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Karriere nach der Wirtschaftsprüfung? Wie der Big Four-Absprung gelingt

Ein Berufseinstieg in der Wirtschaftsprüfung ist eine durchaus attraktiv: Wer die Bücher von Großunternehmen prüft, bekommt Einblick in vielfältige Geschäftsmodelle und Unternehmenskulturen. Innerhalb von kurzer Zeit kann man verschiedenste Branchen kennenlernen und sich dann auch spezialisieren. Gerade die „Big Four-Unternehmen", also PwC, EY, KPMG und Deloitte, sind bei Bewerbern begehrt. Doch: Für wen ist ein Einstieg bei den sinnvoll? Und vor allem: Was kommt danach?

Die Fluktuation bei den gilt als relativ hoch - die Gründe dafür sind neben den häufig langen Arbeitszeiten auch das Projektgeschäft, das viel Reisen mit sich bringt. „Viele haben irgendwann genug vom ständigen unterwegs sein", beobachtet Stefanie Storck, Headhunterin bei in Frankfurt. Zwar haben in den letzten Monaten Corona-bedingt auch Wirtschaftsprüfer ihre Arbeit ins Home Office verlegt - ob die Präsenz in den berüchtigten Prüferzimmern allerdings tatsächlich Geschichte ist, muss sich noch zeigen.

„Wer nach der Uni bei den Big Four einsteigt, wird eine Art Edel-Trainee. Die Unternehmen setzen hervorragende Ausbildungs- und Schulungskonzepte ein", so Marcus Michel, der als Headhunter bei contagi PERSONAL Fach- und Führungspositionen besetzt. Berufseinsteigern mit BWL-Hintergrund würde Michel darum den Einstieg bei den Big4 jederzeit empfehlen: Wer keine Angst vor dem „numbers crunching" hat, könne dort exzellente Grundlagen legen.

Die „Sollbruchstelle" komme, so Michel, bei vielen Big Four-Mitarbeitern nach drei bis vier Jahren. „Sie müssen dann in sich gehen und überlegen, was Sie wollen. Bleiben Sie im Audit und versuchen, irgendwann ? Oder wollen Sie auf Unternehmensseite wechseln?", beschreibt Stefanie Storck die Optionen.

„Wer ein paar Jahre Audit-Erfahrung bei den hat, dem stehen verschiedenste Möglichkeiten offen, etwa in Richtung Finance, Risk, Compliance oder internal Audit", so Marcus Michel. „Generell sehen wir, dass Kandidaten von den Big Four eher zu größeren Unternehmen wechseln", ergänzt Stefanie Storck. Dies liege auf der Hand: Wer jahrelang die Bücher von DAX-Unternehmen und Konzernen geprüft habe, dem sei diese Welt bereits gut vertraut.

„Von den Big Four in ein mittelständisches Unternehmen zu wechseln, kann dagegen schwierig sein", so Storck. Auf der Fachebene zu wechseln, etwa ins Finance oder Controlling, sei kein Problem - anders sähe es bei Führungspositionen aus. „Wir haben ganz aktuell zwei Führungsposten bei mittelständischen Unternehmen im produzierenden Gewerbe besetzt - unter den Bewerbern waren jede Menge Big Four'ler", berichtet Storck. „Die Unternehmen hatten hier allerdings Vorbehalte: Gerade im Mittelstand ist Hand-on-Mentalität gefragt, man muss auch mal mit einem Lagerarbeiter sprechen können - und das wurde in diesem Fall den Bewerbern von den Big Four weniger zugetraut." Hinzu kam, so Storck, dass man als Externer teilweise weniger tief in operative Prozesse eingebunden ist und nicht immer die gesamte Umsetzung begleitet - hier hatten Bewerber mit Unternehmens-Background mehr Erfahrung.

Für die meisten geht es nach den Big Four also auf Unternehmensseite - ab und an komme es, so Marcus Michel, aber auch vor, dass Leute in den öffentlichen Sektor oder auch in die Strategieberatung wechseln.

Wer sich dazu entschließt, im Audit zu bleiben, kann sich nach und nach auf eine bestimmte Branche spezialisieren. „Manchmal ist das allerdings auch von außen vorgegeben, etwa weil es in einem bestimmten Sektor viele Mandate gibt. Der eigene Entscheidungsspielraum ist mitunter begrenzt", so Stefanie Storck. Nach drei Jahren kann außerdem das Wirtschaftsprüfer-Examen in Angriff genommen werden, das mittlerweile - dem Vorbild des „Bologna-Prozesses" folgend - modularisiert ist. Wer in der Wirtschaftsprüfung bleibt, wechselt häufig innerhalb der Big Four - etwa weil ein Beratungsmandat neu vergeben wurde, oder auch, um in Führungsverantwortung zu kommen. Wer im Audit bleibt, hat die Chance, irgendwann Partner zu werden. Es gilt weiterhin das Prinzip „up or out": „Wenn Sie nach zehn Jahren nicht Partner geworden sind, bleibt Ihnen nicht viel anderes übrig, als zu gehen", so Headhunter Michel.

Photo by Josh Calabrese on Unsplash

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