Hannah Marienfeld, Leiterin des Personalmarketings, erklärt, auf welche Besonderheiten im Einstellungsverfahren sich potenzielle Bewerber/innen einstellen müssen und welche Kompetenzen gefragt sind.
Welche Studienrichtungen werden beim Verfassungsschutz gesucht?
Hannah Marienfeld: Wir suchen Studienabsolvent/innen aus ganz verschiedenen Fachrichtungen. Zu den klassischen Profilen gehören die sogenannten MINT-Fachkräfte (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sowie Menschen mit unterschiedlichen Fremdsprachenkompetenzen oder Volljuristen und Volljuristinnen. Zwischenzeitlich veröffentlichen wir aber auch Stellenangebote für weitere Fachrichtungen, etwa im Bereich Geistes-/Sozialwissenschaften, Psychologie oder Pädagogik. Mein Tipp ist, sich regelmäßig auf der Karrierehomepage des Verfassungsschutzes über aktuelle Stellenangebote zu informieren.
Was für Stellen werden dann beispielsweise ausgeschrieben?
Grundsätzlich kann man bei uns in allen Abteilungen des Hauses eingesetzt werden. Klassische Arbeitsfelder für Geistes- oder Sozialwissenschaftler/innen sind unsere Fach- und Querschnittsbereiche. Im Fachbereich Rechtsextremismus zum Beispiel suchen wir immer wieder Generalisten und Generalistinnen. Aber auch die Arbeitsfelder Linksextremismus und Ausländerextremismus, Islamismus und islamistischer Terrorismus oder die Spionageabwehr sind spannend. Interessante Einsatzmöglichkeiten ergeben sich zudem in der Verwaltung, etwa im Personalwesen oder aber auch in der Öffentlichkeits- oder Pressearbeit.
Wie kann ein Arbeitsalltag beim Verfassungsschutz aussehen?
Das ist sehr abhängig vom jeweiligen Einsatzbereich. Die Aufgaben sind sehr vielfältig und orientieren sich an unserem gesetzlichen Auftrag. Im Fachbereich Rechtsextremismus wertet man zum Beispiel Informationen aus und untersucht extremistische Bestrebungen. Auch ein Einsatz in der Informationsbeschaffung ist möglich. Die Aufgabe ist es dann, relevante Informationen zu gewinnen, etwa durch die Auswertung offen zugänglicher Quellen wie dem Internet sowie teilweise auch durch den Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel.
Zudem verfasst man Berichte oder hält Vorträge und informiert damit unter anderem die Vorgesetzten oder andere Sicherheitsbehörden. Grundsätzlich ist ein Einsatz sowohl im Innen- als auch im Außendienst möglich - dies ist auch abhängig von den jeweiligen Fähigkeiten und Interessen. In jedem Fall gilt: Für die Arbeit beim Verfassungsschutz muss man ein Teamplayer sein, denn man arbeitet intensiv mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit anderen Sicherheitsbehörden zusammen.
Die Tätigkeiten hängen auch davon ab, mit welchem Abschluss man einsteigt. Sachbearbeiter/innen mit Bachelor- oder Fachhochschulabschluss arbeiten bei uns als Fachexperten oder Fachexpertinnen im gehobenen Dienst. Sie sammeln unter anderem Informationen, analysieren diese und setzen sie wie ein Puzzlestück zusammen. Im Bereich des höheren Dienstes mit einem Masterabschluss/Diplom wird man perspektivisch als Führungskraft oder Fachreferent eingesetzt. Hier geht es auch viel um Teamführung und Koordinierung.
Welche Kompetenzen sollten Bewerber/innen mitbringen?
Das hängt individuell von der jeweiligen Stelle ab. Grundsätzlich gibt es formelle Kriterien, wie einen entsprechenden Abschluss und die deutsche Staatsangehörigkeit, die vorliegen müssen. Darüber hinaus ist es für uns wichtig, dass die Bewerber/innen über politisches Interesse, konkret im Bereich Innen- und Sicherheitspolitik, verfügen. Auch mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit sind sehr entscheidend, denn oft geht es darum, Vorträge zu halten oder Texte zu formulieren.
Zudem erwarten wir gute Englischkenntnisse. Wir sind zwar ein Inlandnachrichtendienst, haben aber viel Kontakt zu ausländischen Nachrichtendiensten. Neben der bereits angesprochenen Teamfähigkeit sind außerdem Zuverlässigkeit und Diskretion entscheidend, denn schließlich verfügen unsere Mitarbeiter/innen über sensible Informationen, die nicht für jeden zugänglich sind.
Können Sie etwas zu den generellen Rahmenbedingungen erzählen, wenn jemand beim Verfassungsschutz arbeitet?
Es erwartet einen in der Regel eine unbefristete Einstellung als Tarifbeschäftige/r mit einem Entgelt nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst in der Bundesverwaltung. Eine Verbeamtung der Tarifbeschäftigten ist grundsätzlich möglich, aber abhängig von der Stellensituation und weiteren Voraussetzungen. Alle Mitarbeiter/innen erhalten zudem eine monatliche Nachrichtendienstzulage. An unseren beiden Standorten Köln und Berlin bieten wir flexible Arbeitszeiten, Überstundenausgleich durch Freizeit sowie verschiedene Teilzeit-Modelle an.
Wie läuft das Auswahlverfahren ab?
Wir führen ein strukturiertes Auswahlverfahren durch, das mehrstufig aufgebaut ist. Nachdem man als Interessierte/r die passende Stelle gefunden und sich online beworben hat, findet die erste formelle Eignungsprüfung statt. Es wird beispielsweise überprüft, ob der Abschluss passend ist und die Person über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügt. Endet die Prüfung positiv, schließen sich in der Regel ein Onlinetest sowie ein schriftliches und mündliches Auswahlverfahren an. Im Anschluss erfolgen eine ärztliche Untersuchung sowie eine Sicherheitsüberprüfung. Das ist in allen Arbeitsbereichen Standard.
Aufgrund des komplexen Auswahlverfahrens und der hohen Sicherheitsanforderungen, die für die Arbeit bei einem Inlandsnachrichtendienst unabdingbar sind, dauert der Bewerbungsprozess mehrere Monate. Insofern benötigen Bewerber/innen ein wenig Geduld. Wir ermutigen Studierende daher auch, sich bei uns bereits ein Jahr vor Studienabschluss zu bewerben. Alternativ ist auch eine Bewerbung aus einem bereits bestehenden Arbeitsverhältnis eine gute Alternative.
Was überprüfen Sie zusätzlich bei der Sicherheitsüberprüfung und der ärztlichen Untersuchung?
Bei der ärztlichen Untersuchung wird die gesundheitliche Eignung festgestellt. Das geschieht auch vor dem Hintergrund der Verbeamtung beziehungsweise einer möglichen Verbeamtung zu einem späteren Zeitpunkt. Bei der Sicherheitsüberprüfung soll festgestellt werden, ob die Person die notwendige Zuverlässigkeit besitzt; dabei ist beispielsweise von Interesse, ob sie bereits strafrechtlich aufgefallen ist. Das ist natürlich auch immer eine Einzelfallprüfung.
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