kreuzer: Wenn man auf die Umfragen der letzten Wochen blickt, sieht es für die CDU eher schlecht aus. Die SPD liegt bei 26, die CDU hingegen bei 22 Prozent.
Wanderwitz: Natürlich sind wir nicht zufrieden. Das wäre das historisch schlechteste Ergebnis der CDU. Insofern kämpfen wir dafür, dass es nicht so ausgeht. Auch weil das ein Ergebnis wäre, mit dem wir wahrscheinlich eine sehr langwierige, schwierige Regierungsbildung vor uns hätten, weil mindestens drei Parteien miteinander koalieren müssen. Wir haben ja schon beim letzten Mal gesehen, wie schwer das ist: Wir haben drei Monate über Jamaika verhandelt und am Ende ist es doch schiefgegangen.
kreuzer: Waren Sie denn überrascht von den Umfragewerten der SPD?
Wanderwitz: Jein. Die SPD hat einen großen Vorteil, nämlich dass sie sich viel früher als wir auf die Personalie des Kanzlerkandidaten festgelegt hat. Wir haben das sehr spät und in einer strittigen Auseinandersetzung getan. Das war sicherlich keine besonders kluge Entscheidung. Da müssen wir einen besseren Modus zwischen CDU und CSU für die Zukunft finden. Auf der anderen Seite ist es ja offensichtlich eine bewusste strategische Entscheidung, dass Olaf Scholz aus der Position des Vizekanzlers heraus versucht, ein bisschen Erbschleicherei zu betreiben. Er sagt jetzt, er ist der Teilerbe von Angela Merkel. Klar ist natürlich eins: Die Wählerinnen und Wähler, die uns beim letzten Mal wegen Angela Merkel gewählt haben, sind derzeit auf dem Markt, und wir wissen noch nicht so genau, wo die ankommen. Unser Anspruch ist aber auch, dass wir sagen, unser Kanzlerkandidat ist der Erbe von Angela Merkel, wissend, dass nicht alle Leute im Land die Ära Merkel nur gut finden.