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Aus für "fossile Geldgeber" bei Forum Alpbach? Präsident Treichl gesprächsbereit

Aktivistinnen und Aktivisten demonstrierten in Alpbach für ein Forum ohne "fossile Geldgeber". APA/FRIDAYS FOR FUTURE

Fridays for Future forderte das Forum Alpbach auf, die Zusammenarbeit mit fossilen Geldgebern zu beenden. Treichl sagt, es müssten "beide Seiten aufeinander zugehen"

Seit vergangenem Wochenende kehrte langsam wieder Ruhe im Tiroler Bergdorf Alpbach ein, Besucherinnen, Stipendiaten und Entscheidungsträgerinnen reisten nach und nach ab. Das heißt aber nicht, dass alle Gespräche, die in Alpbach begonnen wurden, beendet sind. Denn der Dialog zwischen den Stipendiatinnen und Stipendiaten der Fridays-for-Future-Bewegung und den Verantwortlichen des Forums wird in den kommenden Wochen fortgesetzt.


Was am Freitag, dem 25. August, mit einem Klimastreik startete, führte im Lauf der zwei Wochen am Europäischen Forum Alpbach zu vielen Gesprächen und Diskussionen. Beim Streik forderten Fridays for Future (FFF) und unzählige Stipendiatinnen das Forum auf, die Zusammenarbeit mit Banken, die im großen Umfang in die fossile Energiewirtschaft investiert sind, zu stoppen, und starteten eine Petition dazu.

Als Beispiel wurde die East African Crude Oil Pipeline (Eacop) genannt, eine Rohölpipeline, die aktuell in Uganda gebaut wird. Diese wird vom französischen Ölkonzern Total Energies errichtet. Fridays for Future verweist auf eine Analyse der deutschen NGO Urgewald, die zeigt, dass Blackrock, die Erste Group und die Raiffeisen Banking Group darin investiert sind – diese drei waren Sponsoren und/oder Speaker des diesjährigen Forums.


Das sei ein klarer Widerspruch, sagt FFF-Sprecherin Johanna Frühwald: "Das Forum soll ein Ort sein, an dem Menschen tun, was sie predigen. Die Zusammenarbeit mit Banken, die mit Kohle, Öl und Gas Geld verdienen, schadet der Integrität des Forums in seiner Mission, Klimaschutz voranzutreiben." Sie verweist dabei auch auf einen der vier diesjährigen Tracks des Forums, der sich "rallying for climate action" nannte und dessen Ziel die Diskussion von nachhaltigem Klimaschutz war.

Frühwald bezieht sich auf den IPCC-Bericht und die Internationale Energieagentur (IEA) und erklärt, dass diese besagten, dass keine neuen Kohle-, Öl- und Gasvorkommen erschlossen werden dürften, wenn man die globale Erderhitzung auf ein Plus von 1,5 Grad begrenzen wolle. Eine weitere Forderung ist, dass es auf Panels keine unkritische Plattform mehr für Unternehmen wie diese geben solle, Fridays for Future nennt hier Blackrock, Raiffeisen oder UBS. Unterstützt wurde die Petition unter anderen von der Wissenschafterin und Autorin des IPCC-Berichts, Yamina Saheb, und der belgischen Klima- und Menschenrechtsaktivistin Anuna de Wever.


Dialog mit EFA-Präsident Treichl

Nach dem Start der Petition gab es ein offizielles Treffen mit dem Board des Forums, darunter der Präsident Andreas Treichl, und ein weiteres Treffen mit Vertretern der Erste Bank. Treichl zog danach sein Resümee und sagte zum STANDARD: "Ich verstehe die Forderungen, es muss aber von beiden Seiten eine sehr große Bereitschaft da sein, aufeinander zuzugehen." Hinsichtlich der Geschwindigkeit und der Abfolge der Schritte gebe es unterschiedliche Standpunkte.


Treichl zeigt sich jedoch gesprächsbereit, man werde verhandeln und daraus folgende Konsequenzen ziehen. Konkret schlägt er vor: "Ich würde es begrüßen, wenn wir zum Beispiel gemeinsam eine Liste von Sponsoren, die bereit sind, das Forum für 2024 zu unterstützen, durchgehen und die Aktivisten sagen, ob diese für sie okay sind." Denn in der Organisation des Forums Alpbach habe man nicht genügend Know-how dafür, so Treichl. Die Aktivistinnen und Aktivisten sind zuversichtlich, dass man ins Gespräch komme und "dass das EFA 2024 somit seinem Selbstverständnis als Vorreiter gerecht wird", sagt Frühwald von Fridays for Future.


Insgesamt wurde die Petition innerhalb einer Woche von 286 Personen unterzeichnet und am vorletzten Tag des Forums symbolisch an EFA-Präsident Treichl übergeben. Ob sich etwas verändert, wird sich wohl erst im nächsten Jahr zeigen – wenn wieder viele junge Menschen nach Alpbach reisen, über die Zukunft Europas diskutieren und für den Klimaschutz einstehen werden. (Sara Brandstätter, 6.9.2023)

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