Unsere Autorin eckt bei den Besuchen in der Heimat immer wieder an - aber das ist es ihr wert.
Um seine Überzeugungen zu vertreten, muss man auf dem Dorf schon mal die Hörner ausfahren.
Illustration: Daniela Rudolf-Lübke
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Die „Daheimgebliebenen" stempeln das gerne als Überheblichkeit ab. Sie glauben, dass wir Anecker*innen uns unsere Denkweisen erst durch das Leben in der Stadt angeeignet haben. Aber das ist falsch. Ich habe schon vor meinem Auszug an dem konservativen Weltbild meiner Heimat gezweifelt. Schon vor Jahren hat es mich wütend gemacht, dass eine Frau wochenlang Dorfgespräch wurde, nur weil ihr neuer Freund eine andere Muttersprache hatte als die restlichen Dorfbewohner*innen. In vielen Situationen hätte ich gerne etwas gesagt. Aber das ist nicht immer so einfach, schließlich will man auch irgendwie dazugehören. Das Leben in der Stadt änderte nicht meine Überzeugungen, es gab mir den Mut, zu meinen Überzeugungen zu stehen. Genau dieses Mutes versuche ich mich jetzt immer wieder zu bedienen, wenn ich aufs Land fahre. Ich will davon etwas abgeben. Weil ich weiß, dass nicht alle die Möglichkeit zu dieser Stadt-Erfahrung haben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf dem Land nicht noch mehr potentielle Anecker*innen gibt.
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