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Italien rennt

Matteo Renzi und der amerikanische Außenminister John Kerry -- Foto: wiki commons

Matteo Renzi, der neue Premier Italiens scheint nur aus Superlativen zu bestehen. Er ist jüngster Regierungschef, hat bei der Europawahl für seine Partei „Partito Democratico" sagenhafte 40,8 Prozent erzielt und ist somit stärkste Linksfraktion im Europaparlament.


Was haben wir nicht schon alles mitgemacht, mit dem „Bel Paese". Erst der nicht altern wollende, sich mit Minderjährigen verjüngende Silvio Berlusconi, jetzt der „ragazzo" Matteo Renzi, der der Welt erst noch beweisen muss, dass er auf internationalem Parkett nicht wie ein Schuljunge wirkt.


Die Italienkorrespondentin der ZEIT, Birgit Schönau, nennt Matteo Renzi „das Gesicht des Südens" in ihrem Artikel vom 12. Juni 2014. Als „Verschrotterer" (italienisch: rottamatore) hat Renzi seinem Namen bereits alle Ehre gemacht. Seine Ziele für Italien sind ehrgeizig: Es geht der Verwaltung, dem Wahlrecht und den Schulden an den Kragen.


Entlastung der Staatskasse dank eBay


Um den Senat und auch die Staatskasse zu entlasten, erlaubte Renzi im April 2014 die Versteigerung von 1500 Fahrzeugen. 170 der Staatskarossen wurden sofort auf eBay ersteigert - darunter Maserati, BMW und Alfa Romeo.


Renzi zeigt mit seinen Reformen - Veränderung des Wahlsystems, Verkleinerung des Senats und Entlastung der Geringverdiener, dass er sein Land voran bringen will. Der „ragazzo" will beweisen, dass es ein besseres Italien gibt.


Junger Aufsteiger

Renzis Karriere ist nicht ohne. Der 1975 geborene Florentiner leitete seinen steilen Aufstieg mit der Bestätigung als Anführer seiner „Partito Democratico" im Dezember 2013 ein. Wenige Monate später, am 22. Februar 2014 wird der Bürgermeister von Florenz als jüngster Premier des Landes bestätigt.


Italien rennt. Im Mai geht es im italienischen Parlament um die Entlastung der Geringverdiener, mit Einkünften in Höhe von 1500 Euro monatlich oder darunter - zehn Millionen Italiener sollen mehr Geld in der Tasche haben und den Konsum fördern. Die geplanten Einsparungen: Zehn Milliarden Euro.


Kampf gegen Steuerhinterziehung

Gerade aktuell: Das so genannte „Modello 730". Ab April 2015 soll die Lohnsteuer für 2014 elektronisch und automatisiert von der „Agenzia delle Entrate" abgerechnet werden - im ersten Schritt für die Angestellten, im zweiten für die Selbständigen und Ladenbesitzer.


Die Kassensysteme werden automatisiert, die Umsätze direkt ans Finanzamt übertragen. Die italienische Zeitung „La Repubblica" titelt heute wie folgt: „Automatische Datenübertragung bei Belegen, elektronische Rechnungen: Renzis Plan gegen die Steuerhinterziehung". Diese Reform steht am 30. Juni im Parlament zur Abstimmung.


Auffallend ist: Italien entfernt sich von der populistischen Berichterstattung über den Staatschef, die Normalität tut dem Bel Paese gut. Und für die fantastischen Geschichten gibt es ja Beppe Grillo, den Anführer der „Fünf-Sterne-Bewegung" oder Amüsantes über die Sozialstunden Berlusconis.

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