Wien. Die Historie des Hauses von Walter Bastel, einem Ur-Kaisermühlner, reicht weit in die Vergangenheit zurück. Dennoch ist dem Pensionisten klar, dass auch diese endlich ist: "Wenn ich einmal nicht mehr bin, wird es auch mein Haus irgendwann nicht mehr geben." Sein Sohn habe ihm bereits erklärt, er werde sicher nicht wieder einziehen. "Hier aufzuwachsen, das hat ihm gereicht, hat er mir erklärt", sagt Bastel. In seinen Worten schwingt viel Verständnis mit, denn er weiß selbst, dass es in dem Haus im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß ist. Doch er fühlt sich wohl und findet sich mit den Eigenheiten des Hauses, das versteckt im Hinterhof eines Wohnblocks liegt ab. Früher grenzte es an Wiesen und Obstgärten, heute ist es von mehrstöckigen Häusern umgeben.
Es ist still im ältesten Haus des Donaustädter Bezirksteils, das vor mindestens 150 Jahren erbaut wurde. Damals war in Kaisermühlen noch die Dampfschiffstation stationiert. Später kaufte Bastels Großvater das Grundstück mit dem einstigen Gasthaus. Während die Familie das Haus im Hof bewohnte, gründete er ein kleines Kaufhaus im von ihm erbauten Zinshaus am Schüttauplatz. Später übernahm Bastels Vater Karl das Geschäft und führte es gemeinsam mit seiner Ehefrau weiter. Für die Familie war es keine einfache Zeit, erinnert sich der 72-Jährige. So unbeschwert er als Kind durch Kaisermühlen streifte, so schwer sei es für ihn gewesen, bei seinen Altersgenossen als "der reiche Bastel" zu gelten. Davon, dass der Betrieb des Kaufhauses gerade so viel abwarf, wie es zum Leben brauchte, ahnte kaum jemand etwas.
Sein Image machte ihn zum Einzelgänger, erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln, aus dem keine Verbitterung spricht. Weniger gerne erinnert er sich an die Zeit im Internat der Wiener Sängerknaben. Details verrät er nicht, fügt aber hinzu: "Für mich war es damals keine schöne Zeit. Wenn ich aber heute mit einem der Knaben spreche, ist alles bestens. Da dürfte sich viel geändert haben."
Wieder zurück in Kaisermühlen, hatte Bastel den Anschluss an die alten Freunde verloren. Er trat in den elterlichen Familienbetrieb ein und entlastete so seinen Vater, der eigentlich lieber etwas Künstlerisches machen wollte. Dann hätte er ein glücklicheres Leben führen können, ist der Kaisermühlner überzeugt.