Tokio Hotel wurden geliebt und belächelt. Inzwischen ist die ehemalige Teenieband fast in der Bedeutungslosigkeit angekommen. Aber nur fast, wie ein Abend zwischen Hardcore-Fans in Berlin beweist.
Eigentlich könnten Tokio Hotel eine Band sein wie jede andere. Eigentlich. Wäre da nicht vor zwölf Jahren dieser eine Song gewesen: „Durch den Monsun" machte die Magdeburger Schülerband um die Zwillinge Bill und Tom Kaulitz auf einen Schlag weltberühmt. Bill, damals noch eine Mischung aus genderüberschreitender Manga-Figur und Emo-Boy, wurde zur Traum Tausender Mädchen. Das ging so weit, dass französische Jugendliche sogar Deutsch lernen wollten - allein wegen Tokio Hotel.
Als 2005 „Durch den Monsun" erschien, war ich 15 Jahre alt, genau wie die Bandmitglieder selbst. Ignorieren konnte man das Phänomen nicht. Tokio Hotel polarisierten, entweder fand man sie richtig scheiße oder richtig geil.
Ich bin eigentlich ein typisches Indie-Mädchen, das die tragischen Songs von The Smiths liebt, und trotzdem ... Manchmal entwickelt man eine besondere Verbindung zu Musik, für die man sich eigentlich ein bisschen schämt. Die englische Sprache hat dafür ein sehr schönes Wort: soft spot. Tokio Hotel sind mein soft spot.
Internationale Fans in HotpantsAls ich Freunden erzählte, dass ich jetzt, 12 Jahre nach „Durch den Monsun", ein Tokio-Hotel-Konzert besuchen werde, haben die meisten lauthals losgelacht. Die Band hat ihre besten Zeiten hinter sich. Was Verkaufszahlen und die Größe der Hallen angeht, mag das stimmen. Aber der Anblick der sich mir bietet, als ich vor der Halle von Black Box Music in Berlin-Wilhelmsruh stehe, zeigt, dass Tokio Hotel noch immer treu ergebene Fans haben. Die wenigsten hier sprechen Deutsch. Ich höre Russisch, Englisch, Finnisch und Französisch.
Sobald sie die Konzerthalle betreten, stürmen sie nach vorne, alle haben Plakate mit, und manche von ihnen sind in ihren Hotpants und Glitzertops so aufgebrezelt, als ginge es hier um was anderes als ein Tokio-Hotel-Konzert. Was erwarten diese jungen Frauen von diesem Abend? Das Bill oder Tom sie von der Bühne mit wegnehmen?
(...) Wie der Abend mit Tokio Hotel sonst so verlief, kann man auf welt.de weiterlesen.
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