Weltweit benutzen mehr als eine Milliarde Menschen Instagram (Stand: 2019). Die Hälfte davon postet jeden Tag (!) eine neue Insta-Story. Und alleine in Deutschland sind es rund 15 Millionen Nutzer. Wir sehen: Die milliardenschwere Social-Media-Plattform, die auch zum Zuckerberg-Imperium Facebook gehört, hat uns voll im Griff. Und das Potenzial Millionen von Menschen zu erreichen und in seinen Bann zu ziehen. Das hat Vor- und Nachteile.
Fest steht aber, dass wohl keiner von uns der Versuchung widerstehen kann, mal schnell auf Instagram zu checken, was gerade abgeht. Ist ja auch zu verlockend: Da tummeln sich etliche spannende Menschen, die mit uns ihre Talente teilen. Künstler, Photographen, Models - keiner, der Instagram auch nicht irgendwie als eigene Selbstdarstellungsplattform benutzt.
Wenn man jetzt aber nicht zufällig über die ein oder andere Person stolpert oder genau weiß, welches Profil man auf Instagram sucht, ist es eigentlich pure Glückssache, auf Anhieb etwas Gutes zu finden. Meistens scrollt man sich stundenlang durch einzelne Hashtags - denn mehr als einen kann bei Instagram ja nicht gleichzeitig suchen. Es gibt keine Suchmaschine, kein Verzeichnis für Instagram.
Na ja, bis jetzt. Philipp Baumgaertel hatte nämlich genau das gleiche Problem mit der heiß geliebten Plattform. Unendliche viele coole Dinge, aber unmöglich, das Beste zu finden. Wie kann man das ändern? Darüber hat sich der 34-Jährige den Kopf zerbrochen. Damals, war er noch CEO des Hamburger Start-ups Lightboys, die Lichtinstallationen auf Basis von Fotografien herstellte. Und dafür musste Baumgaertel ziemlich häufig Instagram durchforsten, um die coolsten Kreativkünstler kontaktieren zu kontaktieren.
Lightboys, gibt es leider nicht mehr. Anfang 2017 blieb dem Start-up nichts anderes übrig, als in die Insolvenz zu gehen. So hatte Baumgaertel aber Zeit, sich seinem Instagramproblem wieder zu widmen. Und fand eine Lösung: Eine Art Gelbe Seiten für Instagram. Cherrydeck, nennt er seine Plattform, bei der sich Instagramer wie in einer Branchenkartei eintragen können und nach denen man dann easy suchen kann. Der Name leitet sich von der englischen "cherry picking" ab, also Rosinen-Pickerei.
Zusammen mit einem sechsköpfigen Team arbeitet er in Hamburg an seiner Idee. Es ist nicht sein erstes Start-up: Bereits während seines BWL und VWL Studiums an der Universität Innsbruck rief er seine erste eigene Firma ins Leben. Eine Mitfahrgelegenheits-Plattform für Outdoor-Enthusiasten. Wie er selbst sagt war das zwar " super spaßig, also habe ich nie einen 'richtigen' Job angenommen." Im Gegensatz zu seinem neuen Baby. Wir haben den Gründer gefragt, wie er überhaupt auf die Idee kam und wie er selbst zu Instagram steht.
Zusammen mit einem sechsköpfigen Team arbeitet er in Hamburg an seiner Idee. Es ist nicht sein erstes Start-up: Bereits während seines BWL und VWL Studiums an der Universität Innsbruck rief er seine erste eigene Firma ins Leben. Eine Mitfahrgelegenheits-Plattform für Outdoor-Enthusiasten. Wie er selbst sagt war das zwar "super spaßig, also habe ich nie einen 'richtigen' Job angenommen." Im Gegensatz zu seinem neuen Baby. Wir haben den Gründer gefragt, wie er überhaupt auf die Idee kam und wie er selbst zu Instagram steht.
Lest hier das Interview mit dem Gründer Philipp Baumgaertel
NOIZZ: Wenn du dein Start-up in einem Satz jemanden erklären müsstest, wie würde dieser Satz lauten?
Philipp Baumgaertel: Cherrydeck ist eine Art Gelbe Seiten für ausgewählte Kreative auf Instagram.
Und was macht Cherrydeck genau?
Philipp: Wir haben eine Plattform gebaut, bei der wir Kreativen die Möglichkeit geben, ihre Instagram Portfolios smart zu kategorisieren. Im Moment sind es nur Fotografen und Models. Wer sich bei uns bewirbt und angenommen wird, der macht sein Portfolio nach Beruf, Standort und ein paar weiteren Variablen auffindbar.
Und welchen Vorteil bringt das?
Philipp: Unternehmen suchen viel auf Instagram, bei uns können sie dann ganz entspannt filtern, was sie brauchen und verlieren sich nicht im Hashtag-Salat von Instagram. Unternehmen können uns außerdem beauftragen, Kreative zu recherchieren. Solche Dienste nehmen zum Beispiel die Kette Four Seasons, das Land Tirol oder die Agentur Jung von Matt in Anspruch.
