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Pegida mit Verspätung

Pegida erreicht Österreich. Sprecher der Bewegung ist ein 28-jähriger Student, der sich in rechten Kreisen als Journalist einen Namen gemacht hat. Er wird es nicht leicht haben.

Wer in Österreich lebt, ist es gewohnt, dass es eine Weile dauert, bis die neuesten Trends dort ankommen. Österreich hinkt bei Trends oft hinterher, in der Mode, bei Musik, aktuell aber auch in einem Bereich, in dem man das eher erfreulich finden kann: Pegida. Während die Organisation in Deutschland nach den internen Spaltungen und dem Ausscheiden von Kathrin Oertel schon von manchen für tot erklärt wird, findet heute zum ersten Mal eine Pegida-Demonstration in Österreich statt. Bisher war von Pegida dort nicht viel bemerkbar, heute versammeln sich die „Patriotischen Europäer" in Wien. Die Frage ist: Warum eigentlich erst jetzt? Schließlich gilt Österreich nicht gerade als das gastfreundlichste Land Europas, was auch der Erfolg der rechtspopulistischen FPÖ der letzten Jahre bestätigt: Laut einer aktuellen Umfrage liegt sie mit 28 Prozent klar auf Platz eins. Und: Was ist in einem Land, in dem die Rechtspopulisten derart stark sind, von einem Pegida-Ableger zu erwarten?

Auf Facebook hat Pegida Österreich um die 11.000 Fans, Pegida Deutschland hat 15 mal so viele. Für die heutige Demonstration, die Pegida Wien als „Spaziergang" bezeichnet, rechnet die Polizei nur mit „ein paar hundert" Teilnehmern.

Die Organisatoren der „Pegida Österreich"-Kundgebung verhielten sich bis zuletzt ziemlich still. Lange wusste man nicht, wer eigentlich dahinter steckt. Mittlerweile sind die Köpfe der Bewegung jedoch bekannt: Sprecher von Pegida Wien ist ein 28-jähriger Philosophie-Student namens Georg Immanuel Nagel. Der ehemalige Techno-DJ (alias „George le Nagelaux"), der mit dubiosen Tracks wie etwa „Genocidium" (lateinisch für Völkermord) auf iTunes vertreten ist, schreibt heute als freier Journalist unter anderem für die rechten Zeitungen „Zur Zeit" und die „Blaue Narzisse". Das deutschnationale Blatt "Zur Zeit" gilt als FPÖ-nah und wurde immer wieder aufgrund seiner rassistischen und antisemitischen Inhalte stark kritisiert. Nagel schreibt darin am liebsten über die „Wahnideologie Multikulturalismus", die „Kolonisierung" durch „fremde Völker" und sorgt sich über die wachsende Zahl von Dönerständen in Wien. Auf der nächsten Seite: Beziehungen zu gewaltbereiten Hooligans.

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