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Wo kein Kläger - da kein Richter

von Sören Kohlhuber


Seit einiger Zeit toben starke Kämpfe in den Kurven Deutschlands um deren Ausrichtung als (links-)politische oder nicht-politische Kurve. Ein Zünglein an der Waage in welche Richtung die Fahrt geht, ist der jeweilige Verein. Durch Handeln und Nicht-Handeln beeinflusst er mehr als nur das Wochenendleben einiger tausend Menschen. Es ist jeweils ein Statement hinein in die Gesellschaft. Es gibt Stadien, in denen ist der besagte Kampf bereits entschieden, wie in Aachen und aktuell Braunschweig. In Münster oder Düsseldorf gibt es aktuell eine relative Ruhe. In anderen Orten brodelte es schon länger, obwohl der Verein sich deutlich für (oder gegen) die Nicht-Rechten Fans positioniert, wie in Bremen oder Duisburg. Ein Großteil der Vereine, die Neonazis in ihren Fankurven dulden und wo es einige wenige gibt, die dagegen aktiv sind, schauen jedoch weg oder versuchen mit Hilfe der „Extremismustheorie" sich gleich allem Störenden zu entsagen, wie bei Borussia Dortmund oder zuletzt dem Bonner SC.


Die zentrale Frage ist wohl, was die Motivation der „Konfliktparteien" ist und wieso der Verein falsch agiert, wenn er gegen die „extremistischen Gruppierungen" ins Schlachtfeld zieht. Um diese Frage zu klären ist es notwendig, sich die Ist-Zustände solcher Konfliktkurven anzusehen. Im folgenden Text wird fast ausschließlich auf die Stadien eingegangen, in denen der Verein keine oder eine unzureichende Positionierung gegen Neonazis abgibt bzw. diese durch die Extremismustheorie verharmlost.


Bereits in den späten 1980er und in den 1990er Jahre explodierte die rechte Gewalt in Fußballstadien. Initiativen wie das „Bündnis aktiver Fußballfans" und Fanprojekte nahmen sich auf fanpolitischer und sozialpädagogischer Sichtweise der Arbeit an und intervenierten innerhalb der Fanszenen. Von außen erfolgte ein weiterer Druck durch die Repressionsbehörden, sodass zumindest die Erkennbarkeit von Neonazis in Stadien sichtbar zurück ging. Der „antifaschistische Sommer", in dem der Ex-Kanzler Schröder den „Aufstand der Anständigen" beschwor und so dem „Staatsantifaschismus" einen enormen Schub gab, durfte ebenfalls eine Rolle zur heutigen Situation gehabt haben - einer bundesweit betrachtet relativen Ruhe mit vielen bunten Fanszenen. Für die zum Teil harte Konfliktführung gibt es einen Hauptgrund: Die Ausrichtung des Fanblocks zu einem Ort von politischen Meinungen, oder einem rechtsoffenen Raum. Häufig gibt es zwei Gründe, warum linkspolitische Fans sich aktiv zeigen, was dann bei rechtsoffenen bis neonazistischen Fans Reaktionen hervorruft.


Zum einen ist das Stadion ein Kristallisationsort der Gesellschaft - sämtliche Diskriminierungsformen, welche vor den Eingangstoren zu finden sind, finden sich auch hinter diesen wieder. Dies ist ein Grund, warum (linke) Fußballfans auch hier Position beziehen. Ob gegen Homophobie, wenn Christoph Daum meint, Jugend-Fußballer vor Schwulen schützen zu müssen, ob rassistische Schmährufe gegen dunkelhäutige Spieler oder sexistische Ausfälle - der Fußball ist nicht frei von diesen Diskriminierungen. Eine Intervention ist hier also ähnlich dem zivilgesellschaftlichen Engagement in der Stadt oder dem Dorf.


