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Talent Jana Niedballa: Ein Teenie im Golfrausch

Junioren-Golferin Niedballa: Trainiert für eine Karriere in der Nationalmannschaft

Auf dem Teppich zu bleiben ist für Jana Niedballa nicht drin. Im Winter übt die 17-Jährige im Hausflur auf Velours das Putten. Doch viel lieber trainiert sie auf dem Golfplatz. Seit fast drei Jahren golft Niedballa in der deutschen Junioren-Nationalmannschaft. Nun geht es in die entscheidende Saison: Im Herbst nominiert Bundestrainer Marcus Neumann die Spielerinnen für den Frauen-Kader.

"Wenn ich Musik höre, muss ich immer mitsingen", sagt Niedballa und erklärt, warum das beim Golfen nicht geht: "Ich muss doch hören, wie ich den Ball getroffen habe." Zum Golfsport hat sie ihr Vater gebracht. "Ich habe ihm oft zugeschaut und wollte dann unbedingt selbst spielen", sagt sie, "dann hat er mir einen Golfschläger abgesägt, damit er nicht so schwer ist und ich ihn schwingen kann." Aus dem Provisorium ist mittlerweile eine 3000-Euro-Golfausrüstung geworden.

Als Kind wollte Niedballa nicht, dass ihre Eltern bei Turnieren zuschauen - zu nervös war sie dann. "Früher haben wir uns im Gebüsch versteckt, aber sie hat uns immer gefunden", erzählt Mutter Dagmar. Mittlerweile freut sich ihre Tochter über die vertrauten Gesichter während der Turniere. Bei manchen Spielen darf sie sich von einem Caddy unterstützen lassen - eine Rolle, die dann ihr Vater übernimmt.

Golf-Nachhilfe für die Lehrer

Niedballa golft in Ahrensburg bei Hamburg und belegt momentan den elften Rang unter den deutschen Amateurinnen. 2009 konnte sie in Dänemark ihr erstes internationales Turnier gewinnen. Bis zum September ist jedes Wochenende für Golf reserviert. Bei den Wettkämpfen steht sie manchmal bis zu fünf Stunden auf dem Platz, vier Tage hintereinander. "Da ist viel mehr Fitness nötig, als viele glauben", sagt Niedballa, "vor allem für die Körperspannung".

Die Golfsaison mit der Nationalmannschaft hat Niedballa schon nach Frankreich, Schweden, Island oder in die Türkei geführt. Im Abstand von drei bis vier Wochen trifft sich der Kader zu Turnieren. Mehr als Golfplatz und Hotel sieht Niedballa bei ihren Reisen jedoch nicht: "Wir haben zwar schon Freizeit, aber dann lerne ich für die Schule." Ihre Hausaufgaben bekommt sie von den Lehrern per E-Mail geschickt. Um denen den Golfsport näher zu bringen, absolvierte sie mit ihnen eine Übungseinheit auf dem Grün. "Damit meine Lehrer mal sehen, wie das ist, und nicht denken, dass ich einfach eine Woche Urlaub mache", sagt sie.

Dumme Sprüche übers Golfen kennt Niedballa zur Genüge, doch sie steht selbstbewusst zu ihrem Hobby. "Viele sagen, dass das ein Oma-Sport sei", sagt sie, "aber wer sich näher damit beschäftigt, sieht, wie vielfältig es ist und was da alles passieren kann." Vorbehalte gegen das Frauengolfen sind für die Niedballa zusätzliche Motivation: "Es ist cool, wenn man beweisen kann, dass Frauen das auch gut können." Im Trainings-Duell gegen ihren Freund Maximilan Röhrig, Golfer im deutschen Männer-Kader, geht es dann auch um die Ehre. "Dann staunt er schon manchmal, dass ich das so gut kann", sagt sie stolz.

"Da war ich aufgeregt und habe gezittert"

Ab Donnerstag tritt Niedballa bei den Deutschen Lochspiel-Meisterschaften in Frankfurt am Main an und misst sich mit den 32 besten Golferinnen Deutschlands. "Da ist es wichtig, sich weit nach vorne zu spielen. Damit der Bundestrainer auch sieht, dass man Leistung bringt", sagt Niedballa.

"Zusammen mit Profis zu golfen, das war ein unglaubliches Gefühl", erinnert sich Niedballa an den Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere. Bei den Internationalen Amateurmeisterschaften im vergangenen Jahr erhielt Niedballa als zweitbeste Deutsche eine Wildcard für das PGA-Turnier in Düsseldorf. "Da war ich aufgeregt und habe gezittert, als ich die erste Runde begonnen habe", sagt Niedballa.

Viele junge Talente, die später Profigolfer werden wollen, gehen in die USA und spielen in College-Mannschaften Golf. Doch für Niedballa liegt die Zukunft vorerst in Deutschland: Nach ihrem Abitur will sie ein duales Studium im Sportmanagement beginnen - und natürlich weiter Golf spielen. "Wenn es danach immer noch so gut läuft, werde ich natürlich versuchen, Profi zu werden", sagt sie.

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