1 subscription and 1 subscriber
Article

Formel 1: Kenner Tost verrät in BILD: Was Verstappen so stark macht

Alpha-Tauri-Teamchef Franz Tost (m.) mit Max Verstappen (l.) und Helmut Marko Foto: Getty Images

Verstappen ist jetzt der König der Formel 1 - und einer ahnte schon vor Jahren, was in ihm steckte.

Franz Tost (65), Teamchef von Alpha Tauri (ehemals Toro Rosso) ist einer der größten Förderer von Weltmeister Max Verstappen (24). In BILD erklärt er, wie er Verstappens Talent schon früh entdeckte. Und was der Holländer besser macht als die Konkurrenz.

Der erste holländische Formel-1-Weltmeister - dass Verstappen unfassbar talentiert ist, ist vielen im Motorsport seit vielen Jahren klar. Auch Tost. Der Österreicher war sein Teamchef, als Verstappen 2015 und Teile von 2016 für Toro Tosso fuhr. Er sagt zu BILD: „Wir haben schon gesehen, dass er dieses Talent hat, als er Kart gefahren ist."

Das ausschlaggebende Ereignis?

Tost: „Mich hat seine Formel-3-Saison fasziniert, vor allem das Rennen am Norisring. Da hat es geregnet, die Strecke ist nur 58 Sekunden Fahrtzeit lang. Er war darauf 1,5 Sekunden schneller als die anderen. Es hat ausgesehen, als würde er auf der trockenen Linie fahren und alle anderen auf der nassen. Da hat man gesehen, dass in ihm ein außerordentliches Talent steckt."

Schon mit 17 Jahren fuhr Verstappen erstmals Formel 1. Erst für das Red-Bull-Junior-Team Toro Rosso (heute Alpha Tauri), wo auch Sebastian Vettel groß wurde. Dann für Red Bull. Wo Vettel seine vier WM-Titel holte - und Verstappen jetzt seinen ersten.

17 Jahre? Viel zu jung und noch nicht reif für die Königsklasse des Motorsports, unkten damals viele. Der kleine Max habe ja noch nicht mal einen Führerschein.

Tost sah das anders: „Für mich war von Beginn an klar, dass er in der Formel 1 nicht überfordert sein würde. Max ist ein Fahrer, der von der Geschwindigkeit nicht überfordert ist und der das von Anfang an unter Kontrolle hatte."

Und was macht Verstappen besser als den Rest?

Tost: „Sein Talent und Gespür für die Geschwindigkeit und den Grip entscheidet Max von vielen anderen. Er hat in den Nachwuchsklassen schon bewiesen, dass er dieses Gespür hat. Das ist zu einem hohen Prozentsatz angeboren. Aber er hat sich das auch zu einem hohen Prozentsatz antrainiert."

Verstappens großer Vorteil gegenüber vielen seiner Konkurrenten: Papa Jos (49) ist auch Rennfahrer, fuhr 107 Formel-1-Rennen. Seine Mama Sophie war früher erfolgreiche Kartfahrerin. Ihm wurde sein Talent also nicht nur in die Wiege gelegt. Er hatte auch treue Berater an seiner Seite. Und vor allem Kenntnis des Formel-1-Zirkus.

Tost: „Max verdankt seinem Vater Jos sehr viel, der ihm von Kindheit an im Kart geholfen hat und ihn unterstützt hat. Dadurch hat er sich einen anderen Wissensstand angeeignet als ein Fahrer, der nicht so betreut wurde. Wenn man täglich jemanden bei sich hat, der sagt: Das ist falsch, das ist richtig, dann bremst man zum Beispiel wesentlich effizienter. Das hat beim Max funktioniert."

Allein ein der Nachhilfe-Unterricht vom Vater mache aber noch lange keinen Champion.

Tost: „Es gibt natürlich viele Gokart-Papas. Die sind dann aber nicht alle so schnell. Das hängt dann von der natürlichen Begabung ab, die Max in sehr hohem Prozentsatz mit sich bringt. Deshalb ist er besser als die anderen."

Dazu ist er cool und abgebrüht. Vor allem für sein Alter. Er ist fast 13 Jahre jünger als WM-Konkurrent Lewis Hamilton (36).

Tost: „Er hat sich so unter Kontrolle, dass ihm der Druck mehr oder weniger egal ist. Das hat er auch in Zandvoort (sein Heimsieg in Holland, d.Red.) gezeigt. Was er dort gezeigt hat, war sensationell. Da hat die ganze Nation auf ihn geblickt - und das hat ihn nicht gerührt. Er hat das Auto auf die Pole gestellt, das Rennen gewonnen, als wäre es das Einfachste auf der Welt."

Auch wenn es in der Saison nicht immer einfach war - Verstappen hat im entscheidenden Rennen in Yas Marina in Abu Dhabi einen kühlen Kopf bewahrt. Und souverän als erster Holländer der Geschichte eine Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen...
Original