Ein zweiter Grund für diese Form der Politisierung der Kurve kann eine direkte Intervention beim Verein sein, wenn sich in der Fankurve rechtes Gedankengut verbreitet. Die Art und Weise des Verbreitens ist hierbei unterschiedlich. In extremen Formen kann es sich wie in Cottbus oder Chemnitz durch Banner, Schlachtrufe oder Sticker zu erkennen geben. Weit verbreitet ist aber eher ein fast unsichtbarer Prozess. Neonazis, die mit (Dress-)Codes versuchen, eine Akzeptanz für Inhalte zu schaffen oder Funktionäre, die auf vermeintlich privat machen. Ob in Aachen ein Sascha Wagner oder in Braunschweig ein Holger Apfel (welcher inzwischen ein Stadionverbot erhalten hat). Genau an solchen Personen scheidet sich dann die Szene und es entstehen Kämpfe. Wagner und Apfel geht es nicht um eine offensive Politisierung oder Rekrutierung der jeweiligen Szenen. Primär geht es darum, als Mensch von nebenan - als Wegbegleiter - Sympathien zu gewinnen, um aus der Schmuddelecke herauszukommen. Erst wenn dieser voll akzeptiert ist, kann er anfangen zu rekrutieren, um Inhalte fließen zu lassen. Aber es benötigt nicht immer Funktionäre. Bereits das Tragen von Kleidung, die nur über Neonaziversände bestellt werden können und die versteckte oder offene Neonazibotschaften enthalten, dient dazu, langsam und stetig den Raum in der Kurve für Diskriminierungsformen freizumachen. Daher ist sowohl die fanpolitische Arbeit, aber auch der Umgang mit der Stadionordnung hier ein Weg, um diesen Formen aktiv entgegenzutreten.


Vereine tun sich an dieser Stelle häufig schwer. Es gibt allerdings auch positive Beispiele wie den SV Werder Bremen. Dieser kann sich damit rühmen, in der Bundesliga wohl eine der schärfsten Stadionordnungen im Umgang mit Neonazis zu haben. Im Weserstadion sind explizit rechte Kleidungen, Aufdrucke, Transparente und Parolen untersagt, ohne auf „politischen Extremismus" oder ähnliches einzugehen. In einigen Amateurvereinen wie beim Rostocker FC oder Tennis Borussia Berlin geht man sogar weiter. Während beim Rostocker FC auch Kleidung, die über rechte Versände vertrieben wird, verboten ist, ist bei Tennis Borussia der Zugang für Personen verboten, welche der rechten Szene zugeordnet werden können oder in der Vergangenheit durch rechte Aktivitäten aufgefallen sind. Es ist also von Vereinsseite aus möglich, eine verbindliche Rechtssicherheit zu schaffen. Man muss dabei nicht, wie der Präsident von Eintracht Frankfurt Peter Fischer, auf die „Lynchjustiz" aka die Selbstbereinigung der Kurve hoffen, sondern kann als Verein aktiv gegen Neonazis handeln und die Neonazi-Gegner in den Kurven unterstützen.


Es gibt Vereine, die von einer solchen Parteiennahme nicht viel halten. Prominente Beispiele sind Borussia Dortmund bzw. krasser Eintracht Braunschweig. Nach 30 Jahren Borussenfront und deren zwischenzeitlichem Einschlafen zeigten sich in vergangener Zeit wieder verstärkt Neonazis offen in der Fankurve. Mitglieder der Fangruppen Desperados und Northside gelten schon lange als neonazistische Schläger. Nachdem sich im vergangenen Jahr Neonazis auf der Südtribüne mit der verbotenen Kameradschaft „Nationalen Widerstand Dortmund" solidarisierten und Anfang diesen Jahres Mitarbeiter des Dortmunder Fanprojekts im ukrainischen Donezk von neonazistischen Dortmund-Fans angegriffen wurden, handelte der Verein. Der Verein reagierte mit Erweiterung der Stadionordnung gegen jegliche politische Ausrichtungen innerhalb des Stadions. Die Zeitung „Der Westen" verglich die Erweiterung mit einem „Radikalenerlaß".


