sein Lieblingsplatz war mein Kopf, dort thronte er. Als ich ihn entwöhnen musste, habe ich dabei einige Haare verloren.

Der Tag, an dem Mally zu seinen Artgenossen in das Gehege gezogen ist, war für mich sehr emotional. Ich habe mit Fingerfarbe einen Abdruck von seiner Hand gemacht und ihn mit seinem Namen auf den rechten Arm stechen lassen. Mittlerweile ist Mally gut integriert und hat zusammen mit dem Weibchen Vanessa einen Sohn namens Milo. Ich freue mich, dass er ein normales Affenleben führen kann.



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