Mit ihrem Magazin „stained" möchten Emilia und Resi zeigen, wie politisch die Periode ist.
Interview von Sandra Belschner
Emilia Stemmler und Theresia Polster haben mit „stained" das Magazin herausgebracht, das sie sich in ihrer Jugend gewünscht hätten.
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Die 21-jährige Emilia Stemmler und die gleichaltrige Theresia Polster hatten keine Lust mehr, sich Sprüche anzuhören wie „Da hat wohl jemand seine Tage". Sie wollten nicht mehr flüsternd nach Tampons fragen oder mit Krämpfen arbeiten gehen. Aus diesem Frust entstand die Idee zu ihrem Projekt „stained", ein „Zine" zum Thema Menstruation - also ein Magazin im Mini-Format, das sie auch selbst herausgeben. Resi studiert soziale Arbeit in Dresden, Emilia Publizistik und Kommunikationswissenschaften in Berlin. Die beiden haben sich auf einem Seminar kennengelernt. Zusammen mit anderen Künstler*innen haben sie das Zine gestaltet, das sie gerne in die Hand gedrückt bekommen hätten, als sie anfingen zu menstruieren. Vorerst soll es bei einer Ausgabe bleiben. Emilia und Theresia möchten erstmal ein Gefühl dafür bekommen, wie das Produkt ankommt. Wir haben mit den beiden über den Entstehungsprozess von „stained" gesprochen und darüber, wie ihr Zine zur Enttabuisierung der Menstruation beitragen soll.
Resi: Ja. Es gibt einige Aspekte, die das Thema Menstruation zu einem politischen Thema machen.
Resi: Zum Beispiel, dass wir immer noch in einem patriarchalen kapitalistischen System aufwachsen und leben. Dieses System denkt Menstruierende nicht mit, sei es in der fehlenden Bereitstellung von Menstruationsprodukten zum Beispiel in Schulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen. Zusätzlich sind diese Produkte sehr teuer. Ich finde Schottland ist bei diesem Thema ein guter Vorreiter. Dort soll es bald einen freien Zugang zu Binden und Tampons geben. Das sollte überall der Fall sein. Außerdem suggeriert uns unsere Leistungsgesellschaft, dass wir zu jedem Zeitpunkt produktiv sein müssen, das erzeugt einen enormen Druck.
Emilia: In unserem Zine wird auch deutlich, dass die Menstruationserlebnisse jeder einzelnen Person mit dem Vorhanden- oder Nicht-Vorhandensein von Privilegien und mit Diskriminierungserfahrungen zusammenhängen. Es beginnt damit, überhaupt als menstruierende Person gelesen zu werden, auf die erste Menstruation angemessen vorbereitet worden zu sein, Mülleimer für benutzte Menstruationsprodukte in den Toilettenkabinen vorzufinden oder Zugang zu Informationen rund um das Thema zu haben. Die Liste ist lang.
„ Es wird erwartet, dass Personen, sobald sie menstruieren, Expert*innen sind und sich damit auskennen"
Resi: Ich hatte das Thema Menstruation im Bio-Unterricht, das war sehr schambehaftet. Uns wurde einfach eine Packung Binden und Tampons in die Hand gedrückt. Damit habe ich mich überhaupt nicht vorbereitet gefühlt.
Emilia: Ich habe im Skilager in der 8. Klasse angefangen zu menstruieren, was nicht der beste Ort war, um damit anzufangen. Wie viele menstruierende Personen, wurde ich von der Unregelmäßigkeit meiner Periode einige Male überrascht. Dadurch habe ich auch mal die helle Jeans in der Schule vollgeblutet. Da es damals noch wenig Sensibilisierung dafür gab, war das natürlich ein riesengroßes Thema und etwas, was ich instinktiv versucht habe, zu verstecken. Ich habe oft den klassischen Toilettenpapier-Wickel gemacht, weil ich kein Menstruationsprodukt zur Hand hatte. Es wird erwartet, dass Personen, sobald sie menstruieren, Expert*innen sind und sich damit auskennen. Dabei sind die meisten in der Situation total überfordert.
„An diesem Tag hat meine Periode voll reingekickt und ich habe vor Krämpfen kaum stehen können"
Eine Illustration aus dem Zine „stained - Perspektiven auf Menstruation".
Illustration: Vanessa Voigt
„Wir wollten, dass jede Seite mit dem individuellen Blut befleckt wird"
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