Der Dortmunder Kampf gegen „Rechts- und Linksextremisten" ist irritierend, da es bis dato keine Gruppe gibt, die sich konkret und offen gegen Neonazis positioniert. Einzig die Tapeten nach dem Übergriff auf die Mitarbeiter des Fanprojekts waren mal ein deutliches Zeichen. Nun kann der BVB Personen, die in „rechts- und linksradikalen Parteien oder Szenen" aktiv sind, ein Stadionverbot aussprechen. Zwar kann hier das Rekrutieren durch Neonazis vielleicht aufgehalten werden, doch bunter wird die Kurve dadurch nicht. Ziel der Erweiterung ist eine einfache Befriedung nach innen und ein Symbol nach außen, dass man ja etwas tut. Gleichzeitig behält der Verein die Deutungshoheit darüber, wer Borusse ist und wer nicht. Kritische, antirassistische Fans bekommen ebenfalls eine Warnung, sich still zu verhalten - der Verein kümmert sich ja selber.


Schlimmer ist es in Fällen, wo sich linke Fanszenen gegen rechte Fans im eigenen Verein engagieren. Den Kampf in Aachen, welcher monatelang in sämtlichen Medien zu lesen war, kann als Niederlage der eher linken Aachen Ultras begriffen werden. Die Schuld ist allerdings nicht bei ihnen zu suchen. Der Verein wollte sich nicht positionieren und verstand nicht die Tragweite seines Handelns. Statt den politischen Kampf der Aachener Fankurve zu verstehen und die Aachen Ultras zu unterstützen, plante er eine einfach Aussprache und belegte die rechten Karlsbande Ultras mit einem halbherzigen Auftritts- und Materialverbot. Die logische Konsequenz der fehlenden Unterstützung durch Fans und Verein sorgte für den Weggang der Aachen Ultras nach fast 14 Jahren Fanarbeit. Deutschland konnte von Beginn der Eskalation bis zum Ende des Konfliktes dabei zusehen, wie rechte Ultras den Weg für rechte Funktionäre und Agitatoren freimachten. Damals wie heute ist der bundesweit aktive und bekannte Neonazi Sascha Wagner ein gefestigtes Mitglied der Aachener Fanszene - den Verein stört es nicht. Der Nestbeschmutzer hat man sich ebenfalls entledigt.


Ein aktuelles Beispiel, welches noch krasser ist als das Versagen des Vereins wie in Aachen fand nun in Braunschweig statt. Aufgrund von nicht eingehaltener Absprachen wird der Gruppe Ultras Braunschweig der Zugang als Gruppe zum Stadion verwehrt. Welche Absprachen nicht eingehalten wurden, benennt der Verein allerdings nicht. Wozu er sich nicht äußert, ist eine Verurteilung von neonazistischen Angriffen auf die Ultras einige Tage vorher beim Gastspiel in Mönchengladbach. Dort wurden Mitglieder der UB´01 massiv bedrängt und auch angegriffen. Bundesweit wurde in verschiedenen Medien über diesen Fall berichtet - der Verein reagiert. Er machte aus den Opfern die Täter.


Die Ultras Braunschweig setzen sich für ein bunte Kurve ein und stellen sich offensiv gegen eine Fanszene, die seit Jahrzehnten als rechtsoffen bis neonazistisch bekannt ist. Eine Unterstützung durch den Verein, gerade nach mehrmaligen Angriffen durch rechte Gruppen, blieb aus. Der gewalttätige Konflikt musste durch den Verein beendet werden, da man den Klassenerhalt in der Bundesliga schaffen will und dazu Ruhe im Verein braucht. Zumal es hier um Sponsorengelder und Subventionen durch Land und Stadt geht. Da steht eine Fangruppe, welche über Neonazis berichtet und dies skandalisiert im Weg und wird zum Nestbeschmutzer stigmatisiert. Eintracht Braunschweig hat es sich leicht gemacht; sie haben die Schwachen und angeblichen Störer rausgeschmissen und nun wird es wieder ruhiger werden in Braunschweig. Wo kein Kläger - da kein Richter. Doch damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Denn eine Frechheit und ein Skandal ist es, wie der Verein agiert. Die Erklärung liest sich, als wären UB´01 rechte Schlägerbanden, wenn der Verein das Verbot damit einläutet, dass er für „eine gesunde Fankultur ohne Gewalt, ohne Rechtsextremismus und ohne Rassismus" steht, ist es unverständlich gerade dann Antifaschisten aus dem Stadion zu werfen und gewalttätige Neonazis eben nicht. Dass der Verein „im Sinne der zur Philosophie gehörigen Null-Toleranz-Strategie" arbeitet, ist somit eine unfreiwillige Selbstbezichtigung. Weiterhin hat der Verein „unmissverständlich deutlich gemacht, dass er von der Fanszene erwartet, sich ganz klar, kompromisslos und nach außen sichtbar gegen Gewalt, Rassismus und Rechtsextremismus zu positionieren." Gesagt, getan. Die rechtsoffene Ultragruppe „Cattiva Brunsviga" folgt der Forderung von Eintracht Braunschweig und positioniert sich wenige Tage nach der Erklärung des Vereins auf ihrer Webseite.


