Helden des Corona-Alltags Jakob Stuhlfelder, 25, Zahnarzt, betreut weiter seine Patienten
Das öffentliche Leben steht still, doch einige Menschen halten die Gesellschaft am Laufen. Hier kommen sie zu Wort.
Das Protokoll wurde aufgezeichnet von Sebastian Späth
"Wir haben die Hygienemaßnahmen in der Praxis noch einmal erhöht. Die Eingangstür steht offen, damit keiner der Patienten die Klinke anfassen muss, am Empfang haben wir einen Spender mit Desinfektionsmittel aufgestellt. Auch die Oberflächen in der Praxis, Türklinken und PC-Tastaturen desinfizieren wir jetzt noch häufiger.
Aber ein Meter Sicherheitsabstand, wie es empfohlen wird? Das ist in meinem Job unmöglich, der geht ja nicht ohne nahen Menschenkontakt.
Wir Zahnärzte sind deshalb besonders stark ansteckungsgefährdet, aber wir schicken eigentlich keine Patienten nach Hause, erst recht nicht, wenn sie Schmerzen haben. Wir wollen ja die Gesundheit der Bevölkerung gewährleisten. Ich behalte mir aber vor, symptomatischen Patienten zu empfehlen, dass sie wieder nach Hause gehen. Und schon am Telefon klären wir ab, ob bei den Patienten Symptome bestehen könnten. Um meine eigene Gesundheit mache ich mir dabei nicht so große Sorgen, eher dass ich zur Verbreitung des Virus beitrage.
Was dazukommt: Inzwischen haben wir Engpässe bei den Atemmasken, es gibt Lieferschwierigkeiten, unser Vorrat schrumpft täglich.
Gerade haben wir nur noch eine so geringe Stückzahl, dass wir denselben Mundschutz den ganzen Tag über tragen müssen. Es bleibt uns ja nichts anderes übrig, obwohl wir ihn unter normalen Bedingungen nach jedem Patienten wechseln. Ein Mundschutz ist nämlich nur für wenige Stunden wirksam.
Spezielle FFP2- oder FFP3-Masken mit Feinpartikelfilter, die mehr Schutz bieten, werden zurzeit für rund 20 Euro pro Stück verkauft. Das ist Wucher! Und das kann sich in der aktuellen Lage nicht jede Praxis leisten, auch Zahnarztpraxen könnten in finanzielle Schieflage geraten. Bei uns etwa werden seit dieser Woche zwanzig Prozent aller Termine von den Patienten aus Angst gecancelt. Ich bin noch stärker betroffen, weil ich noch keinen festen Patientenstamm habe. Ich habe erst im März zu Arbeiten angefangen. Mir sagen zurzeit die Hälfte der Patienten ab.
Wenn das so weitergeht mit den Absagen, dann weiß ich nicht, wie lange die Praxis ihre laufenden Kosten decken kann. Ich bin noch in der Probezeit, ehrlich gesagt, bange ich zurzeit um meinen Job. Aber vielleicht mache ich mir da auch zu viele Sorgen."