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Soziales Engagement: Ein anderes Bild von Mexico

Marina Schilling beobachtete den Konflikt zwischen Ureinwohnern und Regierungsanhängern.. Die Wahl-Mainzerin engagiert sich ehrenamtlich für die Menschenrechtsorganisation Carea aus Berlin.

Traumstrände und luxuriöse Hotelanlagen - das ist Mexiko. Aber auch heruntergekommene Straßenkinder, die mit Drogen dealen, prägen das Bild von dem mittelamerikanischen Staat.

Marina Schilling (33) hat die braunen, halblangen Haare nach hinten gebunden. Ihre Augen blicken ernst durch eine randlose Brille. Schilling lebt seit fünf Jahren in Mainz. Sie ist eine engagierte junge Frau, ehrenamtlich aktiv als Umweltaktivistin bei Greenpeace Mainz-Wiesbaden. Und auf Reisen gehe sie am liebsten dann, wenn sie das Reisen auch mit was Sozialem verknüpfen könne, erklärt sie. So hat sie sich als Menschenrechtsbeobachterin ein anderes Bild von Mexiko gemacht. Ein Bild, das so auch gar nicht präsent ist in den internationalen Medien, da es selbst innerhalb des Staates Mexikos eigentlich gar nicht existiert. Schilling hat für vier Wochen in Zusammenarbeit mit der Menschenrechtsorganisation „Carea" aus Berlin in zwei verschiedenen Gemeinden in Mexiko gelebt.

Bedrohung durch das Militär

Beobachtet hat die studierte Anglistin und Hispanistin den Konflikt zwischen den noch überlebenden Ureinwohnern Mexikos, Nachfahren der Mayas, die heute teilweise bei den oppositionellen Zapatistas* ein politisches Zuhause gefunden haben, und den Regierungsanhängern. „Als Menschenrechtsbeobachterin lebt man für maximal zwei Wochen in einem sozialen Umfeld mit, länger sollte es nicht sein, damit keine engeren sozialen Bindungen zu den Einwohnern entstehen", erläutert sie.

Jetzt möchte sie ihr Bild von Mexiko der westlichen Welt mitteilen. Die erste Hälfte ihres Aufenthaltes hat sie in einem touristischen Teil Mexikos verbracht. Die schönen Felder und Ländereien gehören den Ureinwohnern, also Bauern, die von der Mayakultur abstammen. „Diese sehen sich als autonome Selbstversorger und nicht als Angestellte in einem großen Touristenzentrum, was sie werden würden, wenn der Staat das Land an Tourismusketten verkaufen würde", erklärt Marina Schilling. Sie konnte auch in den wenigen Tagen miterleben, wie die Menschen sich bedroht fühlten, wenn das Militär anrückte. Offiziell gebe es diesen Konflikt in Mexiko nicht, schließlich habe Mexiko die Genfer Menschenrechtskonventionen unterschrieben. Es seien auch viel zu wenige Menschenrechtsbeobachter im Land, so die Aktivistin. Und die mexikanische Regierung tue alles, um die Zapatistas zu brechen.

Zwei Welten

„Die Regierung fährt eine Zermürbungsstrategie. Die Ureinwohner werden ständig bedroht, eingeschüchtert, ihnen wird Land weggenommen, Familienangehörige werden verschleppt", so die junge Frau. „Internationale Großkonzerne graben den Bauern zusätzlich noch das lebensnotwendige Wasser für ihre Limo-Produktion ab. Es prallen in Mexiko zwei Lebensauffassungen aufeinander: das neoliberale Denken der Regierung und das Autonomiebestreben der Minderheit indianischen Ursprungs, die sich als einfache Bauern pudelwohl fühlen."

Was sie beeindruckt hat in den vier Wochen? In der zweiten Hälfte ihres Aufenthaltes hat sie in einer Gemeinde gelebt, in der Gemeindemitglieder von regierungstreuen Gemeindemitgliedern vertrieben worden sind. „Da habe ich einen jungen Familienvater gefragt, was er sich für seine Zukunft wünscht und er hat geantwortet: Wir wollen weiter kämpfen für unsere Rechte."

*) "Zapatistas" beziehen sich als politische Ideologie auf den Revolutionsführer Emiliano Zapata aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Er wollte den Peones, den armen mexikanischen Bauern, teilweise spanischer, teilweise indigener Herkunft, ein sicheres und würdiges Leben und Auskommen geben, scheiterte aber an den reaktionären Kräften, die sich schließlich in der absurden "Partei der institutionalisierten Revolution" einen "linken" Anstrich gaben.

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