VON SIMON HAUCK
»Ich habe Dinge gemacht, die ich so noch nie zuvor gemacht habe – und die ich wohl auch nie wieder machen werde«, erklärte die mittlerweile 47-jährige Nicole Kidman ihre Zusammenarbeit mit Werner Herzog bei der letzten Berlinale ebenso kühn wie eindeutig: draußen schlafen in der staubtrockenen
Einöde Jordaniens, lange Drehtage mit einem als berufswahnsinnig geltenden Regie-Ass und der Dreh einer wirklich erotischen Wannenszene.
Kein Wunder: Es sollte ihr filmisches Comeback werden, was allerdings nur bruchstückhaft gelingt. Selbst Peter Zeitlingers glänzende Kameraarbeit, die wenigstens im ersten Teil dafür sorgt, dass die lose erzählte Geschichte um die Schriftstellerin und Ethnografin Gertrude Bell halbwegs glaubhaft bleibt. Denn es fehlt Herzogs erster Spielfilmregie seit 2009, obwohl top besetzt, vor allem an Verve – und politischer Dramatik.
James Franco beim Fensterln in der Wüste? Ganz nett. Selbst der zweite Herzensbrecher (Robert Pattinson) und ein spitzfindiger Konsul (»Homeland«-Star Damian Lewis) können diesen – historisch durchaus interessanten – Stoff um den weiblichen »Lawrence von Arabien« nicht mehr vor allzu
süßer Langatmigkeit retten, was gerade auch am kitschbehangenen Score von Klaus Badelt (»Fluch der Karibik«) liegt. »Ich fühle mich wie ein Tier, das man zähmt«, sagt Kidman einmal. Und dabei wollten doch alle die Bestie in Herzog sehen.
KÖNIGIN DER WÜSTE
USA/Marokko 2015 | Regie: Werner Herzog | Mit: Nicole Kidman, James Franco u. a. | 128 min. Kinostart: 3. September
Bild: Ascot Elite