Im Interview spricht die Kabarettistin über ihren ersten Roman.
Helene Bockhorst, 33, macht beruflich Witze, ihre Themen sind dabei nicht immer komisch. Ihre Texte kreisen um Sex, Dating, Alkohol - und ihre Depression. Mit ihrer Show "Die fabelhafte Welt der Therapie" tourte die Kabarettistin zuletzt durch Deutschland. Jetzt ist ihr erster Roman "Die beste Depression der Welt" erschienen.
Im Interview spricht Helene Bockhorst über Selbstzweifel und darüber, wie es ist, während der Coronakrise mit Depressionen zu leben. bento: Die Protagonistin deines Romans, Vera, sagt zu Beginn, wenn sie sich ihre Krankheit hätte aussuchen können, hätte sie was Cooleres gewählt als eine Depression. Wie kann eine Krankheit denn cool sein?
Helene Bockhorst: Vera ist immer etwas neidisch auf Leute, die eine körperliche Krankheit haben. Sie hat das Gefühl, dass Depressionen als Krankheit nicht zählen und zögert deswegen lange Zeit auch, sich wirklich Hilfe zu holen. Ich denke, dass sich viele Betroffene tatsächlich manchmal eine Krankheit wünschen, die man direkt sieht, weil dann niemand sagt: "Vielleicht stellst du dich auch nur ein bisschen an."
Das Buch
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Affiliate-Link: Wenn jemand auf einen Link in diesem Kasten klickt und das Produkt in dem Online-Shop tatsächlich kauft, bekommen wir in manchen Fällen eine Provision. Produktbesprechungen erfolgen jedoch rein redaktionell und unabhängig.bento: Bei diesem Gedanken habe ich mich beim Lesen aber auch erwischt. Vera ist wahnsinnig träge und prokrastiniert den ganzen Tag auf einem Level, das schwer auszuhalten war.
Helene Bockhorst: Das hat mich beim Schreiben sehr interessiert: "Wie stark kann ich reingehen in den Kopf von einer depressiven Person?" Mir war bewusst, dass das auch Leute anstrengen wird, das dann zu lesen.
bento: Vera soll ein Buch schreiben, will das auch und schafft es nicht. Warum hast du ausgerechnt das zum Thema gemacht?Helene Bockhorst: Ich glaube, dass diese Hemmung, etwas Dauerhaftes zu schaffen, etwas ist, was viele Leute dieser Generation fühlen. Man hat nicht gelernt, sich auf etwas festzulegen. Man kann ganz viel posten und das auch schnell wieder löschen. Wenn man ein Buch schreibt, muss man aber damit leben, dass es dieses Buch dann gibt und für Depressive ist das eine ganz besondere Hürde.
bento: Deine Protagonistin geht zum Meditieren, zum Lachyoga und sogar zur Schamanin, bevor sie es mit einer Therapie versucht. Verdrängt sie, dass sie Hilfe braucht?
Helene Bockhorst: Ja. Ich glaube, dass es bei vielen Betroffenen eine Angst davor gibt, sich therapeutische Hilfe zu holen. Ich habe mich auch sehr geschämt und erst mal vieles andere ausprobiert. Ich dachte, es müsse erst schlimmer werden, bis ich Hilfe verdient habe. Aber damit schadet man sich nur selbst.
Für das Buch habe ich übrigens alle Sachen einmal ausprobiert, die Vera so macht. Außer das mit dem Kokain, da hab ich auf Twitter nachgefragt, wie sich das anfühlt. Das war mir dann doch zu viel der Recherche.
bento: Vera reist im Laufe des Buches auch nach Japan und wird durch einen Taifun für eine Weile daran gehindert, ihr Zimmer zu verlassen. Diese Szene ist vor dem Hintergrund des Coronavirus ja ungeahnt aktuell. Wie ist es für dich zurzeit, mit der Depression zu leben?Helene Bockhorst: Mir reißt dieser Kontrollverlust schon ziemlich den Boden weg. Unvorhergesehene Ereignisse machen es mir immer schwerer. Die machen mir das bisschen Rhythmus, das ich habe, auch noch kaputt. Ich habe mich die letzten Tage tatsächlich auch gefragt, wie das alles für Vera wäre und habe angefangen ein "Corona Spin Off" zu schreiben, also eine Kurzgeschichte, die in der Welt des Romans spielt, aber mit häuslicher Isolation. Als ich das Buch abgegeben habe, war von der Krise ja noch nichts zu ahnen.
bento: Wie gehst du denn mit der aktuellen Situation um?
Helene Bockhorst: Wenn man eh Schwierigkeiten hat, rauszugehen, dann ist es schon krass. Wenn die Einschränkungen wieder gelockert werden, wird das Rausgehen mich erst mal eine noch krassere Überwindung kosten, weil ich das so lange nicht mehr gemacht habe. Ich gehe gerade auch super selten einkaufen.
Grundsätzlich durchleide ich meine depressiven Phasen meistens wie eine Grippe. Ein bis zwei Tage nichts anderes zu machen, als stark zu leiden - und dann bin ich wieder bereit für den Alltag.
"Making the Cut" mit Heidi Klum: Ist das noch Unterhaltung - oder schon Teleshopping?
Was die neue Amazon-Serie außer Produktplatzierungen zu bieten hat
Woher nimmt diese Frau den Elan? Während auf ProSieben aktuell die 15. Staffel "Germanys Next Topmodel" läuft, ist auf Amazon Prime Video "Making the Cut" gestartet. In beiden Formaten regiert Heidi Klum als über allem wachende Mode-Instanz, Moderatorin und Chef-Jurorin. Bei "Making the Cut" geht es allerdigs nicht um die Karrieren aufstrebender Models, sondern um die von Mode-Designerinnen und -Designern.
Das Konzept ist dabei in etwa das Gleiche wie schon bei 16 Heidi-zentrischen Staffeln "Project Runway": In kürzester Zeit sollen Kleider und Blusen erdacht, geschneidert und auf dem Laufsteg präsentiert werden, das erwartbare Drama inklusive. Um die Kopie von Heidis Erfolgsformat komplett zu machen, kaufte Amazon gleich noch ihren "Project Runway"-Co-Moderator Tim Gunn mit ein, der mit seinen zwei Markenzeichen (ernstes Gesicht und feinster Zwirn) ausgestattet die Designs der internationalen Teilnehmerriege beurteilt, bevor sie vor die Jurorinnen treten dürfen.