Christiane Hrasky, ausgebildete Kirchenmusikerin mit abgeschlossenem Masterstudiengang Chorleitung, übernahm 2009 die künstlerische Leitung des Chores. Hier erzählt sie über ihre Schwerpunkte und die musikalische Arbeit mit dem Franz-Schubert-Chor Hamburg.
Der Franz-Schubert-Chor war und ist ein kreativer, leistungsstarker und experimentierfreudiger Chor. Mein Vorgänger Michael Petermann hat in Konzerten gerne mit musikalischen Brüchen gearbeitet. Ich fand es toll, einen Chor zu übernehmen, der sich auf solche ungewöhnlichen Programme einlässt. Das macht die Arbeit sehr spannend.
Mir ist der Chorklang enorm wichtig. Wer musikalisch anspruchsvolle Programme erarbeiten will, der muss sich auf eine stabile stimmliche Grundlage verlassen können. Und das heißt, dass jedes einzelne Chormitglied gefordert ist. Deshalb habe ich von Anfang an sehr viel Wert auf Stimmbildung gelegt. Die findet nicht nur beim ausführlichen Einsingen statt, sondern auch permanent während der Probenarbeit. Zusätzlich profitiert der Chor von Einzel- und Gruppenstimmbildung bei Nicole Dellabona und Konstantin Heintel. Ich finde, dass sich diese Arbeit sehr auszahlt, denn in den letzten Jahren hat sich der Chorklang immer weiter verbessert.
Vor allem, dass es einen starken Teamgeist gibt. Das heißt nicht nur, dass ich als Chorleitung gut mit den Sängerinnen und Sängern und mit dem Vorstand zusammenarbeite, weil wir uns gegenseitig zu schätzen wissen: ganz persönlich und mit unseren jeweiligen Fähigkeiten. Das heißt auch, dass viele immer wieder bereit sind, Kreativität und Ideen einzubringen. Das ist oft sehr, sehr lustig, manchmal auch anstrengend, aber am Ende immer lohnend.
Für das Konzert „glanz und glaube" 2010 hatten wir das Dettinger Te deum von Händel mit einer Percussions-Fassung unterlegt, um den kriegerischen Hintergrund zu unterstreichen. Nach der Hälfte sollte das Händel'sche Te deum abbrechen und mit einem martialisch beginnenden und sehr leise endenden Percussions-Solo in das Te deum von Arvo Pärt überleiten. Letzteres beginnt mit einer Tonbandeinspielung. Nun hatte der Tontechniker etwas falsch verkabelt. Die Percussionisten waren längst am Ende der Überleitung angekommen und wiederholten in Endlosschleife den Schluss-Rhythmus, aber die Einspielung kam und kam nicht. Im Saal saßen tausendzweihundert Leute, und man hätte über das leise Ram-Tam-Tam hinweg eine Stecknadel fallen hören können. Mir wurde ziemlich heiß! Aber genau in dem Moment, als ich die Spannung nicht mehr aushielt und abbrechen wollte, kam die Einspielung, und das Konzert ging weiter. Hinterher habe ich viele Rückmeldungen gehört, wie toll und beeindruckend es war, dass wir uns getraut haben, den Spannungsbogen so extrem lange auszureizen. Es hat die Wirkung des Konzerts um ein Vielfaches verstärkt.
Näheres zu Christiane Hrasky gibt es hier: www.christiane-hrasky.de