2 subscriptions and 3 subscribers
Column

Die Geschichte hinter dem Hermann-Teig

Hermann ist ein alter Bekannter. Schon in den Siebzigerjahren wurde der Sauerteig als wabbeliger Kettenbrief auf dem Schulhof und im Büro herumgereicht. Er stammt aus einer Zeit, in der Fastfood noch nicht die heimische Mikrowelle erobert hatte und Slowfood noch nicht Slowfood hieß. Dabei passt Hermann in das Konzept des bewussten Essens mit Genuss.

Wer einen Hermannkuchen oder ein Hermannbrot backen möchte, braucht einerseits Geduld – arbeitet andererseits aber auch nur mit natürlichen Zutaten. Traditionell wird der Teig von Freunden zusammen mit einer Fütterungsanleitung überreicht. Schließlich ist das Teilen ein wichtiger Teil des Brauches. Wer aber nicht darauf vertrauen will, dass ein jahrzehntealter Hermannteig irgendwann zufällig den Weg in den eigenen Kühlschrank findet, kann den Teigauch selbst ansetzen.

So geht's

Dafür werden 100 g Weizenmehl, 25 g Zucker, ein halbesPäckchen Trockenhefe und 150 ml Wasser benötigt.Die trockenen Zutaten ineinem verschließbaren Gefäß
vermengen. Achtung: Metall mag Hermann gar nicht und darf nicht damit in Berührung
kommen. Danach das Wasser einrühren und das Gefäß verschließen. Zwei Tage lang bei Zimmertemperatur und danach im Kühlschrank stehen lassen.

Täglich einmal umrühren. Der fünfte Tag ist der erste Tag der Fütterung. Den Teig mit einer Tasse Mehl, einer Tasse Milch und einer halben Tasse Zucker verrühren. Das Gefäß nicht ganz verschließen oder mit einem Tuch abdecken. Die nächsten drei Tage je einmal umrühren und die Fütterung vier Tage später wiederholen. Die kommenden vier Tage wieder einmal täglich umrühren.

Zehn Tage nach der ersten Fütterung ist Hermann ordentlich gewachsen, fertig für den Backofen – und bereit dafür, gemäß seinem Brauche weiterverschenkt zu werden. Für eine Portion des auch Glückskuchen genannten Teiges eine Tasse der ungebackenen Masse abtrennen, zusammen mit der Fütterungsanleitung an Freunde verteilen – und hoffen, dass sich der eigene Hermannteig nun wie seine Vorgänger auf eine jahrzehntelange Reise begibt.

Bildquelle: Unsplash