Sie wollen „abermals" klarstellen, „dass rassistische Äußerungen, politisch motivierter Extremismus und das Zeigen/Tragen von verfassungswidrigen Zeichen in der Fanszene von Eintracht Braunschweig keinen Platz" hätten. Auch wenn ein UB-Mitglied in einem Zeit-Interview angibt, dass „Cattiva" zumindest offene rechte Tendenzen versucht zu unterbinden, so ist die Ernsthaftigkeit des „Antirassismus" zu hinterfragen. Wer mit Neonazis im Block steht, wer rechten Gruppen Platz bietet und ihnen nicht den Kampf ansagt, muss damit rechnen, dass ihm dies angelastet wird. Wer schweigt, stimmt zu. Das gilt auch bei Cattiva.


Ein ebenfalls aktuelles, aber nicht so krasses Beispiel, wo der Verein den falschen Weg geht, ist der Bonner SC. Seit einigen Jahren gibt es hier eine Ultragruppe („Bonnanza"), die sich in der Vergangenheit mit politischen Statements bemerkbar machte. So wanderte in ihre Kurve das Banner der Initiative „Fußballfans gegen Homophobie". In ihrem Teilbereich, der Gegengerade, können sie fast autonom ihr Fandasein ausleben, toleriert vom Verein. Dies störte bereits längere Zeit einige andere Fans innerhalb der kleinen aber heterogenen Fanszene von Bonn. Zu Beginn der aktuellen Saison kam es zur Gründung der „Bande Bonn", welche sich beim ersten Heimspiel mit einer Solidaritätstapete für die rechten „Karlsbande Ultras" und anti-antifaschistischen Sprechchören bemerkbar machte. Es dauerte keine 24 Stunden bis der Präsident und auch der Vize-Präsident reagierten. Der eine sprach von „Primaten", von denen sich der Verein distanziert und der andere davon, dass das sich das Problem bald erledigt haben wird. Daraufhin reagierte der Verein mit einer Charta für Heimspiele des BSC. Darin beschreibt er, dass der BSC „keine Plattform für wie auch immer geartete politische Strömungen" sei und daher „extremistische Parolen [und] Symbole" keinen Platz haben, wie auch „politische Ansichten [und] Transparente mit politischen Inhalten". Auch wenn es augenscheinlich so aussieht, als würde der Verein sich somit der rechten Propaganda frei machen, so kann er doch dem eigentlichen Ziel der Bande und auch deren Motivation zum Sieg verhelfen. Deren offensichtliches Ziel ist die Verdrängung der als „Zecken" verstandenen Gruppe „Bonnanza" und „ihre[r] Linke Politik". Durch das Fehlverhalten der „Bande" werden so nicht nur diese bestraft, sondern auch „Bonnanza" muss sich in der Zukunft an die Charta halten, sonst drohen ihnen Konsequenzen. Ob es dann noch Aktionen gegen Homophobie und Rassismus im Stadion gibt, müsste man anzweifeln. Anders ausgedrückt: Der Verein Bonner SC lässt sich zum nützlichen Werkzeug und zum „willigen Vollstrecker" von rechten Fans machen. Besser wäre es, „Bonnanza", welche verbal angegangen wurden, offen den Rücken zu stärken, sie in ihren Aktivitäten zu bestärken und so auch die zivilgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, welche ein Lokalverein hat.


