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Private Unis geben Finanzen ungern preis

foto: reuters/toby melville Privatuniversitäten sollen ihre Finanzen offenlegen, fordert die ÖH.

Österreichs Privatunis müssen ihre Finanzen nicht offenlegen. Die ÖH will das ändern, die Privatuniversitätenkonferenz sieht darin aber einen Wettbewerbsnachteil

Wien - Für diese Legislaturperiode hat die Österreichische Hochschülerschaft eine spezielle Forderung: Alle Hochschulen, insbesondere die Privatunis, sollen ihre Finanzen transparent machen. Derzeit sind Letztere gesetzlich nicht dazu verpflichtet, ihr Budget offenzulegen. "Deshalb sind in diesem Sektor offene Augen wichtig", sagt Magdalena Goldinger (Fraktion Engagierter Studierender) vom ÖH-Vorsitzteam.

Für Karl Wöber, den Präsidenten der Österreichischen Privatuniversitätenkonferenz (ÖPUK), ist das eine "politisch motivierte Forderung", die er nicht nachvollziehen kann. "Privatunis stehen in einem nationalen und internationalen Wettbewerb. Eine vollständige Transparenz der Gebarung würde massive Wettbewerbsnachteile bedeuten", sagt Wöber.

Studiengebühren und Spenden

Darüber, wie viel Geld sie tatsächlich pro Jahr zur Verfügung haben, wollen auf Anfrage des UniStandard nur fünf der zwölf Privatunis Auskunft geben. Die Finanzen von Privatunis setzen sich großteils aus Studiengebühren, Spenden von Privatpersonen und Unternehmen zusammen.

Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz etwa steuerte 2012 dem Budget der Paracelsus Medizinischen Privatuni 70 Millionen Euro bei; sie verfügt für das aktuelle Studienjahr über 23 Millionen Euro. Die Katholisch-Theologische Privatuni Linz hingegen zählt die Diözese Linz und private Stiftungen zu ihren größten Geldgebern.

Bundesländer als Geldgeber

Nur vier der zwölf Privatunis finanzieren sich nur über Studiengebühren, sagt Wöber, etwa die Sigmund-Freud-Privatuni und die Webster Private University.

Auch die Danube Private University lukriert ihr 14,8 Millionen Euro schweres Budget laut Angaben der Unileitung "nur aus Studiengebühren und Spenden der Eltern der Studierenden". Dort müssen die Studierenden am meisten zahlen: 13.000 Euro sind es pro Semester. Deutlich weniger kostet ein Semester an der Katholisch-Theologischen Privatuni Linz: 363,36 Euro. Das heben auch öffentliche Unis ein, wenn Studierende zwei Toleranzsemester überschritten haben.

Studierende der Anton-Bruckner-Privatuni zahlen noch weniger: 300 Euro. Ebenso an der Musik-und-Kunst-Privatuniversität der Stadt Wien, dem ehemaligen Konservatorium. Sie ist im Besitz der Stadt Wien, die mit 16,2 Millionen Euro gleichzeitig der größte Geldgeber der privaten Uni ist.

Kein Geld vom Bund

Vom Bund dürfen Privatunis kein Geld nehmen, von Bundesländern allerdings schon - laut Jurist Heinz Mayer sei das bei Beschluss des Privatunigesetzes im Jahr 1999 eine "politische Entscheidung" gewesen.

So bekommt etwa die Paracelsus zwei Millionen Euro Basisförderung vom Land Salzburg; das Land Oberösterreich fördert die Anton-Bruckner- und die Katholisch-Theologische Privatuni. Letztere 2014 mit rund 13.000 Euro.

Von den 6,6 Millionen Euro Gesamtbudget der Modul-Privatuni stammt die größte Einnahme von der Wirtschaftskammer Wien. Die New Design University bekommt Geld von der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Es sei fragwürdig, "dass Länder und öffentliche Unternehmen in Privatunis investieren", sagt Goldinger.

Der Präsident der ÖPUK sieht das anders: "Ich denke, dass die Länder aus Überzeugung Privatunis fördern - vielleicht weil sie eine bessere Leistung erbringen als die öffentlichen." Für Goldinger ist das "besonders vor dem Hintergrund der prekären finanziellen Situation öffentlicher Unis" bedenklich.

Grundlagenforschung als Ausnahme

Die einzigen Förderungen, die Privatunis vom Bund bekommen, sind jene für Forschung. Denn auch Privatunis sind dazu verpflichtet, Grundlagenforschung zu betreiben. "Wenn man weiß, dass ein Unternehmen eine Privatuni mitfinanziert, versteht man auch, warum dort gewisse Dinge geforscht und gelehrt werden und andere nicht", sagt Goldinger.

22 Millionen Euro, also rund ein Drittel des Geldes, das Mateschitz an die Paracelsus spendete, waren beispielsweise dezidiert für den Neubau des Querschnitts- und Gewebegenerationszentrums bestimmt.

Für Goldinger besteht bei der Finanzierung von Unis durch Private oder Unternehmen schließlich eine "Gefahr der Beeinflussung", die Wöber bestreitet: "Die Akkreditierungsbestimmungen der Agentur für Qualitätssicherung stellen Anforderungen an Privatuniversitäten, die zu einer Freiheit der Forschung und Lehre an Privatuniversitäten führen."

Transparenz aus Prinzip

Die Diskussion über intransparente Drittmittel führte in Deutschland zur Gründung der Plattform hochschulwatch.de. Dort können fragwürdige Forschungsprojekte gemeldet und Geldgeber ermittelt werden. Auf Initiative der ÖH arbeitet Transparency International, Verein zur Korruptionsbekämpfung, derzeit an einem österreichischen Pendant.

Vielleicht könnte dies auch zu mehr Transparenz hinsichtlich der Finanzen der Privatuniversitäten führen, sagt Goldinger: "Wenn man so hohe Studiengebühren zahlt, will man wissen, was damit finanziert wird." Welchen Nutzen die Studierenden schließlich aus den Informationen ziehen, sei schwer abzuschätzen: "Es geht ums Prinzip."


(Lisa Breit Selina Thaler, 23.11.2015)

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