1 subscription and 1 subscriber
Article

Formel 1: Sky-Experte Glock : „Verstappen wird alles auf eine Karte setzen"

Der ehemalige Formel-1-Pilot Timo GlockFoto: HB-Press-Agency/dpa

Vor dem großen Showdown in Abu Dhabi (14 Uhr/Sky) hat BILD mit Sky-Experte Timo Glock (39) gesprochen. Der Deutsche fuhr 91 Formel-1-Grand-Prixs - und war 2008 mal der Pechvogel, der versehentlich die Weltmeisterschaft entschieden hat.

Im Interview spricht er über den großen Showdown heute zwischen Lewis Hamilton (36) und Max Verstappen (24): Wie hoch er die Crash-Wahrscheinlichkeit einschätzt, ob vielleicht Perez oder Bottas als Torpedo ran muss und wie es ist, versehentlich in eine WM-Entscheidung einzugreifen...

BILD: Herr Glock, was erwarten Sie heute direkt nach dem Start, also bis zur ersten Kurve?

Timo Glock: „Ich glaube, Verstappen kann es sich nicht leisten, in ein Manöver zu fahren, was ihm Punktabzug bringt. Die Fia hatte ja schon angedeutet, dass man da klar vorgehen würde. Ich würde trotzdem davon ausgehen, dass er alles auf eine Karte setzt und aggressiv rangeht in Kurve eins. Wer vorne ist, diktiert das Rennen. Am Ende hat er einen Sieg mehr, es würde ihm also die WM bringen. Er müsste es aber clever machen, wenn er tatsächlich reinhält."

Wie hoch sehen Sie die Crash-Wahrscheinlichkeit im gesamten Rennen?

„50:50. Es geht um die WM. Und Verstappen wird alles daransetzen, sie zu gewinnen. Es hängt vom Verlauf des Rennens ab. Wenn sie im Rennen aufeinandertreffen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es zur Berührung und zum Crash kommt."

Könnten, um eine Strafe für die Titelanwärter zu vermeiden, die Teamkollegen am Ende die Torpedos sein?

„Ich glaube eher nicht, dass das passiert. Sie sind von der Pace zu weit weg. Sie könnten aber strategisch im Rennen eine Rolle spielen. Aber ich glaube nicht, dass sie darauf angesetzt werden, einen der beiden aus dem Rennen zu nehmen. Aber man weiß es nie..."

Lassen Sie uns auf 2008 blicken. Felipe Massa war 39 Sekunden Weltmeister, bis Sie von Hamilton überholt wurden. Wie fühlte es sich an, als Externer versehentlich in den WM-Kampf einzugreifen?

„Ich hatte während des Rennens keine Ahnung und habe erst danach erfahren, was da los war. Ich habe versucht, irgendwie diese Runde zu überleben mit diesem Reifen (Slicks bei einsetzendem Regen, d.Red.). Aber es war nicht angenehm, was da auf mich eingeprasselt ist."

Mit Mick Schumachers Crash hätten wir in Dschidda fast eine ähnliche Situation gehabt, als er Verstappen durch seinen Einschlag versehentlich den Reifenvorteil gegeben hat. Werden wir im Rennen auch eine Situation haben, in der jemand durch einen Zufall plötzlich das Zünglein an der Waage ist?

„Das kann passieren. Jeder versucht, in seinem letzten das Beste rauszuholen. Dass jemand mit einem technischen Defekt zum falschen Zeitpunkt das Safety Car rausholt und so die WM entscheidet, ist möglich. Das wäre natürlich schade, weil es die komplette Spannung rausnehmen würde. Wir wollen einen harten und fairen WM-Kampf auf der Strecke sehen."

Wer hat es insgesamt auf die 21 Rennen und alle Sessions mehr verdient?

„Schwierig. Beide haben einen sehr guten Job gemacht und haben immer nochmal auf ihre eigene Art den Unterschied gemacht. Lewis Hamilton hat sich beeindruckend zurückgekämpft, Brasilien war eins der Highlights. Beide haben es verdient. Aber ich würde mich für die Formel 1 freuen, wenn Max es macht. Weil er doch immer wieder den Unterschied gemacht hat, auch im Vergleich zu seinem Teamkollegen. Und ich würde mich freuen, wenn Michael Schumacher und Lewis Hamilton mit ihren sieben WM-Titel weiter gleichauf bleiben."

Original