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Vorstellungsgespräch: Gibt es Fragen, die man nicht stellen sollte?

Fragen stellen im Job-Interview: Was auf den ersten Blick relativ banal wirkt, kann unter Umständen heikel werden. Denn: Die Fragen, die gestellt werden, sagen über die Bewerberin oder den Bewerber viel aus. Was sind gute, smarte Fragen? Und vor allem: Wo liegen Fallstricke, oder anders: Was sollte man auf keinen Fall fragen? Eine Headhunterin und ein Karrierecoach geben Einblicke.

Urlaub, Überstunden, Negativpresse

Es gibt eine Reihe von Dingen, die die Bewerberin oder den Bewerber brennend interessieren, die aber als allgemein heikel gelten. Das Thema Urlaub gehört dazu: Kann man nach der Zahl der Urlaubstage fragen, wenn diese vom Arbeitgeber nicht schon kommuniziert wurde? Und darf Urlaub erst nach Ablauf der Probezeit genommen werden? Walter Feichtner, Karrierecoach in München und Autor von entsprechenden Ratgebern, empfiehlt, diese Fragen taktvoll und behutsam zu stellen. Sein Rat: Ein ganzes Bündel an Fragen mitbringen und heikle Fragen galant dazwischen streuen. Noch besser sei es, an Dinge anzuknüpfen, die von Arbeitgeberseite im Verlauf des Gesprächs gesagt wurden, hier eine Brücke zu schlagen und die eigene Frage unterzubringen.

Sabrina Tamm, die als Headhunterin in Frankfurt mit ihrer Firma financial talents seit vielen Jahren Bewerbungsprozesse in der Finanzwelt begleitet, schlägt eine andere Strategie vor: „Sie sollten genau schauen, wem Sie gerade gegenübersitzen. Sind das fast ausschließlich Managing Directors? Dann sollten Sie potenziell heikle Themen eher nicht ansprechen. Und zwar nicht aus vorauseilendem Gehorsam, sondern weil Sie vermutlich eine eher schwammige Antwort bekommen werden." Also besser gar nicht fragen? „Doch, auf jeden Fall", so Sabrina Tamm. Wirkliche Tabu-Fragen gäbe es nicht, es komme aber darauf an, sie im richtigen Rahmen zu stellen - und den richtigen Leuten. Eine Kandidatin oder ein Kandidat absolviere im Lauf eines Bewerbungsverfahren meist eine Reihe von Gesprächen, häufig gäbe es auch Gelegenheit, das Team kennenzulernen, etwa bei einem informellen Mittagessen. Dort sei es dann absolut legitim, die Fragen, die einem auf den Nägeln brennen, loszuwerden - sei zum Urlaub während der Probezeit, zum Betriebsklima oder zu Arbeitsbelastung und Überstunden. „Hier können Sie davon ausgehen, ehrliche und qualifizierte Antworten zu bekommen, schließlich haben Ihre künftigen Kolleginnen und Kollegen kein Interesse daran, ein Zerrbild zu zeichnen oder Dinge schönzureden", so Sabrina Tamm.

Was ist mit Fragen zum Image des Unternehmens, etwa negativer Medienberichterstattung? Karrierecoach Walter Feichtner rät auch hier zu Fingerspitzengefühl: Es sei durchaus möglich, kritische Themen anzusprechen und auszuloten, wie das Unternehmen hier reagiere. Allerdings solle man das nicht im „Verhör-Modus" tun, sondern die Frage auf die Zukunft gerichtet formulieren: „Was haben Sie vor, hier in Zukunft anders zu machen, wie stellen Sie sich hier auf?"

Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten

Nach Aufstiegs-, Beförderungs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu fragen, ist in vielen Branchen ein zweischneidiges Schwert. „Wenn Bewerber hier zu sehr nachhaken, kann beim Arbeitgeber der Eindruck entstehen, dass die Kandidatin oder der Kandidat eigentlich gar kein Interesse an der aktuellen Stelle hat, sondern am Liebsten direkt eine Stufe überspringen würde", berichtet Karriereexperte Walter Feichtner.

Sabrina Tamm sieht das anders: „Das mag in anderen Sektoren gelten, in der Financial-Services-Industrie ist das anders. Wir haben klare Aufstiegswege und es ist absolut Usus, das Thema Aufstieg anzusprechen." Dazu gehöre, so Tamm, nicht nur Beförderungs-Patterns sondern beispielsweise auch die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen. Wer von außen einsteige, könne durchaus fragen, was erreicht werden muss, um mit den internen Kolleginnen und Kollegen aufzuschließen und beim nächsten Beförderungszyklus berücksichtigt zu werden. Sabrina Tamm: „Wer zeigt, dass er oder sie Karriere machen will, stellt damit das größere Committment unter Beweis - und das ist auf jeden Fall ein Plus."

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