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Formel 1: Schumacher-Kollege Mazepin: „Eine Ehre, mit Mick zu fahren"

Fahren auch 2022 beide für Haas: Nikita Mazepin (l.) und Mick SchumacherFoto: picture alliance/dpa

Nikita Mazepin (22), ­Teamkollege von Mick Schumacher, gilt als der ungestümste Fahrer der Formel 1. Im Interview mit Bild am Sonntag spricht er über seine Zukunftspläne und die Beziehung zu Schumi Junior.

BILD am SONNTAG: Herr Mazepin, haben Sie Spitznamen?

Nikita Mazepin (22): (grinst) Ich weiß schon, worauf Sie hinauswollen. Meine Familie nennt mich Nik oder Maz, was auch mein Fahrerkürzel in der Formel 1 ist. Dort habe ich mittlerweile viele Spitznamen. Einer davon ist „Mazespin", weil ich mich so oft gedreht habe zu Beginn. Aber vielleicht kommt demnächst ja Mazewin (dt.: siegen) dazu.

Sie gelten als rücksichtsloser und aggressiver Pilot. Wie würden Sie selbst Ihren Fahrstil beschreiben?

Ich habe ein gutes Gefühl dafür, wie weit ich mit dem Auto gehen kann. Einige Fahrer lassen sich zu einfach überholen, weil sie nur die Geschwindigkeit ihres Autos abrufen und nicht über die Grenzen hinausgehen. Das würde ich nie tun. Ich nutze jede Chance, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Natürlich ohne dabei die Regeln zu verletzen.

Ist das der einzige Weg zum Erfolg?

Ich denke schon. So fahre ich seit der Kart-Zeit. Es war noch nie einfach mich zu überholen, selbst wenn ich im langsameren Auto saß. Wir leben in einer Welt, in der wir um Millisekunden kämpfen. Da muss man jede Möglichkeit ausschöpfen.

Ist es Ihnen egal, was andere Piloten über Sie denken?

Ja. Ich arbeite für Haas und für Günther (Teamchef Steiner; d.Red.). Ich habe viele Freunde außerhalb des Fahrerlagers. Hier bin ich nur zum Arbeiten und um so schnell wie möglich zu fahren. Ich will immer der Erste sein.

Welche Note würden Sie Ihrer Saison bisher geben?

Fünf von zehn Punkten. Die Position, aus der wir gestartet sind, war schlecht. Aber wir haben Fortschritte gemacht und werden immer besser.

Der Haas ist diese Saison nicht konkurrenzfähig, Mick als Teamkollege Ihr einziger Konkurrent. Wie würden Sie Ihr Verhältnis in einem Wort beschreiben?

Ich würde sagen: erwartbar.

Was meinen Sie damit?

Wir sind Teamkollegen, die im Team beide die Anführer sein wollen. Er wird nicht akzeptieren, dass er die Nummer zwei ist. Und ich werde das auch nicht. Auf der Strecke will ich ihn genauso schlagen wie jeden anderen Fahrer auch. So pushen wir uns gegenseitig zu besseren Leistungen.

Nach Wochen verbaler Auseinandersetzungen haben Sie ihn jetzt zum Urlaub eingeladen. Werden Sie doch noch Freunde?

Freunde ist vielleicht ein bisschen viel, aber wir respektieren uns. Für mich gibt es zwei Micks. Abseits der Strecke mag ich ihn und seine Art sehr. Wir haben das gleiche Alter, sind ambitioniert und talentiert. Wenn er mal Hilfe brauchen sollte, würde ich immer probieren, ihn zu unterstützen.

Kürzlich wurde verkündet, dass Sie beide auch 2022 im Haas fahren werden. Hätten Sie sich einen anderen Fahrer als Teamkollegen erhofft?

Nein, Mick verdient zu 110 Prozent seinen Platz in der Formel 1. Soweit ich weiß, gab es keine andere Option für ihn. Das Gleiche gilt für mich. Wir sind beide schnell. Ich will Duelle mit ihm haben. Wir motivieren uns gegenseitig. Ich weiß, dass ich trainieren muss, um mit ihm mithalten zu können, weil er das täglich tut. Keiner kann sich entspannen, sonst hätte er das Nachsehen.

Was können Sie vom jeweils anderen lernen?

Er kommt aus einer sehr talentierten Familie. Die Dinge, in denen sein Vater Michael so gut war, kann man auch bei Mick erkennen. Es ist eine Ehre, mit ihm zu fahren. Ich schaue genau, was er gut macht und probiere, es noch besser zu machen.

Die Firma Ihres Vater Dmitry, der Chemiekonzern Uralchem, ist der Hauptsponsor von Haas. Haben Sie deshalb eine Cockpit-Garantie?

Ich habe meinen Platz, weil ich Rennfahrer bin und das Team eine Bereicherung in mir sieht. Der Grund für das Sponsoring ist, dass die Firma in der Formel 1 eine Möglichkeit für neue Geschäfte sieht. Ich bin der einzige russische Fahrer, und natürlich wird eine russische Firma immer in ein Team investieren wollen, in dem ein Landsmann sitzt.

Es halten sich Gerüchte, dass Ihr Vater ein eigenes Team gründet oder kaufen will.

Das wäre eine interessante Möglichkeit für ihn. Er hat aus allem Gold gemacht, was er angefangen hat. Aber ich bin sehr loyal gegenüber Haas. Wenn er also eins kaufen sollte, wäre es spannend zu sehen, wie man sich duelliert und ihn hoffentlich schlägt.

Sie würden nicht für ihn fahren?

Ausschließen würde ich es nicht. Aktuell bin ich Teil eines Teams, das auf dem zehnten von zehn Plätzen in der Konstrukteurs-WM steht. Aber ich sagte, dass ich loyal bin. Ich will mit Haas Erfolg.

Planen Sie eine Karriere nach der Karriere?

Mein Vater hat mich trotz des Motorsports nie mit der Schule aufhören lassen. Ich bin wohl aktuell der einzige Fahrer, der nebenbei noch studiert. Ich habe unter der Woche meinen Bachelor abgeschlossen. Jetzt werde ich meinen Master anfangen. Mein Leben wird erst nach der Formel 1 richtig starten. Ich bin zuversichtlich, dass Sie mich eines Tages an der Spitze einer großen Firma sehen werden.

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