Von Sebastian Schreiber, ARD-Studio Washington
An seinem Schreibtisch im Oval Office sitzt Donald Trump und nimmt Saudi-Arabien erst einmal in Schutz. Ein wirklich guter Partner sei das Land gewesen, ein Verbündeter in vielen Belangen. Hunderte Milliarden Dollar habe Saudi-Arabien in den USA investiert.
Im Fokus steht der lukrative Waffenhandel, den Trump trotz aller Kritik an Saudi-Arabien nach dem Tod Jamal Khashoggis nicht stoppen will: "Ich weiß, man kann argumentieren und sagen, das spielt alles keine Rolle, denn da ist etwas ganz Schlimmes passiert. Aber damit tun wir uns selbst weh - unseren Unternehmen, unseren Jobs."
"Totales Fiasko"Wen er für den Tod Khashoggis verantwortlich macht, ließ der US-Präsident offen. Wer auch immer auf die Idee gekommen sei, den Journalisten zu ermorden, stecke nun in großen Schwierigkeiten.
Das Verhalten Saudi-Arabiens bezeichnete er als totales Fiasko: Der Versuch, den Mord zu vertuschen, so Trump wörtlich, sei einer der schlechtesten gewesen in der Geschichte von Vertuschungen.
Strafmaßnahmen für 21 PersonenTrotz der noch freundlichen Haltung Trumps gegenüber Saudi-Arabien kündigte das US-Außenministerium an, saudische Verdächtige im Fall Khashoggi mit Strafen zu belegen. Die US-Regierung sperre oder entziehe die Visa von 21 Personen. Außenminister Mike Pompeo sagte, es handle sich um Mitarbeiter des saudischen Geheimdienstes, des Königshauses und unterschiedlicher Ministerien. Sie seien an der Ermordung Khashoggis beteiligt gewesen.
"Die Strafen sind nicht das letzte Wort - wir prüfen weitere Sanktionen. Die USA tolerieren es nicht, einen Journalisten wie Jamal Khashoggi gewaltsam zum Schweigen zu bringen", sagte Pompeo. "Weder US-Präsident Trump noch ich sind glücklich mit der Situation."
Kritiker Saudi-Arabiens melden sich zu WortKhashoggi hatte Anfang des Monats das saudische Konsulat in Istanbul betreten und war nicht mehr herausgekommen. Saudi-Arabien hatte zunächst beteuert, Khashoggi habe das Konsulat lebend verlassen. Später teilte das Königshaus mit, Khashoggi sei in Folge einer Schlägerei ums Leben gekommen. Von einem geplanten Mord habe man nichts gewusst.
Abgeordnete in den USA halten das für wenig glaubwürdig - auch aus dem republikanischen Trump-Lager. Senator Rand Paul aus Kentucky sagte, es gebe gute Gründe zu glauben, dass der saudische Kronprinz von den Plänen wusste: "Es ist eine autoritäre Regierung. Nichts in diesem Land passiert, ohne dass es von oben angeordnet worden wäre. Es ist leichtgläubig zu denken, der Kronprinz sei unbeteiligt."
Zuspruch bekommen die Kritiker Saudi-Arabiens auch vom türkischen Präsidenten Erdogan. Er nannte den Vorfall im saudischen Konsulat einen "barbarisch geplanten Mord".