17 Jahre brauchte Tomasz Kucharski, um Gewissheit darüber zu erlangen, dass ein katholischer Priester sein Vater ist. Gerichtskosten, ein Vaterschaftstest und viel Recherche hat es gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Bericht einer langen Suche.
Nur zweimal ist Tomasz Kucharski seinem Vater begegnet. 1984 besuchte der katholische Priester den damals 14-Jährigen und seine Mutter in Polen, und 1989 traf Kucharski ihn in Deutschland. Sie aßen zusammen zu Mittag. Der aus Polen geflüchtete Abiturient versprach sich Hilfe von dem deutschen Priester. Dass Gottfried M. sein Vater war, erfuhr Kucharski erst viel später - ein Schicksal, das er mit vielen Kindern von Priestern teilt.
Heute haben Tomasz Kucharski und Gottfried M. nur noch über den Rechtsweg Kontakt. Über Anwälte, Akten und Gerichtsprozesse, denen der 86-jährige Priester fernbleibt. Vater will Kucharski, der heute in Düsseldorf wohnt, ihn nicht nennen. „Dazu gehört viel mehr, als nur ein Kind zu zeugen."
Kucharski ist sieben, als sich seine Mutter und der Mann trennen, den er damals für seinen Vater hält. Kucharski wächst mit ihr und seiner Schwester in der Stadt Stargard bei Stettin auf. Nach seinem Abitur Ende der 1980er-Jahre sieht er keine Zukunft in Polen.
Als Flüchtling landet er in Schleswig-Holstein, zieht dann nach Duisburg, um Ostasienwissenschaften zu studieren. Das Studium beendet er nicht. Zu aufwendig, weil er nebenbei noch arbeiten muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Kucharski wird Grafiker.
Als Flüchtling landet er in Schleswig-Holstein, zieht dann nach Duisburg, um Ostasienwissenschaften zu studieren. Das Studium beendet er nicht. Zu aufwendig, weil er nebenbei noch arbeiten muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Kucharski wird Grafiker.
Den Verdacht, dass sein Vater nicht sein Vater ist, entwickelt er erst in den 1990er-Jahren. Mit seiner Freundin redet er viel über seine Familie. Dabei erwähnt er auch den Priester, der Ende der 1960er-Jahre für einige Jahre in der Gemeinde seiner Mutter tätig war, bevor er als Missionar in die Welt aufbrach.
Kucharski sagt, er habe sich immer gewundert, warum seine Mutter Fotos des Priesters in ihrem Portemonnaie trägt. Das weckte Zweifel in ihm, auch wenn er sich damals nicht vorstellen konnte, dass Priester Kinder zeugen - ein Verstoß gegen den Zölibat. „Priester waren Popstars in Polen. Was ein Priester sagte, wurde nicht infrage gestellt", sagt er.
Dennoch lässt ihn die Vorstellung nicht los, dass Gottfried M. nicht doch sein Vater sein könne. Er schreibt einen Brief an ihn und stellt ihm diese Frage. Als der Priester darauf nicht reagiert, schickt er ein Einschreiben. Gottfried M. verweigert die Annahme.
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