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Warum von mehr Frauen in Spitzenpositionen alle profitieren

In Politik und Wirtschaft sind Frauen in der Unterzahl – das zeigt sich auch am Forum Alpbach. IMAGO/Bildagentur Muehlanger

Wer sich im Liechtenstein-Saal des Kongresszentrums umsieht, dem fällt eines sofort auf: Im Publikum sitzen etwa 60 Frauen, aber nur zehn Männer. Bei einem anderen überfüllten Podium im Kongresszentrum gibt es anschließend die Möglichkeit, Fragen zu stellen, und es melden sich nur Frauen. Ein seltener Anblick bei einem politischen Kongress. Aber das ist wohl dem Thema geschuldet: Denn bei beiden Veranstaltungen des Europäischen Forum Alpbach ging es um die Repräsentation und Gleichberechtigung von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen und deren Entscheidungsmacht im politischen Kontext. Doch was macht es eigentlich mit unserer Gesellschaft, wenn Frauen in Politik und Wirtschaft nicht am Entscheidungstisch sitzen?


Jana Degrott, eine junge Politikerin aus Luxemburg, sprach zum Beispiel über ihre Erfahrungen als Person of Color und junge Frau, als sie in die Politik gehen wollte: "Es war sehr schwer, an den Punkt zu kommen, an dem ich das Gefühl hatte, hierherzugehören". Außerdem habe sie sich ständig allein gefühlt. Warum es aber wichtig ist, seinen Platz einzufordern, erklärte die Wissenschafterin Hannah Philipps von der Universität Oxford im Paneltalk der Alfred Landecker Foundation. Sie nannte drei Punkte, die zeigen, warum Partizipation von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen wichtig ist: Wenn mehr Frauen an den Entscheidungsprozessen beteiligt sind, so Philipps, sei unsere Gesellschaft insgesamt besser repräsentiert, und unterschiedliche Themen würden inhaltlich besser vertreten werden. Außerdem ändere sich dadurch auch die Arbeitsweise von Führungskräften.


Online-Hass hält Frauen zurück

Was Frauen häufig dazu veranlasst, diese Arbeitsplätze aufzugeben oder nicht anzutreten, sind die damit verbundenen Bedrohungen. Denn Hass im Netz betrifft vor allem sie – egal, ob Politikerinnen, Start-up-Gründerinnen oder Journalistinnen. Das Kritische an der Verlagerung von Sexismus, Rassismus und Diskriminierung in den Online-Raum ist, dass man dem nicht einfach entkommen kann.

Hinzu kommt die intersektionale Komponente: "Menschen mit intersektionalem Background, zum Beispiel eine schwarze Politikerin oder jemand mit jüdischem Hintergrund, wird mehr Bedrohungen erfahren", erklärt Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin der deutschen Organisation Hate Aid, die sich gegen digitale Gewalt einsetzt. Sie spricht von zwei Ansätzen, um das Problem zu lösen: Zum einen müssen Frauen unterstützt werden, sowohl persönlich als auch durch rechtliche Beratung. Zum anderen sei ein systematischer Wandel notwendig. Denn feministische Themen werden oft im geschlossenen Raum diskutiert und als "Frauenproblem" abgetan. Doch die Folgen von diverser Repräsentation in der Demokratie seien enorm, sagt von Hodenberg.


Und vielleicht würden all diese Veränderungen schneller passieren, wenn sich auch in Settings wie dem Forum Alpbach mehr Männer für Gleichberechtigung und diverse Repräsentation einsetzen – und die Panels dazu besuchen. (Sara Brandstätter aus Alpbach, 28.8.2023)

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