Beleidigungen habe es nach seinem Ausstieg ein paar gegeben. Arschloch, Feigling, Egoist. In Erinnerung ist Joachim Jumpertz aber vor allem ein Anruf geblieben. Eine Männerstimme mit unterdrückter Nummer sagte: "Heute Abend komme ich vorbei und schlag dir den Kopf ab, du linksversiffte Sau." Das gehe einem natürlich schon nah, sagt Jumpertz. Aber da sehe man, welche Leute bei Querdenken unterwegs sind.
Unter dem Label demonstrieren seit Monaten Menschen von Stuttgart bis gegen die Corona-Maßnahmen. Joachim Jumpertz hat selbst nie an einer solchen Demonstration teilgenommen. Aber im Frühjahr hat er den Verein Honk for Hope mitgegründet, inzwischen ein wichtiger Logistikpartner der Querdenken-Bewegung. Auch bei der Querdenken-Demo an diesem Samstag in Konstanz ist der Verein beteiligt. Aus allen Ecken Deutschlands bringt Honk for Hope die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Bussen an den Bodensee.
Joachim Jumpertz ist 60 Jahre alt, groß, Glatze, trägt Lederarmbänder. Seine argentinische Dogge hat er Bodo Ramelow getauft. "Ich bin zwar kein Linker, aber den bewundere ich." Seine Assistentin sagt über ihn, er könne auch mal ungemütlich werden, aber meine das nicht so. "Wenn man dagegenhalten kann, kommt man mit ihm klar."
Früher sei er auch "ein kleiner Querdenker" gewesen, sagt Joachim Jumpertz über sich selbst. Einige der Maßnahmen gegen Corona habe er kritisch gesehen. Doch nach wenigen Wochen sei ihm klar geworden: "So eine Bewegung kann ich nicht mit gutem Gewissen unterstützen." Anfangs sah er das anders.
Die Kooperation mit Querdenken scheint eine Win-win-Situation zu seinJumpertz führt ein Unternehmen für Reisbusse. Sein Büro liegt am Rande der rheinischen Stadt Düren, an diesem Montagvormittag ist nicht viel los. Außer ihm, seiner Assistentin und den drei Hunden ist niemand da. "Hätten Sie mich letztes Jahr um diese Zeit treffen wollen, wäre das nicht gegangen", sagt er. Zu viel zu tun. Aber wie bei den meisten Unternehmen in der Branche hat Corona auch in Jumpertz' Firma Spuren hinterlassen.
Normalerweise hätte er bis Herbst mit Aufträgen für Reisebusse wahrscheinlich um die 120.000 Euro Umsatz gemacht, sagt Jumpertz. Doch dieses Jahr waren es laut seiner Aussage bisher gerade mal 9.000 Euro. Die Fahrten zu den Querdenken-Demos hätten daher die ersten größeren Einnahmen seit Monaten für Jumpertz und seine Reisebusse bedeutet.