Dieses Komplettversagen einiger Vereine auf Kosten von Demokratie und gesellschaftlicher Verantwortung begründet sich in der vom Verfassungsschutz und einigen rechts-gerichteten Politikwissenschaftler geschaffenen Extremismustheorie. Diese geht davon aus, dass Diskriminierung und Gewalt nur in den extremen Polen „links" und „rechts" von der „demokratischen Mitte" stattfinden. Dies ist kompletter Nonsens und deshalb in wissenschaftlichen Kreisen auch hart umstritten. Natürlich gibt es auch innerhalb der „bürgerlichen Mitte" Unterdrückung, Ausgrenzung und Diskriminierung. Beispiel hier ist der Alltagsrassismus, die immer noch fehlende komplette rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen Paaren mit heterosexuellen oder die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern. Auch Gewalt ist tagtäglich in den Medien zu sehen ohne, dass diese politisch motiviert ist oder deren Hintergründe hinterfragt werden. Gleichzeitig werden die Differenzen zwischen „Linksextremisten" und „Rechtsextremisten" übergangen und man bleibt nur beim Wort „Extremisten" hängen und meint „links" und „rechts" seien nur Nuancen. Während es im neonazistischen Weltbild ein Werteverständnis gibt, in dem davon ausgegangen wird, dass es Menschen gibt, die aufgrund von Herkunft, sexueller Orientierung, Behinderung, etc. weniger wert sind, ist dies im linken Weltbild nicht vorhanden. Dem gegenüber steht das Gleichheitsprinzip, welches verhindert, dass Menschen aufgrund der oberen Situationen angegriffen und unterdrückt werden können. Auch bei der Frage der Gewaltanwendung gibt es einen deutlichen Unterschied. Gewalt dient innerhalb der rechten Szene als Machtdemonstration. „Unwertes Leben" darf auch „ausgelöscht" werden, während innerhalb der „radikalen Linken" Mord und massive Gewalt zum großen Teil abgelehnt werden. Besonderes Beispiel ist der Umgang mit Mörder. Während mordende Neonazis glorifiziert werden, gibt sich die Linke (bis auf Ausnahmen) eher kritisch bei linksmotivierten Morden.


Vereine, die auf diese Extremismustheorie setzen, zeigen einen Unwillen, sich mit Politik auseinanderzusetzen. Sie sehen nicht ihre Verantwortung in der Gesellschaft. Kleinere Vereine wissen meist um ihre Position als Teil der Zivilgesellschaft, desto größer der Verein desto größer das Interesse am Markt bestehen zu bleiben. Sponsoren lockt man nicht durch Unfrieden in den Blöcken. Es braucht also kurzfristige Hilfsmittel. Daher wird nicht die antifaschistische Kurve durch Sozialarbeiter und Räumlichkeiten gestützt und die rechten zurückgedrängt. Man will „tabula rasa machen", indem man einfach alles, was nicht nur klatscht, sondern sich auch bzw. vor allem kritisch artikulieren kann, verdrängt. Rechte Fans sind dabei häufig der Auslöser, mit dem sich Vereine zur Not gleich beidem entledigen können.


Solche Situationen liegen allerdings nur bei politischen Mischszenen vor. Vereine, bei denen linke Fans dominieren, können sich sogar marktorientiert vom Restangebot abheben, da sie mit diesem Image werben können. Ein Image, dass geschaffen wurde durch Fans. Vereine, bei denen rechte Fans/Ultras/Hooligans dominieren, tun sich dagegen schwer mit Positionierungen, denn sie sind auf diese wenigen aktiven Fans angewiesen. Motto: Lieber eine rechte Stimmung als keine Stimmung. Bei solchen Vereinen fehlt häufig der Druck oder auch die Unterstützung aus der Lokalpolitik, sowie der lokalen Zivilgesellschaft.


Bunte Kurven, frei von Diskriminierung, fallen allerdings auch nicht vom Himmel. Es bedarf der Unterstützung aller, in der Kommune und im Stadion. Dies geht auch ohne staatliche Repression oder Extremismustheorie. Es gibt genug positive Beispiele, an denen sich Vereine orientieren können.

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