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Landesamt für Statistik: Das amtlich-bayerische Data-Hub

Quelle: Landesamt für Statistik

Artikel mit Video-Inhalten

Bayern in Zahlen: 13,12 Millionen Einwohner oder auch 3,57 Millionen Legehennen. Zuständig für die Daten ist das Bayerische Landesamt für Statistik in Fürth. Ein Besuch bei den Datensammlern zeigt: Sie arbeiten nicht nur mit Statistiken.

Geburt und Tod, Wirtschaft und Soziales, Verkehr und Preise - das bayerische Landesamt für Statistik kennt die Zahlen zu allen Lebensbereichen. Vor zehn Jahren begann die Verlegung der Behörde von München nach Fürth. 2019 wurde sie abgeschlossen. Eine Konstruktion aus pinken Neonröhren leuchtet nun im Eingang des Fürther Altbaus, in dem das Amt sitzt. Drumherum: dicke Altbau-Mauern und Naturstein-Sockel des ehemaligen Quelle-Gebäudes.

Zwischen Start-Up-Flair und Fürther Altbau

Ein Amt für Statistik gibt es in Bayern schon über 200 Jahre - örtlich war mit dem Umzug Zeit für Veränderung. Und inhaltlich? "Die Kerndaten sind nach wie vor die gleichen", sagt Thomas Gößl, Präsident der Behörde. Damals wie heute werden Zahlen zur Bevölkerung in allen demografischen und sozialen Schattierungen erhoben. Ein paar inhaltliche Neuheiten haben sich aber nach 200 Jahren ergeben: Die Themen Umwelt und Klimaschutz kamen in der Politik auf die Tagesordnung - also auch in der Statistik.

Die Erfassung: Der Landwirt meldet, das Amt wertet aus

Rund 700 Mitarbeiter arbeiten im modern-sanierten ehemaligen Quelle-Gebäude. Moderne Umgebung, moderne Arbeitsweise? Die Landwirtschaft und ihre Statistik gelten als altes Handwerk. Zahlen zu Schlachtungen, Getreide-Erträgen und sogar den gelegten Eiern - Bereichsleiter Peter Tschierse kennt sie alle. Für die Landwirtschaftszählung wird ein Teil der 90.000 meldepflichtigen Betriebe kontaktiert und muss einen Fragebogen ausfüllen: Bewirtschaften Sie Ackerland? Wie viele Hektar Winterweizen, Kartoffeln, Erbsen? Zumindest könne der Fragebogen auch online ausgefüllt werden, heißt es.

Das Geschäft mit den Daten brummt

Der Landwirt sei ein fähiger Betriebsleiter, der diese Zahlen im Kopf hat. Kein Grund also diese Methode zu ändern, sagt Peter Tschierse: "Es ist grundsätzlich erprobt - liefert verlässliche Daten. Wir sind nicht so flexibel wie Forschungsinstitute, wir haben immer nur den gesetzlichen Auftrag." Forschungsinstitute, aber auch Internetkonzerne wie Facebook, Google und Amazon, wollen eben auch nur das, was das Landesamt für Statistik will: Die Daten. Für das Landesamt für Statistik ist es jedoch nicht das Geschäft mit den Daten. Ein Vorteil?

„Weil wir eben im Auftrag des Gesetzgebers handeln, haben wir Aufträge, die sind sehr lange und die sind auch sehr lange stabil. Damit bauen wir Zeitreihen auf. Diese Stabilität macht den Wert der amtlichen Statistik aus. Wir springen nicht auf jedes Thema, das in ist." Thomas Gößl, Präsident des Landesamts für Statistik Die Zukunft: Automatische Datenerfassung

Gesetzlicher Auftrag bedeutet jedoch auch, neue Techniken müssen gründlich erprobt und gesetzlich erlaubt werden. Daran wird gearbeitet: In der Landwirtschaftsstatistik versucht man mit Satellitenbildern die Ernte zu schätzen. Mit dem Einsatz von Mobilfunkdaten sollen die Verkehrs- oder die Tourismusstatistiken automatisch erfasst werden. Und: Auch in der Preisstatistik wird an neuen Möglichkeiten getüftelt. Bisher schickt das Landesamt sogenannte Preiserheber mit einem Tablet in den Supermarkt. In Zukunft könnten die Daten der Scannerkassen automatisiert übernommen werden.

Die Bibliothek des Fürther Landesamts ist die zweitgrößte statistische Bibliothek in Deutschland - nach der des statistischen Bundesamts.

Verlässlich statt innovativ

Ein Kilo Mehl, eine Packung Chips, 250 Milliliter Sahne - die Supermarktkasse erfasst die Produkte, das Landesamt verwertet weiter. Trotzdem treten die Statistiker vorsichtig an die neuen Techniken: Die Informationen der Scanner müssen zuerst mit der Erfassungsmethode des Landesamts übereinstimmen.

„Es geht ja nicht darum, dass wir möglichst schöne Methoden verkaufen und ganz modern sind, sondern es geht in erster Linie darum, dass wir die Daten, die gebraucht werden, der Politik, der Verwaltung und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen können." Sara Bleninger, Sachgebietsleiterin Preis- und Verdienststatistik Statistik als Diskussionsgrundlage: Von Gender Pay Gap bis Konjunktur

Daten der Landesämter für Statistik dienen zum Beispiel bei der Bestimmung der Wahlkreise bei Wahlen und der Anteile des Finanzausgleichs. Aber auch außerhalb der Politik finden die Zahlen Verwendung. Die Diskussionen rund um den Gender Pay Gap, also der Ungleichbezahlung aufgrund des Geschlechts, können erst durch die amtliche Verdienststatistik entstehen. Konjunktur- und Inflationsdaten liefern Entscheidungsgrundlagen für die Gesellschaft. "Diese Zahlen sind nicht umsonst dem Gesetzgeber einiges Geld wert", sagt Präsident Dr. Thomas Gößl.

Damit die Zahlen auch dem Steuerzahler künftig einiges Geld wert sind, produziert das Landesamt für Statistik nun Erklär-Videos. Was sagt die Inflationsrate aus? Wie entstehen die Einwohnerzahlen? Was ist das Bruttoinlandsprodukt? Vielleicht füllen sich mit Verständnis die Fragebögen in Zukunft leichter aus.

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