Wie kamst du auf die Idee?
Philipp: Ich habe früher oft selbst nach Kreativen gesucht. Instagram ist als Portfolio-Tool hervorragend. Mich hat aber gestört, dass man dort nur Influencer, Werbung und Freunde sieht. Man muss zufällig über Leute stolpern, um sie zu entdecken. Ich kann zum Beispiel nicht sagen: Zeig mir alle Fashion-Fotografen in London. Das geht einfach nicht.
Und wie genau hast du sie umgesetzt?
Philipp: Bei uns geht das, und die Kreativen finden es geil, weil sie nicht wieder ein neues Profil mit Content füllen müssen. Das dauert bei uns 60 Sekunden. Wir haben einen Prototypen gebaut und geschaut, ob sich Leute anmelden. Das ging relativ gut. Also habe ich zusammen mit Investoren ein kleines Team mit erstklassigen Menschen auf die Beine gestellt, und jetzt nimmt das ganze langsam richtig Fahrt auf.
Nun wissen wir alle, dass man ein Insta-Profil von bestimmten Personen dann doch easy googeln kann – welchen Vorteil hat eure Seite für mich dann?
Philipp: Ja, wenn man die Person bereits kennt ist das super, dann braucht man uns auch nicht. Aber wenn man eine Auswahl will, bieten wir das Beste aus beiden Welten an: Strukturierte Suche mit visuell getriebenen Ergebnissen. Außerdem gibt es bei uns nur gute Leute, jeder User geht durch unseren Screening-Prozess.
Hast du alle, die auf eurer Seite vertreten sind, selber ausgewählt oder haben dich manche angeschrieben, à la "Hey, ich fänd's cool, wenn ich dabei wäre"?
Philipp: Wir haben viele selbst angeschrieben, aber es kommen auch viele zu uns, weil sie von uns über Freunde erfahren haben. Und natürlich machen wir auch Marketing. Durch den Screening-Prozess werden dann circa 30 Prozent der Leute bei uns rausgefiltert.
Ihr habt im Moment zwei Sparten: "Models" und "Photographers". Das liegt bei Insta natürlich nahe, aber glaubst du eure Seite hat das Potential noch mehr Branchen zu versammeln?
Philipp: Auf jeden Fall! Wir haben bereits Film-Maker, Designer, Hair/Make-up, Künstler, Illustratoren und eben die Unternehmen auf unserer Roadmap. Schriftsteller weniger, bei uns geht es um visuell getriebene Branchen.
Und wie könnt ihr mit eurem Service Geld verdienen?
Philipp: Wir haben ein Freemium-Modell. Man kann sich umsonst anmelden und gelistet sein. So richtig Spaß macht es aber erst mit einer bezahlten Mitgliedschaft. Die ist mit etwa 70 Euro im Jahr relativ günstig. Mitte des Jahres fangen wir auch an, Unternehmen, vor allem Agenturen, einen ähnlichen Service anzubieten, der ist dann immer kostenpflichtig.
Arbeitet ihr auch mit Künstlicher Intelligenz (KI), um geeignete Profile zu finden und innerhalb dieser zu suchen?
Philipp: Wir setzen für unsere Suchmaschinenoptimierung KI-basierte Bilderkennungs-Software ein, die alle Bilder auf unserer Website in Google-lesbare Inhalte umwandelt. Das wird uns langfristig dabei helfen, dass mehr Menschen uns finden. Mit der gleichen Software können wir auch intern nach mehr Leuten suchen, also durch die normalen Filter. Das ist unser Verkaufsargument gegenüber Unternehmen, die uns einen Recherche-Auftrag geben.
Wenn Instagram irgendwann unwichtig wäre, würde auch euer Geschäftsmodell flöten gehen. Was glaubst du, welche Zukunft steht der Plattform bevor?
Philipp: Es würde trotzdem funktionieren. Denn die angereicherte Database geht ja nicht flöten. Aber natürlich haben wir bereits Pläne, um Nicht-Instagram-Nutzern auch einen Zugang zu gewähren. Zuerst verfolgen wir aber mal konsequent diese Richtung, da jeder Kreative der das Internet versteht, auch Instagram nutzt.
Wie wichtig ist dir eigentlich dein eigenes Instagram-Profil und wieviel Zeit wendest du dafür auf?
Philipp: Ich benutze mehrere Profile: ein Privates (@philippb_ok) und andere für meine Projekte, also natürlich auch @cherrydeck. Ich denke das Ganze ist auch privat super wichtig. Am Ende gibt es im Internet immer Informationen über dich. Man kann es also selbst in der Hand haben, diese Inhalte zu gestalten, oder aber man überlässt es der Interpretation anderer. In meinem Berufsfeld muss man da schon aktiv sein.
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