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Fuchs als Dauergast: Familie Goldberg in Urbar hat Ärger

Urbar. Seit Anfang Januar haben die Goldbergs aus Urbar ein neues "Haustier". Aber keine weitere Katze und auch keinen Hund, das "Haustier" der Goldbergs ist ein Fuchs. Und der Fuchs sorgt jetzt für Unstimmigkeiten in der Siedlung in Urbar, in der sie leben.


Von unserer Reporterin Sarah Kern

Oswald Goldberg (79) erzählt, er habe eines schönen Winterabends mit seiner Frau Anita (79) auf der Couch gesessen, als beide verwirrt über das Tier gewesen seien, das draußen auf der Fensterbank saß. Mit großen Augen habe ein Fuchs ins Wohnzimmer geguckt.

Und der Fuchs kam wieder. Gleich am nächsten Abend. Und von da an regelmäßig, bis heute. Immer zwischen 20.30 Uhr und Mitternacht tappst er über die Wiese auf die Terrasse des Ehepaares. Weil die Goldbergs den Fuchs ins Herz geschlossen haben, kauften sie ihm frische Hähnchenschenkel - die extragroßen und die aus dem Angebot - und Hundefutter mit extra viel Wild.


Fürsorglich sind sie beim Tierarzt gewesen und haben sich Tabletten verschreiben lassen, die den Fuchs entwurmen sollen. Im Wohnzimmer hängt in einem schlichten Glasrahmen ein Bild des Fuchses, auf der Vitrine liegt ein Stapel Fotos, sie alle zeigen: den Fuchs. Zu sehen ist, wie die Goldbergs ihn füttern. "Er ist irgendwann so zutraulich geworden, er frisst uns jetzt aus der Hand", sagt Anita Goldberg, und man merkt ihr ihre Rührung an: "Manchmal rede ich mit ihm, und ich habe das Gefühl, er versteht mich." Andere Fotos zeigen die wartenden Goldbergs. Abend für Abend schauen sie aus dem Fenster und fragen sich: "Wo bleibt er denn, unser neuer Mitbewohner?" Den Fuchs, wie er auf dem weißen Gartenstuhl mit den bunten Kissen von Oswald Goldberg thront, so, als gehöre er zur Familie, als sei er Teil der domestizierten Tierwelt, sieht man auf einem anderen Bild.


Und genau das ist das Problem für Nachbarn wie Karsten Fauss, dessen Grundstück an den Garten der Goldbergs grenzt: "Der Fuchs ist ein wildes Tier. Das, was die Goldbergs da machen, den Fuchs anzufüttern, ist nicht artgerecht." Fauss ist wütend. "Wenn der Fuchs mal nichts zu essen bekommt, dann reißt er unsere gelben Säcke auf, in der Nachbarschaft wohnen kleine Kinder, und andere haben Kaninchen im Stall. Ich habe den Goldbergs von Anfang an gesagt, dass sie aufhören sollen, den Fuchs zu füttern."

Das ist auch die Meinung eines Experten. Eberhard Glatz, Forstamtsleiter des zuständigen Forstamts Koblenz, sagt: "Unbedingt aufhören zu füttern, um sich selbst keiner Gefahr auszusetzen." Grundsätzlich ist das sogenannte Anfüttern wilder Tiere nicht verboten, man könne aber einfach nicht wissen, mit welchen Tieren der Fuchs Kontakt hat, welche Krankheiten er übertragen kann. Da helfen Entwurmungstabletten, die für Hunde sind, überhaupt nicht, sagt Glatz. Und das ist nicht der einzige Aspekt, vor dem der Forstamtsleiter warnt: "Füchse sind wilde Tiere. Wenn sie sich in einem geschlossenen Raum befinden, weiß man nie, ob sie aggressiv reagieren, ob sie angreifen, zubeißen."


Nachbar Fauss sorgt sich, dass der Fuchs irgendwann Artgenossen anschleppen könnte. "Man weiß ja nie." Die Goldbergs sind traurig über die Entwicklungen. Für die Ängste ihrer Nachbarn haben sie kein Verständnis. "Er ist doch so ein liebes Tier", sagen beide, sitzen auf ihrer Couch und haben ein Foto ihres Fuchses in der Hand. Oswald Goldberg sagt: "Aber wenn das so weitergeht, werden wir aufhören, den Fuchs zu füttern. Das hat ja keinen Sinn mehr."

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