Veröffentlicht am 2. Juli 2013 von Sonja Greye in Social Media Schlagworte:social media, web 2.0
Die digitale Welt ist schon toll: wann immer man Lust hat kann man mit wildfremden Menschen kommunizieren und sich wunderbar verkaufen. Was gibt es nicht klasse Möglichkeiten, die Online Reputation zu verbessern! Gerade in der Berufsgruppe der Social Media Verantwortlichen hat sich daher in der letzten Zeit eine besondere, aber immer häufiger vorkommende Spezies herausgebildet: der Social Media Narzisst.
Der NarzissNarzissmus gab es schon immer und wurde, wie auf dem Bild zu sehen, schon zu Zeiten von Caravaggio visualisiert. In der griechischen Mythologie war Narziss der schöne Sohn des Flussgottes Kephissos und der Leiriope, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. So kam es dazu, dass man selbstverliebte Menschen als Narzissten bezeichnete. Äußere Merkmale des Narzissmus sind übertriebene Eitelkeit, Arroganz, Selbstsucht und Egoismus. Die pathologische Form ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, die gekennzeichnet ist durch ein grandioses Gefühl eigener Wichtigkeit, Fantasien über grenzenlosen Erfolg und Macht, Glaube an eigene Besonderheit, Verlangen nach übermäßiger Bewunderung, übertriebenes Anspruchdenken, ausbeuterische Beziehungen, Empathiemangel, Neid, Arroganz. Zentrales Symptom ist ein labiles Selbstwertgefühl, häufig verbunden mit dem Gefühl von Leere und die Unfähigkeit, Gefühle, insbesondere Freude, zu empfinden. Aber was hat das ganze mit Social Media zu tun?
Social Media NarzissmussEs hat sogar sehr viel mit Social Media zu tun. Ich möchte behaupten, in wenigen anderen Berufsgruppen gibt es so viele Narzissten wie in dieser Branche. Die Grenze zwischen Online Reputation Management und übertriebener Selbstdarstellung ist bei einigen Menschen wirklich nicht mehr zu erkennen. Da fragt man sich nach dem warum? Hatten sie alle zu wenig Beachtung in der Kindheit? Irgendwelche komischen Erlebnisse? Probleme mit dem Selbstwertgefühl? Oder ist man vielleicht automatisch ein Selbstdarsteller, wenn man sich öffentlich im Social Web präsentiert? Ein gewisses Maß an Selbstdarstellung ist normal aber ich habe in der Vergangenheit einige Merkmale beobachtet, wie ich einen Social Media Narzissten erkenne.
Er oder sie:
bietet sich permanent und ohne jegliches Fingerspitzengefühl an und betont dabei Vorzüge, die offensichtlich nicht vorhanden sind. kommuniziert wirklich alles, was vermeintlich der Online Reputation zugute kommen könnte, eher aber unangemessen und peinlich wirkt. (Bsp. "wie zufrieden mein Kunde heute wieder mit mir war!") hat eine völlig verschobene Selbstwahrnehmung ("ich bin der/die einzig wahre Social Media ManagerIn") kann nicht auf andere Menschen eingehen und verfolgt nur eigenes Interesse. bombardiert Kontakte mit Nachrichten, in denen er/sie sich und ihre Leistungen permanent anpreist. verlangt bei allen möglichen Netzwerkpartnern Empfehlungen und bekommt sie nicht automatisch. gibt in der Regel nichts zurück, sondern nimmt ausschließlich. Fazit
Das Social Web war in der Anfangszeit eine Art bunte Spielwiese für jeden, der sich einmal mit der Thematik versuchen wollte. Das ist ja auch prinzipiell eine gute Sache. Wer eine Affinität für diesen Job hat, kann auch Seiteneinsteiger aus einer anderen Branche sein. Fakt ist nur, dass die Spielzeit definitiv vorbei ist. Heutzutage ist Professionalität gefragt und keine Schaumschlägerei. Man kann vieles vorgeben zu sein, die Wahrheit wird spätestens dann ans Licht kommen, wenn Leistung abgefragt wird. Leider fallen immer noch viele Menschen auf Social Media Narzissten herein, was dem Ruf der Berufsgruppe nicht gut tut. Für einen Social Media Job ist empathisches Geschick und Professionalität unabdingbar. Ich bin aber überzeugt, dass sich diese Tugenden auf Dauer auch durchsetzen werden. Was meint Ihr?