Als Goethe auf seiner Reise nach Italien auch in Mittenwald vorbeikam, hat er den malerischen Ort im Karwendelgebirge als "lebendiges Bilderbuch" bezeichnet. Nicht nur die bunten Häuser mit der typischen "Lüftlmalerei" sind fast überall bekannt - aus Mittenwald kommen auch einige der besten Geigen der Welt.
Einer der Geigenbaumeister ist Anton Sprenger. Seine Werkstatt liegt direkt im Dorfzentrum in einem kleinen alten Haus. Gerade sitzt er an seiner Werkbank im ersten Stock und prüft mit einem Messgerät, wie dick das Holzbrett ist, das er gerade mit einem feinen Hobel bearbeitet hat.
"Also ich habe jetzt eine Bratsche in Arbeit und die hobele ich jetzt gerade auf Stärke, das heißt: Ich muss die Plattenstärke festlegen. Und da ist es so, wenn ich hartes Material habe, eine harte Fichte, dann kann ich es dünner ausarbeiten. Wenn es weicher ist, dann muss ich es stärker lassen", erklärt der Geigenbaumeister, während er mit verschiedenen Klopftönen die Ton-Resonanz der Holzplatte misst.
Kulisse für Joseph Vilsmaiers "Brandner Kaspar"Anton Sprengers Geigenbauwerkstatt sieht genau so aus, wie man sich die Werkstatt eines Geigenbauers vorstellt: Rings um die Werkbank liegen und hängen feine Werkzeuge. Neben dem Fenster steht ein Glas mit hochwertigen Pinseln. An der Wand Einmachgläser mit verschiedenen Farben und Lacken.
Besonders stolz ist der Geigenbaumeister aber auf einen unscheinbaren Holzstuhl. Auf diesem saß nämlich Joseph Vilsmaier in seinem letzten Lebensjahr ein paar Mal. "Ich habe den Film mit ausstatten dürfen: 'Der Brandner Kasper und die ewige Liebe'", erzählt Sprenger. Dafür wurde die Werkstatt fast komplett abgebaut und dann am Drehort des Films, in Niederbayern, originalgetreu wieder aufgebaut.
Eine Geige für Mozart und zwei Mittenwalder in New YorkAnton Sprenger ist der Nachkomme des legendären Geigenbauers Matthias Klotz. Der Schneiders-Sohn wurde vor rund 350 Jahren als Jugendlicher nach Italien geschickt, um dort das Geigenbau-Handwerk zu erlernen. 16 Jahre später kehrte er nach Mittenwald zurück und begründete dort die weltbekannte Geigenbau-Tradition. Eine der Klotz-Werkstätten war direkt im Haus nebenan und dort wurde laut Sprenger auch eine Geige für Mozart gebaut.
Wenn Anton Sprenger nicht in der Werkstatt arbeitet oder selbst Geige spielt, beschäftigt er sich viel mit Kunstgeschichte und Dialektforschung. Ganz besonders wichtig ist ihm aber die Kulturgeschichte seines Heimatortes Mittenwald.
So hat der Geigenbaumeister vor etwa zehn Jahren zufällig in einem Buch gelesen, dass es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei weitere Vorfahren von ihm weit gebracht haben, und zwar in Amerika: Die Brüder Johann und Matthias Sprenger verließen Mittenwald und wurden die ersten Geigenbauer in New York City.
"Das finde ich eine ganz interessante Geschichte, dass zwei Buben aus unserem Bergdorf in New York die ersten Geigenmacher waren." Anton Sprenger, Geigenbaumeister (Bitte ein Bild der Bildergalerie anklicken, damit die Bildbeschreibung angezeigt wird.)