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Kommentar: "Trump nicht an den eigenen Spielregeln messen"

"Trump nicht an den eigenen Spielregeln messen"

Die Demokraten streben ein Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump an. Der US-Präsident inszeniert sich als Opfer einer linken Kampagne. Unser Kommentator warnt davor, diese Reaktion als "normal" hinzunehmen.

Dass US-Präsident Trump nicht gerade ein Verfechter moralischer Werte ist, das ist nichts Neues. Mehr und mehr wird deutlich, dass er sein Amt missbraucht hat, um sich einen Vorteil zu verschaffen: Trump wollte seinen Gegnern schaden - und bat dafür nicht nur den ukrainischen Staatspräsident um Hilfe, sondern wohl auch den australischen Premierminister. Frei raus, direkt und dreist - als sei so etwas ganz normal für einen US-Präsidenten.

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Wäre Trump ein Fußballspieler, er wäre schon längst mit der roten Karte vom Platz geflogen. Doch der US-Präsident packt immer wieder die Blutgrätsche aus - und hebt dann unschuldig die Arme: "Ein anderer war's!" Gegen Kritik und Vorwürfe hat er ein bewährtes Konzept. Trump inszeniert sich als Opfer. Dann heißt es: Alle gegen ihn - und er gegen die Medien, gegen etablierte Umgangsformen, gegen die politische Korrektheit. Wer dem widerspricht, ist falsch - ein Verräter, ein Lügner. So ist das auch dieses Mal.

Die Überschreitung jeder moralischer Grenzen

Längst hat Trump die Grenzen verschoben, längst traut man ihm alles zu. Nichts scheint mehr undenkbar. Dass er dieses Spiel so lange schon, so routiniert spielt, ist gefährlich - denn die Empörung nutzt sich langsam ab. "Ach ... Trump halt wieder!" Umso wichtiger ist es, Trumps unhaltbares Verhalten immer und immer wieder zu zeigen, zu benennen, zu kritisieren. Ein Präsident, der lügt, ein Präsident ohne Respekt, der jede moralische Grenze überschreitet: Das geht nicht.

Entscheidend ist, Trump nicht an seinen eigenen Spielregeln, sondern an denen seines Amtes zu messen. Ganz egal, wie abgenutzt einem das auch vorkommen mag. Ganz egal, wie weit die Demokraten mit einem Amtsenthebungsverfahren kommen. Ganz egal, wie oft Trump das - längst schon volle - Fass noch zum Überlaufen bringt.

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Der Kommentar spiegelt die Meinung des Autors und nicht die der Redaktion wider.

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Sendung: hr-iNFO Aktuell, 01.10.2019, 15-18 Uhr
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