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Schafe und Ziege sollen als -Landschaftsgärtner- wieder die Arbeit aufnehmen

Schafe spielen im Projekt 'Badische Binnendünen' eine wichtige Rolle. Foto: Hebbelmann

Nabu will einen neuen Anlauf starten und Schafe und Ziegen auf dem Schwetzinger Hirschacker weiden lassen.

10.09.2013, 06:00

Von Sabine Hebbelmann

Schwetzingen. Während die grün-rote Landesregierung bereits an einen vierspurigen Ausbau denkt, hält der Streit um den ökologischen Ausgleich für den Bau der B 535 an. Dabei geht es nicht nur um das 1998 eingerichtete erste Teilstück zwischen Heidelberg-Kirchheim und Schwetzingen - Stichwort L 600. Die Fortführung der B 535 als Schwetzinger Ortsumfahrung hat weitere Eingriffe verursacht, die durch das Naturschutzprojekt "Badische Binnendünen" ausgeglichen werden sollten.

Mit dem im Jahr 2006 begonnenen Projekt verband die Naturschutzbehörde das Ziel, die wertvollen Lebensräume auf Binnendünen und Flugsandfeldern im Rhein-Neckar-Kreis zu erhalten und besser zu vernetzen. Geplant war ein Weideverbund von knapp zwanzig Kilometern, der die Naturschutzgebiete Hirschacker-Dossenwald, Oftersheimer Dünen, Pflege Schönau-Galgenbuckel, Pferdstrieb und Zugmantel-Bandholz einschloss. Schafen und Ziegen kam die Aufgabe zu, aufkommendes Gebüsch klein zu halten und mit ihrem Fell die Samen seltener Dünenpflanzen zu verbreiten.

Das Weideprojekt lief in Teilen gut an. Auf der Pferdtriebdüne in Sandhausen fraßen Ziegen nach der Teilrodung die nachwachsenden Robinienschößlinge. Auf den Oftersheimer Dünen drängten Schafe und Ziegen über mehrere Jahre Landreitgras und Goldrute zurück. Im Jahr 2010 kam es hier jedoch zu Vorfällen, bei denen Schafherden aus der Koppel ausbrachen und sich einzelne Schafe am Elektrozaun strangulierten.

Im Naturschutzgebiet Hirschacker in Schwetzingen hingegen wurde schon nach drei Weidetagen die Beweidung abgebrochen, denn die Schafe waren ausgebrochen und liefen Richtung Autobahn. Ein Tier wurde von der Polizei erschossen. Freilaufende Hunde, die Herden aufscheuchen und mobile Zäune, die niedergetreten werden - der Referatsleiterin Naturschutz und Landschaftspflege beim Regierungspräsidium Karlsruhe, Luise Murmann-Kristen, sind die Probleme bekannt. "Je näher man den Ballungsräumen kommt, desto kleiner werden die zusammenhängenden Flächen und desto mehr Probleme gibt es mit Vandalismus", erklärt sie. Benötigt würden daher feste Zäune. Auch werde es schwer, einen Schäfer zu finden, der eine durchgehende Beweidung garantiere.

Schafe gibt es jetzt nur noch auf einer künstlichen "Düne". 80 Mutterschafe mit ihren Lämmern weiden auf der ehemaligen Deponie Feilheck in unmittelbarer Nachbarschaft des Oftersheimer Dünenzuges. Die vierbeinigen Landschaftsgärtner sind seit 2009 im Auftrag der Stadt Heidelberg im Einsatz. Nach der Abdichtung der Deponie hatte die Naturschutzbehörde geeignetes Sandmaterial auf die Kuppe aufgetragen und Saatgut von passenden Sandrasenflächen ausgesät. Auf Empfehlung des Regierungspräsidiums gibt hier eine abschnittsweise Beweidung mit einer festgelegten Zahl von Tieren pro Hektar.

Das Gelände insgesamt ist durch einen massiven Zaun gesichert und videoüberwacht. Dabei geht es aber weniger um die Sicherheit der Schafe als um die des Solarparks der Stadtwerke Heidelberg, der sich ebenfalls auf der Deponie befindet. In Eigenregie plant nun der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) einen neuen Anlauf auf dem Hirschacker. Nach dem Abzug der Amerikaner, die das Gelände für Militärübungen genutzt hatten, möchte der Umweltverband hier wieder Schafe und Ziegen grasen lassen.

Nabu-Landeschef Andre Baumann will erneuten Vandalismus verhindern, indem er die Bevölkerung einbindet. "Nur bei einer funktionierenden sozialen Kontrolle ist ein Weideprojekt im Ballungsgebiet möglich", sagt er. Stabile Zäune sollten dabei die Schafe vor wilden Hunden schützen. Gute Erfahrungen seien bei einem Weideprojekt in Karlsruhe mit "Kampfeseln" gemacht worden, die hetzende Hunde vertreiben. Sollte ein neues Beweidungsprojekt entstehen, bliebe das Gebiet zugänglich, stellt Baumann klar. "Wir würden gerne mit einem Infopfad die Geschichte und die wertvolle Natur des Hirschackerwalds erlebbar machen."

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