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"Das Verschwinden der Eleanor Rigby": Betrogen um ein grandioses Filmerlebnis | BR.de

Szene aus dem Film "Das Verschwinden der Eleanor Rigby" - Bild: Prokino (München)

Ein hoch ambitioniertes Projekt, die Weinstein Company als Produzenten im Kreuz und dazu ein hochbesetztes Ensemble mit Jessica Chastain ("Interstellar"/"Zero Dark Thirty"), James McAvoy ("X-Men"/"Abbitte"), William Hurt und Isabelle Huppert: Das Langfilmdebüt des New Yorker Regisseurs Ned Benson hatte wirklich beste Voraussetzungen, ein ganz besonderes Filmerlebnis zu werden.


Darum gehts:

Benson hat mit seiner Hauptdarstellerin Jessica Chastain das Projekt entwickelt. Nachdem er ihr eine erste Drehbuchfassung von "Das Verschwinden der Eleanor Rigby" zukommen ließ, bat sie ihn, sein Drehbuch umzuschreiben. Ihr fehlte die weibliche Perspektive dieser Liebesgeschichte.


Sie beschlossen, diese New Yorker Lovestory in zwei Filmen zu erzählen, aus männlicher und weiblicher Sicht. Im Herbst 2013 wurden beide Teile beim Toronto-Filmfestival gezeigt: "The Disappearence of Eleanor Rigby: Him" und "The Disappearence of Eleanor Rigby: Her". Bensons Idee war, dass der Zuschauer sich entscheiden kann, ob er im Kino entweder beide Versionen der Geschichte sehen will oder nur eine. Sich also ein ganz eigenes Bild dieser Liebesgeschichte machen kann. So hat Benson den Film gedreht.


Zusammenschnitt statt zwei Teile

Bei uns kommt jetzt aber nur ein 123-minütiger Zusammenschnitt der beiden Filme in die Kinos, der bereits in Cannes unter dem Titel "The disappearence of Eleanor Rigby: Them" lief. Was hinter den Kulissen passiert ist, darüber kann man nur spekulieren: Bekannt ist, daß seine Geldgeber, die mächtigen Weinstein-Brüder, viele Filmemacher schon oft gezwungen haben, ihre Filme nach markttechnischen Erwägungen umzuschneiden. So war es bei Wong Kar Wais "The Grandmaster" und Bong Joon-Ho´s "Snowpiercer". So wird es wohl auch jetzt gewesen sein. Ein Double-Feature verkauft sich nicht annähernd so gut wie ein konventioneller Film auf dem Weltmarkt.


Vor allen Dingen Hauptdarstellerin Jessica Chastain ist nicht glücklich, wie der Film jetzt in vielen Ländern in die Kinos kommt. Laut TheWrap.com habe sie lange dafür gekämpft, dass die Geschichte eben in zwei verschiedenen Filmen erzählt wird. Für sie sei jetzt eine regelrechte Folter, dass beide Filme zu einem verschmolzen wurden. Deutsche Filmfans müssen jetzt in die Schweiz fahren, um das "Das Verschwinden der Eleanor Rigby" so sehen zu können, wie es sich die Macher ursprünglich gewünscht haben. Dort läuft der Film als Double-Feature im Original.


Die einzige Hoffnung: Vielleicht wird es eine DVD-Auswertung beider Filme geben. Darüber sei aber "noch nicht definitiv entschieden" worden, hieß es beim deutschen Verleiher Prokino gegenüber Kino Kino.

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