Es ist still auf der Insel. Verdächtig still. Vom Sturm da draußen, in dem eben ein Passagierflugzeug in die tobende See stürzt, erfahren wir wie durch einen luziden Albtraum einer KI, ein virtuelles Trugbild, das sich langsam am Firmament verflüchtigt. Von der Insel aus beobachten Vater und Tochter den Flugzeug-Schiffbruch, mit unterschiedlicher Erregung: sie mitleidig, er mit der bemerkenswerten Gelassenheit eines Menschen, der regelmäßig Yoga praktiziert und schon lange wusste, dass der Sturm kommen würde. Er selbst hat ihn entfacht.
„Der Sturm", jenes Stück, das Shakespeare im Jahr 1611 fertiggestellt hat, gilt als letztes Werk des Dramatikers, bevor er sich endgültig von der Bühne verabschiedet. Prospero erscheint darin als Alter Ego, eine Art Schöpfervater, der kraft seiner Zauberei nicht nur über das Wetter auf der Bühne, sondern auch über die Figuren um ihn herum verfügt. In der Inszenierung der Gruppe Moved by the Motion um Wu Tsang, Tosh Basco, Josh Johnson und Asma Maroof ist Prosperos Magie technisch gebannt, und das funktioniert überraschend gut: Aus seinem elektronisch abgesicherten man cave steuert Prospero die Welt mittels Codes und Softwareprogrammen. Aus dem Luftgeist Ariel wird die Androidin Arielle (Tabita Johannes), eine hochpotente künstlich intelligente Dienerin, die mit blecherner Stimme und mechanischen Bewegungen eine Yoga-Matte verräumt oder Stürme mittels Geo-Engineering entstehen lässt.