Ein dunkler Raum, in dem 36 grüne Laserstrahlen einen Käfig formen, im Hintergrund wummert noch die Soundinstallation aus dem Eingangsbereich. Doch die Laserstrahlen, die einem auch im Pekinger Stadtbild immer wieder begegnen, sperren niemanden ein: Der Käfig ist einfach zu durchbrechen, man kann ihn einfach durchlaufen.
Diese Installation von Li Hui muss man durchschreiten, um die Ausstellung "Die 8 der Wege" zu betreten. Hier in den Uferhallen wird anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Berlin-Peking junge Kunst aus der Megacity ausgestellt. Tritt man aus dem dunklen Raum, öffnet sich ein Forum mit Skulpturen, Fotografien, Videoinstallationen.
All das in der Kulisse der Weddinger Uferhallen: Betonwände, offene Rohre, Graffiti an den Türen. Die Uferhallen, so Andreas Schmid, einer der Kuratoren der Ausstellung, stellen die optimale Fläche zur Verfügung, um allen 23 Künstlern genügend Spielraum bieten zu können und eignen sich optimal, um junge Kunst aufzunehmen. "Außerdem erinnern Sie an das Kunstareal 798 in Peking", sagt er. Das ist eine Art Künstlerdorf mit Ateliers und Ausstellungshallen.
Alle Künstler der Ausstellung sind in den 70er- und 80er-Jahren geboren und größtenteils noch unbekannt. "Wir haben versucht, die Recherche ohne kuratorische Theorien zu führen", so Thomas Eller, ebenfalls Kurator der Ausstellung, vielen bekannt als ehemaliger Geschäftsführer der temporären Kunsthalle Berlin. Alle Kunstwerke tragen eine gesellschaftliche Kritik in sich. So ließ der Künstler He Xiangyu im "Cola Project" die braune Brause einkochen. Die Masse, die dabei entstand, sieht aus wie Lavagestein. Und die Message, die transportiert werden soll? "Kapitalistenbrause" schreien die Fotografien des Projekts förmlich. Genauso provokant: Seine aus Silikon, Textil und Haar geschaffene Figur "The Death of Marat", ein erschreckend echt aussehender, flach auf der Stirn liegender Ai Weiwei in Beamtenkleidung. Der bekannteste chinesische Künstler hat eine große Schau im Gropius-Bau. "Die Gedanken zur Gesellschaft sind in den Werken verarbeitet, aber es wird nicht offensiv angeklagt", so Andreas Schmid. "Man muss zwischen den Zeilen lesen." So entstand der Titel "Die 8 der Wege". Die Zahl gilt in China nicht nur als Glückszahl, sondern klingt im Deutschen auch wie das Wort "Acht" – wie Respekt.
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