Wer in Deutschland studiert, bekommt vom Staat Geld, wenn die Eltern arm genug sind. Die Förderung für Studierende, Auszubildende und Schüler nennt sich Bundesausbildungsförderung, besser bekannt als BAföG. Seit den 1970ern gibt es sie. Mit dem BAföG will der Staat für mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit sorgen. Ab diesem Wintersemester bekommen Studierende gar höhere BAföG-Sätze. Die Inflation verschlingt das Geld aber direkt wieder. Wir haben mit Studierenden gesprochen, wie sie gerade klarkommen. Spoiler: eigentlich gar nicht.
Einige haben uns gebeten, ihre Namen nicht oder nicht vollständig zu nennen. Wer wenig Geld hat, muss mit einem sozialen Stigma leben, obwohl viele Menschen für ihre Armut gar nichts können. Wir sind den Bitten nachgekommen.
"Die meiste Zeit esse ich Nudeln mit Pesto. Das macht wenigstens satt"
"Jetzt, wo ich krank bin, habe ich doch die Heizung angestellt. Seit einigen Tagen bin ich aus dem Krankenhaus zurück. Dort wurde ich wegen eines Kreuzbandrisses operiert. Gerade kann ich nicht viel mehr machen, als rumsitzen und mein Bein hochlegen – und das ist einfach zu kalt ohne Heizung. Über die Nachzahlung will ich gar nicht nachdenken.
Ich studiere Architektur und habe zwei Jobs. So arbeite ich 40 Stunden in der Woche. Das Studium kommt obendrauf. Damit das klappt, muss ich jeden Tag sehr gut planen. So ein Architekturstudium ist teuer: 100 Euro gehen jeden Monat für Pappen, Cuttermesser und Klebstoff drauf. Zu meinen Prüfungsleistungen gehört es, Modelle zu bauen. Doch das Material stellt die Hochschule nicht.
Aktuell ist es echt schlimm. Ich habe keine reichen Eltern, die mir Geld überweisen können. Meine Familie wohnt in Bayern. Ich sehe sie nur selten. Zugfahrten sind teuer. Es ist ein Unding, dass ich mir so was vom Mund absparen muss. In meiner Freizeit gönne ich mir kaum noch etwas, vielleicht mal einen Kaffee. Aber wirklich nur einen.
Meine Freunde sind heute ins Klimahaus nach Bremerhaven gefahren, einer interaktiven Ausstellung zu Wetter und Klima. Selbst wenn ich gesund wäre, wäre ich wohl nicht mitgefahren. Der Eintritt für eine Studentin kostet dort 14 Euro.
Die meiste Zeit esse ich Nudeln mit Pesto. Das macht wenigstens satt. Für die Abwechslung gibt es auch mal Brot mit dem günstigsten Hummus. Vor dem Studium habe ich viel mehr auf gesunde Ernährung geachtet. Aber gerade ist mir frisches Gemüse zu teuer.
Als Studentin wird man von der Politik mit lächerlichen Beträgen abgespeist: 230 Euro Heizkostenzuschuss für BAföG-Beziehende. Das reicht doch nicht. Man müsste das BAföG einmal komplett umkrempeln und an die Inflation anpassen. Aber bis sich das ändert, habe ich bestimmt schon meinen Studienabschluss." – Josephine, 24, Bremen
Original