Das Coronavirus verändert für viele Menschen, wie und wo sie arbeiten. Und auch, wie viel Geld sie verdienen. Wer Glück hat, arbeitet im Homeoffice. Für Freiberufler aber brechen Aufträge weg, sie wissen nicht, wie sie ihre Miete bezahlen sollen, andere mussten ihre Geschäfte schließen und hoffen auf finanzielle Unterstützung. In der Serie "Kontoauszug" stellen wir Menschen vor, die genau davon erzählen: Was heißt Corona für meine Arbeit - und für mein Konto? Hier berichtet der 31-jährigeBijan Kaffenberger, der als Landtagsabgeordneter in Hessen arbeitet.
Beruf: Seit 2019 bin ich Landtagsabgeordneter in Hessen und seit Herbst digitalpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Als Mitglied des hessischen verbringe ich viel Zeit mit Plenarsitzungen, Fraktionssitzungen und Ausschüssen sowie Sitzungen der Arbeitskreise. Als Politiker habe ich viel Kontakt zu Menschen in unterschiedlichen Bereichen, zu Schulen, zu Unternehmen, zu Vereinen. Zu meinen Themenschwerpunkten gehören Bildungsgerechtigkeit, eine verbesserte Mobilität mit dem öffentlichen Personennahverkehr und Digitalisierung. Gerade jetzt, während der Corona-Zeit, ist deutlich geworden, dass die digitale Infrastruktur an vielen Orten nicht ausreicht und das Internet schlecht ausgebaut ist. Das hat damit zu tun, dass oft noch Kupferkabel verlegt sind und es noch keinen flächendeckenden Glasfaserausbau gibt. Das will ich ändern und erarbeite Anfragen und Anträge dazu, wie die Veränderung zum flächendeckenden Breitband-Internet in Hessen gestaltet werden kann. Außerdem habe ich mich wegen den Schulschließungen dafür eingesetzt, dass die Fördergelder aufgestockt werden und alle Kinder für den Distanzunterricht ein Tablet oder Laptop zur Verfügung haben. Das hätte schon längst passieren müssen, schon vor der Pandemie.
"Ich wurde mit 28,3 Prozent der Erststimmen direkt gewählt" Bijan Kaffenberger, 31, Landtagsabgeordneter
Ausbildung: Nach dem Abitur in Darmstadt habe ich in Frankfurt Wirtschaftswissenschaften im Bachelor und im Master International Economics und Economic Policy studiert. Während meines Studiums habe ich Praktika in verschiedenen Bereichen gemacht: in einer Bank und in der Industrie. 2007 wurde ich Mitglied der und war lange bei den Jusos, der Jugendorganisation der SPD, aktiv. Mich hat gleich zu Beginn begeistert, dass ich mit Kommunalpolitik direkte Veränderungen erwirken kann, wie die Sanierung von Schulen und Sporthallen oder die Umstellung auf Wind- und Solarenergie. Nach dem Masterabschluss 2015 habe ich eine Promotion am Lehrstuhl für Bankbetriebslehre angefangen, habe sie aber wegen eines Jobangebots nicht abgeschlossen. Von 2016 bis Ende 2018 war ich Referent im Wirtschaftsministerium in Thüringen, mein erster Fulltime-Job mit Bezug zur Politik, bis ich mit 28,3 Prozent der Erststimmen in meinem Wahlkreis Darmstadt II das Direktmandat gewann und in den Landtag gewählt wurde.
Arbeitszeit: Als Abgeordneter habe ich keinen Vertrag, der mir eine bestimmte Anzahl an Arbeitsstunden in der Woche vorgibt. Eigentlich arbeite ich immer. Viele meiner Termine sind am Abend und am Wochenende. Wegen Corona sind viele Veranstaltungen ausgefallen, wie beispielsweise Feste der Feuerwehr, Sportvereine und kulturelle Termine, bei denen sonst meine Anwesenheit erwünscht ist. Deswegen hatte ich wegen Corona weniger Präsenztermine. Dafür nahm die Zahl der Videokonferenzen deutlich zu. Präsenzpflicht war weiterhin bei manchen Sitzungen und bei Abstimmungen im Landtag, bei denen ich wegen meines Mandats anwesend sein muss. Ich bin auch weiterhin ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig, Mitglied des Kreisvorstands der SPD und Vorsitzender des Forums Kunst und Kultur der Sozialdemokratie in . Aktuell arbeite ich etwa 50 Stunden in der Woche. Ohne Corona etwa 10 Stunden wöchentlich mehr.
"Ich habe mich oft machtlos gefühlt" Bijan Kaffenberger, 31, LandtagsabgeordneterWas mir Sorgen bereitet: Die Pandemie hat meinen Job schwieriger gemacht. Als Politiker ist es mir wichtig, dass ich viel unter Leuten bin und für diese ansprechbar bin. Ohne Corona bin ich mit den Bürgerinnen und Bürgern einfach ins Gespräch gekommen, mit dem Virus wurde es schwierig. Ich habe eine Telefonsprechstunde eingerichtet, per Mail haben mich deutlich mehr Menschen als vorher kontaktiert. Ich war Blitzableiter und Kummerkasten zur gleichen Zeit. Gleichzeitig habe ich mich oft machtlos gefühlt, da der Landtag nicht an Entscheidungen zur Pandemiebekämpfung beteiligt wurde, sondern die Beschlüsse von der Landesregierung verkündet worden sind.
Bruttoeinkommen: Als Landtagsabgeordneter verdiene ich im Monat 8.184 Euro brutto.
Nettoeinkommen: Von meinem Bruttolohn muss ich in Summe 300 Euro Mandatsträgerabgaben an die Kreisverbände und den Landesverband zahlen. Weitere 300 Euro fallen für meinen SPD-Mitgliedsbeitrag an, der ist für Abgeordnete in dieser Höhe verpflichtend. Nach meinen Steuerabgaben bleiben im Monat netto 4.739 Euro.
Sonstige Einnahmen: Im Januar 2019 ist mein Buch Was machen Politiker eigentlich beruflich? Fragen an die da oben erschienen und ich gebe Lesungen, für einen Abend bekomme ich bis zu 300 Euro, doch sie konnten wegen der Pandemie nicht stattfinden, deswegen habe ich 2020 nichts daran verdient. Seit Frühjahr 2019 spiele ich außerdem in einem Theaterstück mit. Drei Aufführungen konnten wir im vergangenen Jahr realisieren, in Basel und in Hannover, alle anderen Termine wurden abgesagt. Insgesamt habe ich vergangenes Jahr 3.500 Euro dafür bekommen, aber was ich beim Theaterspiel verdiene, spende ich an gemeinnützige Projekte.