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Ein isländisches "Nessi"? - Besser Nord als nie!

Im ostisländischen See Lagarfljót wohnt angeblich ein Ungeheur

Die Geschichte um Islands bekanntestes Seeungeheuer begann schon im Mittelalter: In einem Dorf nahe des Sees Lagarfljót lebte eine Frau mit ihrer heranwachsenden Tochter. Sie schenkte dem Kind einen Goldring: "Wie kann ich das Gold am besten vermehren?", fragte das Mädchen seine Mutter. "Lege es unter einen Heidewurm.", sagte die Mutter. Das Mädchen tat wie ihm geheißen und legte Wurm und Goldring in ihre Wäschetruhe. Als sie aber nach einigen Tagen nachsah, war der Wurm so groß geworden, dass er die Truhe aufbrach. Vor Schreck warf das Mädchen Wurm und Gold in den See, wo der Wurm weiter wuchs.

Seitdem treibt der Wurm sein Unwesen in dem See, 1345 wurde er das erst Mal wieder gesehen. Besonders oft wurde er dann im 20sten Jahrhundert erblickt:

"1963 sah Sigurður Blöndal, Leiter des Nationalen Fortstdienstes, einen langen Streifen, der sich durch das Wasser bewegte, um den Wasserspiegeln steigend und fallend. [...] 1998 machte eine Gruppe von Schülern und ein Lehrer in der Hallormsstaðir Schule, die längs des Sees liegt, einen ähnlich mysteriösen, unbeweglichen langen schlangenartigen Streifen im See aus. Die Sichtung dauerte über zehn Minuten."

Das Monster taucht regelmäßig in der Geschichte der Ortschaften um den See auf, normalerweise kündigte es große Naturkatastrophen, wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche an. Es wurde schon in Gestalt eines Hauses und in Form der Pest gesichtet. Erst im Februar 2012 nahm der Bauer Hjörtur Kjerúlf ein Video von dem angeblichen Seemonster auf, das bis jetzt fast fünf Millionen Mal auf YouTube aufgerufen wurde:

Wie die Reykjavik Grapevine berichtete, hat daraufhin die Fljótsdalshérað Gemeinde in Nordost-Island ein 13-köpfiges Komitee eingesetzt, das die Wahrheit über den mystischen Wurm herausfinden soll. Es besteht aus Gemeindevorstehern, einem Naturforscher, einem Priester und einem Abgeordneten. Laut Vísir wurde nämlich bereits 1997 ein Wettbewerb ausgerufen: Wer ein Beweisbild/-film vom Lagarfljótsorm, wie das Seeungeheuer genannt wird, bringt, bekommt 500 000 isländische Kronen (heute noch ca. 3230€) vom Stadtrat des Ortes Egilsstaðir. Damals konnte kein Bild und kein Film überzeugen, deswegen wurde der Wettbewerb auf unbestimmte Zeit verlängert. Hjörtur ist nun ein vielversprechender Anwärter für den Preis. Allerdings hat das Kommitee zur Wahrheitsfindung letzte Woche bekannt gegeben, dass es noch mehr Zeit benötigt, um die Echtheit des Wurms einzuschätzen, auch weil mehrere ähnliche Videos auf YouTube aufgetaucht sind.

Der Mythos existiert also seit Jahrtausenden, doch warum glauben die Menschen seit so langer Zeit an ein Monster im See und warum wird es immer wieder gesichtet?

Der Boden des Lagarfljót ist reich an Methangas, das unter dicken Schlammschichten verborgen liegt. Wenn das Gas austritt, steigt es in riesigen Blasen auf, die viel Schlamm vom Boden mitführen, dabei brechen die Blasen gleichzeitig das Licht auf andere Weise, als die Luft darum herum. So können optische Täuschungen entstehen. Zudem gelangen auch immer wieder Eis der benachbarten Berge, Baumstämme des nahelegenen Waldes (ja, hier liegt wirklich ein isländischer Wald, Hallormsstaðarskógur, der größte und wohl auch der einzige) und andere Objekte in den See, wo sie sich ineinander verkeilen und leicht die Form mystischer Kreaturen annehmen.

Auch im Fall von Hjörturs Video wird angenommen, dass es sich eher um ein eisverkrustetes Fischernetz oder ein Tuch handelt, das sich an einem Stein oder Stock verfangen hat. Man darf dennoch gespannt auf die Ergebnisse des Wahrheitskomitees sein und auf dessen Begründung - wenn es sich denn irgendwann entschieden hat.

Update

26.8.2014

Das Komitee, das die Wahrheit über den Lagarfljótsorm herausfinden soll kam nun zu Entscheidung, dass der Wurm echt ist. Für das Komitee gäbe es keinen Grund an der Existenz des Wurmes zu zweifeln, auch wenn der Versuch, den Wurm vor Ort zu besichtigen gescheitert sei, so die Reykjavík Grapevine. Die Untersuchung stützte sich also auf Fotos und den Videobeweis. Während sich die Mitglieder des Komitees bei den Fotos nicht darauf einigen konnten, ob der Wurm darauf zu sehen sei, waren bei Hjörturs Video sieben der dreizehn Mitglieder davon überzeugt.

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