Einmal stand sein Chef plötzlich hinter ihm. "Ah, das sieht aber nicht so gut aus, nimm lieber den anderen Entwurf!", sagte er und deutete auf Sebastians Bildschirm. Der war aber gerade nicht mit seiner Arbeit beschäftigt, sondern bastelte an einem Logo für eine Homepage, die er ehrenamtlich betreibt. Ob in diesem Moment aufgeflogen ist, dass Sebastian im Büro an privaten Projekten arbeite, könne er nicht genau sagen, sagt er. Weder er noch sein Chef hätten die Situation noch mal angesprochen.
im Job kennt Sebastian nicht. Im Gegenteil: Er sei in der Regel nur vier der acht Stunden beschäftigt, sagt der 32-Jährige. Sebastian arbeitet bei einem Rundfunksender. Wo genau, möchte er nicht öffentlich sagen, sein Chef soll nicht von dem Arbeitszeitbetrug erfahren. Denn Sebastian ist zufrieden damit, wie es ist. Seit der Pandemie arbeitet er ausschließlich im Homeoffice. Jetzt könne er die Zeit für sich noch sinnvoller nutzen: aufräumen, Wäsche zusammenlegen, für seine WG kochen. Manchmal, wenn Sebastian mit seinen Mitbewohner:innen in der Küche Karten spielt, stehe sein Laptop aufgeklappt auf dem Tisch, falls seine Kolleg:innen ihm doch noch eine E-Mail schicken und ihn bitten, noch etwas zu erledigen.
Original